Planet Zoo angespielt: Von Stammkunden und Stammzellen

Planet Zoo ist eine spezielle Kreuzung aus Zoo Tycoon und Planet Coaster. Der Hybrid glänzt mit großer Spieltiefe, aber vergrätzt mit Steuerung und Spielspaß.

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Planet Zoo angespielt: Von Stammkunden und Stammzellen

Screenshot aus Planet Zoo

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stephan Greitemeier
Inhaltsverzeichnis

Einen Zoo zu leiten bringt ganz spezielle Herausforderungen für tierliebe Manager. Mal wollen die Biester nicht essen, sich nicht vermehren oder büxen einfach aus. Darum ist Übersicht alles in Planet Zoo. Und für diese Übersicht sorgen Dutzende Reiter, Bildschirme und Menüs.

Mit frei beweglicher, aber etwas störrischer Kamera fliegt man über die Gehege, Besucherzentren und Forschungsstationen der Parks. Zwei sympathische Sprecher leiten durch ein längeres Tutorial, durch das man schrittweise ins Spiel eingeführt wird. Dieses bietet eine schöne Tiefe an. Neben dem Bau artgerechter Gehege und dem Lösen kleiner Krisen kann man sogar Genforschung betreiben. Damit steht dann auch selektive Züchtung mit auf dem Programm, unterstützt durch Genmanipulation. Bis dahin gilt es aber erst, sich mit den normalen Aspekten der Tierhaltung zu beschäftigen, und diese sind komplex genug.

Mit 50 Tierarten bietet das Spiel nur halb so viele wie der spirituelle Vorgänger Zoo Tycoon von 2013. Diese sind schön gestaltet und programmiert. Jedes Tier agiert als Individuum, mit artspezifischem Verhalten. Ein Klick enthüllt die vielfältigen Bedürfnisse der Zoobewohner von Nahrung bis Spieltrieb. Sie bei Laune zu halten, indem man Gehege verändert oder Spielzeug kauft, gehört zu den ersten und wichtigsten Aufgaben. Interessanterweise spielt die finanzielle Lage des Zoos zumindest am Anfang keinerlei Rolle. Man kauft munter Fressbälle und Klettergerüste, ohne dass man zu finanzieller Obacht angehalten würde.

Wie es sich für ein Managementspiel gehört, bietet Planet Zoo ein sehr angenehmes und meist übersichtliches Layout. Die Fülle der Informationen kann allerdings überwältigen. Dabei ist vor allem die Selektion wichtiger Infos oft umständlicher als nötig. Vielfach hat man das Gefühl, dass die Macher im Bemühen um Komplexität übers Ziel hinausgeschossen sind. Was Freunde von Managementsimulationen kaum stören dürfte, sorgt bei Gelegenheitsspielern schnell für Frustration.

Wirklich frustrierend ist die Steuerung beim Bau neuer Gehege. Das scheinbar einfache Drag-and-Drop-System erweist sich als ein hakeliges Tool, das einfachste Bauarbeiten erschwert. Man verklickt sich zu leicht, wenn man zwischen Umrandung, Umzäunung und Weg wechseln möchte. Die Escape-Taste wird hier zur besten Freundin. Oft fühlt man sich vom Spiel alleingelassen, wenn man glaubt, genau den Anweisungen des Tutorials zu folgen, aber etwa Reste eines alten Zauns nicht markieren kann – ohne zu wissen warum. Dann ignoriert man den Auftrag, die Reste zu entfernen, und setzt einfach einen Zaun drüber. Ohne zu verstehen, warum das erfolgreich war, obwohl man einen Arbeitsschritt übersprungen hat.

Das Gefühl des Verlorenseins trifft auch auf den Zoo-Editor zu, mit dem man unabhängig von der Kampagne seinen eigenen Park bauen kann. Während die wohligen Stimmen der Tierexperten einen minutiös durch die Kampagne führen, gibt es hier keinerlei Anleitung. Verwirrt steht man vor den leeren Flächen in Arktis, Tundra oder Dschungel und durchsucht die umfangreichen Menüs nach Objekten, die Sinn ergeben würden. Mehr Handreichung wäre hier sehr wünschenswert gewesen.

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Auch wenn die Tiere schön animiert sind – auf den zweiten Blick könnte die Darstellung besser sein. Zoobewohner laufen durch ihresgleichen hindurch, als leite man einen Zoo von Geisterbären, Bäume und Pflanzen scheinen ebenfalls keinerlei Masse zu besitzen. Spiele wie ARK – Survival Evolved wirken im Vergleich plastischer.

Für Hardcore-Manager bietet Planet Zoo ein umfangreiches Spielgehege mit großer Tiefe, das dem Genre mit Genforschung und Genmanipulation spannende Aspekte abgewinnt. Leider lässt die Bedienbarkeit an vielen Stellen zu wünschen übrig und wird viele Spieler abschrecken.

Planet Zoo (8 Bilder)

Zoo Palast

Als neuer Zoodirektor übernimmt man einen bestehenden Tierpark, in dem die Bedürfnisse von Tieren, Besuchern und Buchhaltung gegeneinander abgewägt werden müssen.

Planet Zoo ist seit dem 5. November für Windows und 44,99 EUR erhältlich. Für unser Angespielt haben wir es ca. 5 Stunden getestet. (bme)