Die fünf größten Weltraum-Fails des letzten Jahres

SpaceX, NASA, Satelliten und der Mars: 2019 lief in der Raumfahrt nicht wirklich alles glatt.

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Die fünf größten Weltraum-Fails des letzten Jahres

(Bild: NASA / Isaac Watson)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Neel V. Patel
Inhaltsverzeichnis

Die menschlichen Ausflüge in den Weltraum waren im vergangenen Jahr durchaus von einigem Erfolg gekrönt. China gelang es, erstmals in der menschlichen Geschichte ein automatisiertes Raumfahrzeug auf der erdabgewandten Seite des Mondes zu landen – und die Sonde New Horizons der NASA flog am bislang entferntesten Objekt vorbei, das jemals ein menschengemachtes Gefährt besucht hat. Ein japanisches Raumfahrtzeug sammelte zwei Mal Proben von der Oberfläche eines Astroiden ein und generierte mit Hilfe eines Geschosses einen künstlichen Krater. SpaceX brachte sein neues bemanntes Raumfahrzeug für die Internationale Raumstation ISS an den Start – zwar bislang noch ohne Crew, aber immerhin. Und dann war da noch der erste Prototyp des "Starship" der US-Firma.

Doch trotz all dieser Erfolge gab es auch diverse "Fails" im Jahr 2019. Technology Review hat fünf der größten Raumfahrtkrisen der vergangenen zwölf Monate zusammengefasst.

Die einzige Möglichkeit, das unschöne Ende von Mars One als irgendwie positiv abzutun, ist wohl, zu behaupten, dass das Projekt einfach nur ein naiver Traum war. Realistischere Zeitgenossen halten es jedoch für etwas Schlimmeres. Einer niederländischen Gruppe war es gelungen, mehrere zehn Millionen Dollar von einigen Investoren einzusammeln für den Plan, die ersten Menschen auf den Mars zu schicken und eine Kolonie zu etablieren. Es sollte ein Ein-Weg-Trip werden. In Wahrheit waren die Pläne jedoch eher haarsträubend und noch dazu unterfinanziert. Die PR-Kampagne war zwar beeindruckend, doch die Organisation entwickelte nicht einmal ihr eigenes Raumschiff selbst und hoffte darauf, sich im kommerziellen Markt bedienen zu können. Der Zeitplan wurde immer wieder nach hinten verschoben. Da überraschte es quasi niemanden, dass am 15. Januar 2019 der Bankrott erklärt wurde.

Die israelische Firma SpaceIL, 2011 als Wettbewerbsteilnehmer für den Google Lunar X Prize gestartet, der 30 Millionen Dollar für denjenigen versprach, dem eine robotische Mission zum Mond gelingt, hatte schon eine ganze Menge erreicht. Zwar gab es bei der Ausschreibung des Suchmaschinen-Entwicklers letztlich keinen Gewinner, doch wollte das Unternehmen dennoch weitermachen und bekam Unterstützung von der Israeli Space Agency. Und das Landemodul Beresheet kam auch gut heran an den Mond. Allerdings stürzte es dann am 11. April einfach ab. Die Branche beweinte den Misserfolg, lobte SpaceIL aber für das Projekt – und Pläne, es künftig nochmals zu versuchen. Dann wurde die Sache allerdings kontrovers: Es zeigte sich, dass an Bord auch eine Kapsel mit Bärtierchen war, die den Crash womöglich überlebt hat – und nun sitzen die zähen Mikroorganismen einfach so auf dem Mond. Zwar hatten die menschlichen Besucher des Erdtrabanten selbst schon Bakterien – Müll in Form ihrer Ausscheidungen – dagelassen, dennoch gab es an der Geschichte viel Kritik.

Nachdem es dem Elon-Musk-Unternehmen gelungen war, die Dragon unbemannt zur ISS zu bringen, war man bei SpaceX sicher, dass es positiv weitergehen würde. Doch am 20. April wurde alles anders: Bei einem Standardtest der "Super Draco"-Raketenmotoren gingen selbige in die Luft – mitsamt der Kapsel, die komplett zerstört wurde. Zum Schluss wurde herausgefunden, dass es eine löchrige Treibstoffleitung war. Doch der Zeitplan war da schon geknickt. Die Idee, noch 2019 endlich wieder einen NASA-Astronauten von amerikanischem Boden ins All zu schicken, blieb ein unerfüllbarer Traum.

Das Weltraumprogramm der Islamischen Republik ist noch ganz jung, doch den Iranern gelang es 2019 gleich drei Mal hintereinander, einen Raketenstart zu versemmeln. Der größte Fail kam im August 2019. Gelang es im Januar und Februar immerhin noch, die Raketen zu starten, ohne dass der Orbit erreicht wurde, hob das Gefährt im Sommer erst gar nicht ab. Die kleine Safir-Rakete samt Payload explodierte schon auf der Startrampe. Offenbar hatte es bei den Vorbereitungen einen Unfall gegeben. US-Präsident Donald J. Trump konnte sich einen Schmäh-Tweet nicht verkneifen: "Die USA waren an diesem katastrophalen Unfall nicht beteiligt."

Neben Israel und China wollte auch Indien auf den Erdtrabanten – und damit zur vierten Nation in der Geschichte werden, der es gelingt, sanft auf dem Mond aufzusetzen. Die Chandrayaan-2-Mission hatte zwar den lunaren Orbit einen Monat früher erreicht und die indische Weltraumbehörde gab sich siegesgewiss, das Landemodul Vikram auf dem Südpol abzusetzen. Dabei sollte endlich die Frage geklärt werden, wie es um das Wassereis auf dem Mond steht. Doch Vikram kam nie an. Am 6. September schlug das Landemodul genauso wie zuvor Beresheet hart auf dem Erdtrabanten auf. Vikram war für immer verloren. Und es zeigte sich: Weltraumfahrt ist schwer – und für Mondlandungen gilt das umso mehr.

(bsc)