Datenbank: InfluxDB jetzt als Serverless-Variante in Deutschland verfügbar

Unter dem Namen InfluxDB Cloud 2.0 startet die Time-Series-Datenbank zwei Monate nach der US-Premiere auch in Europa.

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Datenbank: InfluxDB jetzt als Serverless-Variante in Deutschland verfügbar
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  • Rainald Menge-Sonnentag
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Das Unternehmen InfluxData hat die Freigabe von InfluxDB Cloud 2.0 in Deutschland bekannt gegeben. Der Versionsschritt markiert dabei mehr als die Umstellung der zugrunde liegenden Open-Source-Datenbank: Er führt das Serverless-Computing-Modell für die Datenbank ein. Derzeit ist der Dienst ausschließlich über Amazon Web Services (AWS) in der Region Frankfurt verfügbar.

InfluxDB Cloud 2.0 ist auf Serverless Computing ausgerichtet. Entsprechend müssen Kunden keine festen Instanzen für ihre Workloads bestimmen, sondern die Infrastruktur passt sich automatisch der Last an. InfluxData bezeichnet den Dienst als erste Serverless-Time-Series-Plattform. Bei InfluxDB Cloud DB 1.0 kümmerte sich das Unternehmen zwar ebenfalls um das Bereitstellen von Ressourcen, deren Umfang die Kunden jedoch jeweils selbst bestimmen mussten.

Das System soll dabei sicherstellen, dass stets genügend Ressourcen für die anfallenden Daten bereitstehen. Gerade im Bereich der Time-Series-Datenbanken (TSDB) ist die zeitnahe Verarbeitung eine wichtige Grundvoraussetzung. TSDBs dienen der Zeitreihenanalyse und kommen unter anderem zur Auswertung von Sensordaten im Internet der Dinge beziehungsweise bei IIoT-Anwendungen (Industrial Internet of Things) zum Einsatz.

InfluxDB Cloud 2.0 bietet einen Einblick in die Daten über ein flexibel gestaltbares Dashboard.

(Bild: InfluxData)

TSDBs helfen vor allem bei der Analyse großer, mehr oder weniger konstant anfallender Datenmengen. Außerdem lassen sich anhand der Zeitreihen typischerweise im Zusammenspiel mit Machine-Learning-Anwendungen Prognosen erstellen, die beispielsweise den Ausfall von Maschinenteilen oder Entwicklungen am Finanzmarkt vorhersagen sollen. Je nach Anwendung kann der Datenstrom stark variieren, was die Planung der benötigten Ressourcen erschwert.

Abgesehen von der Infrastruktur bringt InfluxDB Cloud 2.0 eine neue Sprache mit: Flux ist eine Kombination aus Query- und Skriptsprache. Sie ist auf das Zusammenspiel mit TSDBs ausgelegt und für den ETL-Prozess (Extract, Tranform, Load) optimiert, bietet Anbindung an andere Systeme und ist erweiterbar. Entwickler können Flux direkt in Werkzeugen wie Juptyer nutzen und andere Systeme über Apache Arrow ansprechen. InfluxData pflegt Flux als Open-Source-Projekt auf GitHub.

Flux iste eine Kombination aus Skript- und Abfragesprache.

(Bild: InfluxData)

Zum Ansprechen von außen hat InfluxDB eine vereinheitlichte API, mit der sich Daten einspeisen und abfragen lassen und die Visualisierungen ermöglicht. InfluxDB Cloud 2.0 nutzt dieselbe API wie die Open-Source-Variante der Datenbank, sodass Entwickler dieselben Zugriffe verwenden und Daten zwischen den Systemen über die Programmierschnittstelle austauschen können.

Eine 2.0-Variante ist im Cloud-Geschäft eher unüblich. Meist migrieren Serviceanbieter die Dienste für die Kunden transparent auf ein neues Release. Evan Kaplan, CEO von InfluxData begründet den Schritt im Gespräch mit heise Developer mit der komplett veränderten Infrastruktur durch den Serverless-Computing-Ansatz und den großen technischen Änderungen. Unter anderem ist Flux von Haus aus nicht direkt kompatibel mit der in InfluxDB Cloud 1.0 verwendeten Abfragesprache InfluxQL.

Mittelfristig ist aber ein möglichst einfacher Migrationspfad geplant. Unter anderem soll ein Transpiler InfluxQL-Code nach Flux übersetzen. Derzeit zielt InfluxDB Cloud 2.0 jedoch vor allem auf Neukunden, und Kaplan erwartet, dass Bestandskunden noch eine Weile bei Version 1.0 bleiben: "Wir erwarten nicht, dass Kunden schnell migrieren, zumal sie typischerweise Abfragen in InfluxQL verwenden."

Wie in den USA arbeitet InfluxData zunächst ausschließlich mit AWS zusammen und damit dem Pionier für Serverless Computing über AWS Lambda. Allerdings handelt es sich bei dem Angebot nicht um eine exklusive Partnerschaft, sondern in Kürze sollen laut Kaplan auch Kunden der Google Cloud Platform (GCP) InfluxDB Cloud 2.0 buchen können, und eine Umsetzung auf Microsoft Azure ist mittelfristig ebenfalls geplant. Langfristig ist zudem ein hybrides Angebot denkbar, das mehrere Provider und die Einbeziehung des eigenen Rechenzentrums verbindet. Kaplan erwartet, dass über kurz oder lang alle Datenplattformen den Cloud-nativen Weg einschlagen werden.

Laut InfluxData befinden sich in Europa derzeit gut ein Drittel der Kunden des Unternehmens. Bei reiner Betrachtung der quelloffenen InfluxDB-Anwendung macht Europa sogar mehr als die Hälfte der Nutzer aus. Gerade in Deutschland finden sich laut Kaplan besonders viele Open-Source-Anwender von InfluxDB. Europa als Standort ist für viele Cloud-Kunden von doppelter Bedeutung: Zum einen möchten oder müssen sie ihre Daten innerhalb der EU speichern und zum anderen ist gerade für die Zeitreihenanalyse eine niedrige Latenz wichtig.

Weitere Details zum Start der InfluxDB Cloud 2.0 in Europa lassen sich dem Blogbeitrag entnehmen. InfluxData bietet ein kostenfreies Schnupperangebot für Hobbyisten und zum Testen an. Darüber hinaus erfolgt die Abrechnung nach der tatsächlichen Nutzung. InfluxDB Cloud 2.0 ist in vier Stufen verfügbar, die eine etwas unterschiedliche Ausstattung bieten und jeweils zu einem festen Preis gedeckelt sind: Hobby kostet maximal 50 US-Dollar monatlich, Standard 150 US-Dollar, Professional 500 US-Dollar und Enterprise schlagen mit 1500 US-Dollar zu Buche. (rme)