Wie steht es um das Vertrauen in die Wissenschaft?

Angeblich schwindet das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft – "Fake News" verwirren, sähen Zweifel. Sind auch das Fake News? Eine Untersuchung von "Wissenschaft im Dialog" macht Hoffnung.

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Wissenschaft ist unübersichtlich, denn die Menschheit forscht auf Teufel-komm-raus. Unser Wissen ist inzwischen so umfangreich, so breit gefächert, dass zwei Forschende eines Instituts häufig Schwierigkeiten haben, zu verstehen, woran die anderen gerade arbeiten. Selbst die Veröffentlichungen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu ihrem eigenen Forschungsgebiet im Blick zu behalten, ist schon eine Herausforderung. Es geht um Details, um winzige Rädchen, die ineinandergreifen. Nur noch ganz selten geht es um das Große. Dafür waren die Galileos, Pasteurs, Curies, Einsteins oder Darwins zuständig.

Wenn selbst die Wissenschaft den Überblick verliert, wie sollen dann Bürgerinnen und Bürger verstehen, was in der Forschung geschieht? Da wundert es kaum, wenn es immer wieder heißt: Die Öffentlichkeit kann seriöse nicht von unseriöser Forschung unterscheiden, glaubt, was im Internet steht und ist eigentlich gar nicht an echter Wissenschaft interessiert. Klimaleugner und Impfverweigerer scheinen diese Glaubwürdigkeitskrise der Wissenschaft zu stützen. Und je länger über eine Glaubwürdigkeitskrise geunkt wird, desto glaubwürdiger wird sie – so ist das mit Klatsch und Tratsch.

Da kommt das Wissenschaftsbarometer der Kommunikationsplattform "Wissenschaft im Dialog" gerade recht, um die Einstellung der Deutschen zur Wissenschaft zu beleuchten – wie übrigens jedes Jahr. In diesem Jahr ist der Fragenkatalog allerdings umfangreicher ausgefallen. "Fridays for Future" hat auch hier seine Spuren hinterlassen.

Es geht bei der Umfrage seit Jahren um das Vertrauen der Menschen in die Forschung und in diesem Jahr dann auch darum, ob die Wissenschaft sich mehr in die Politik einmischen sollte. Immerhin stimmen 75 Prozent der Menschen zu, dass Forschende sich öffentlich äußern sollten, wenn Politikerinnen und Politiker wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, und über die Hälfte plädiert für eine wissenschaftliche Basis politischer Entscheidungen. Soll Forschung sich in die Politik einmischen? Die Hälfte der Deutschen findet, dass die Aufgabe der Wissenschaft ist, ein knappes Drittel nicht.

Auch das allgemeine Vertrauen in Wissenschaft und Wissen Schaffende ist nicht so gering, wie Klatsch und Tratsch uns glauben machen wollen: 46 Prozent der Deutschen trauen dem Tun der Forschenden – Politiker stehen mit 17 Prozent deutlich schlechter da. Journalisten mit 18 Prozent haben keinen wesentlich besseren Stand. Erstaunliche 27 Prozent trauen jedoch Wirtschaftsvertretern über den Weg.

Nicht nur das Vertrauen, auch das Interesse an Forschung ist groß: 59 Prozent der Deutschen interessieren sich für Wissenschaft. Das schlagen nur noch lokale Themen mit 69 Prozent. Allerdings fühlt sich nur ein Drittel gut informiert – Tendenz fallend.

Das klingt doch eigentlich ganz vertrauenerweckend, oder? Wäre da nicht der kleine Stachel im Pelz, der zu jucken beginnt, wenn man sich die Liste der Gesellschafter und Partner von Wissenschaft im Dialog ansieht: Das ist das Who-is-who der deutschen Wissenschaftslandschaft, die mit der gemeinnützigen GmbH eine Plattform für ihre Kommunikation geschaffen hat…

(jsc)