8chan-Nachfolger: Zwischenzeitliche Rückkehr dank zwielichtiger IP-Aneignung

Nur dank eines zwielichtigen russischen Hosting-Anbieters war das 8chan-Nachfolgeforum vorübergehend wieder online. Und dann hatten die Betreiber noch Glück.

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8chan-Nachfolger: Zwischenzeitliche Rückkehr dank IP-Missbrauch

(Bild: wolfstudiobkk/Shutterstock.com)

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Der Nachfolger des berüchtigten Onlineforums 8chan ist zwar schon nicht mehr im Internet erreichbar, inzwischen wird aber deutlicher, mit welch zweifelhaften Methoden die zwischenzeitliche Rückkehr vor wenigen Tagen überhaupt möglich gemacht wurde. Als 8kun hatten die Betreiber von 8chan das Imageboard am Wochenende wieder ins Netz gestellt, sonst aber nicht viel geändert. Dafür setzten sie offenbar nicht nur auf einen russischen Hosting-Anbieter, der illegal nicht zugewiesene IP-Adressen nutzt. Sie konnten wohl außerdem die 8chan-Server aus Kalifornien zu einem neuen Standort umziehen und damit einer möglichen Konfiszierung zuvorkommen.

Nachdem mehrere rechtsextreme Terroristen auf 8chan Attentate angekündigt hatten und von anonymen Nutzern dafür Zuspruch bekommen hatten, war das Forum im August offline gegangen. Der US-Konzern Cloudflare hatte seine Verträge mit den Betreibern gekündigt und dem Forum damit den DDoS-Schutz entzogen. Die Seite war dann im Internet nicht mehr erreichbar, auch nicht während der Attentäter von Halle sich wohl darauf bezog. Die 8chan-Betreiber hatten derweil nicht aufgegeben und das Forum unter neuem Namen und unter Zuhilfenahme anderer Dienstleister wieder ins Internet – eine Variante gibt es auch im Darknet – gestellt. Nutzbar war es wegen der langen Ladezeiten aber nicht.

Wie ArsTechnica nun aufgearbeitet hat, war 8kun dabei unter der IP-Adresse 185.254.121.200 im Internet erreichbar, bei der es sich um einen sogenannten Bogon handelt. Dabei handelt es sich um nicht zugewiesene und damit eigentlich nicht aktive Netzbereiche. Der Adressbereich 185/8 wird von der RIPE verwaltet, 185.254.121.0/24 ist dabei aber gegenwärtig niemandem zugeteilt. Solche IP-Adressen werden zwar oft von Providern blockiert, ansonsten kann Traffic dahin aber von zwielichtigen Anbietern in der auf Vertrauen basierenden Infrastruktur regelwidrig auf eigene Dienste umgeleitet werden. Genau das bietet demnach der russische Hoster Media Land LLC an, auf den 8chan setzte. Damit nutzten sie einen Anbieter, auf den auch schon die Macher von Malware wie dem Zeus-Trojaner zurückgriffen, wie der Sicherheitsforscher Brian Krebs erklärt hat.

Die Investigativseite Bellingcat wiederum macht noch einen ganz anderen Aspekt öffentlich. Demnach ist es dem 8chan-Gründer Fredrick Brennan in den vergangenen Monaten angeblich fast gelungen, sein Ziel zu erreichen und das Forum komplett zu stoppen. Brennan erklärt dort, dass er herausgefunden hat, dass die physischen Server von 8chan durch eine Firma in Kalifornien ans Netz angeschlossen waren. Die hätte aber wohl wegen Steuerunregelmäßigkeiten gar keine Geschäfte mehr in dem US-Bundesstaat machen können. Brennan hatte demnach eine Parlamentsabgeordnete darauf aufmerksam gemacht und der Hinweis an den zuständigen Minister sei schon fertig gewesen.

Die Abgeordnete habe den dann aber nicht abgeschickt, nach Angaben ihres Mitarbeiters aus Angst vor Swatting. So werden falsche und missbräuchliche Notrufe genannt, mit denen schwer bewaffnete Polizisten unter falschen Angaben zu Adressen missliebiger Personen gelotst werden, wo es dann zu blutigen Situationen kommen kann. Diese Taktik wurde auch schon von 8chan-Nutzern angewandt. Wahrscheinlich ohne von diesem Vorhaben zu wissen, hatten die Betreiber von 8chan zu der Zeit aber einen physischen Umzug angestoßen und die Server an einen unbekannten Ort verlegt. Zumindest aktuell hilft ihnen das aber nichts, die Seite ist im Internet nicht mehr erreichbar. (mho)