Wahlkampfhilfe für Trump? – Russischer Hackerangriff auf Konzern in der Ukraine

Im Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump steht die Ukraine im Zentrum. Dort entdeckte Hackerangriffe wecken Erinnerungen an Trumps Wahlkampf im Jahr 2016.

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Versuchte US-Wahlbeeinflussung? – Russischer Hackerangriff auf Firma in der Ukraine

(Bild: JARIRIYAWAT/Shutterstock.com)

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Hacker in Diensten des russischen Staats haben es angeblich geschafft, sich Zugang zu Netzwerken einer ukrainischen Firma zu verschaffen, die im Zentrum des Amtsenthebungsverfahrens gegen US-Präsident Donald Trump steht. Dahinter könnt der Versuch stecken, auf ähnliche Weise in die anstehende US-Präsidentschaftswahl einzugreifen, wie in die von 2016, mutmaßt die New York Times in ihrem Bericht.

Entdeckt hat die Angriffe demnach eine Sicherheitsfirma namens Area 1. Es sei noch nicht klar, was die Hacker gefunden und wonach genau sie gesucht haben. Zeitpunkt und Umfang der Attacke deuteten darauf aber hin, dass die Angreifer potenziell unangenehmes Material suchten, um dem wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden, zu schaden.

Wie die US-Zeitung weiter schreibt, beschuldigt Area 1 den russichen Militärgeheimdienst GRU, hinter den Angriffen zu stecken. Der habe auf inzwischen altbewährte Taktiken gesetzt und Webseiten aufgesetzt, die Login-Seiten von Tochterfirmen des Erdgaskonzerns Burisma ähnelten. Dann seien E-Mails an Burisma-Mitarbeiter versendet worden, die internen E-Mails glichen und auf die falschen Webseiten verwiesen. Versuchte sich ein Mitarbeiter dann dort einzuloggen, gingen dessen Zugangsdaten an die Hacker. Das hat demnach auch geklappt und die Hacker konnten mit den Daten in Burisma-Netze eindringen, schreibt die US-Zeitung. "Die Attacken waren erfolgreich", warnt Oren Falkowitz, Mitgründer von Area 1.

Der Erdgaskonzern Burisma steht im Zentrum jener Ereignisse, die zum Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump geführt haben. Offenbar auf Basis von Verschwörungstheorien hatte Trump Ukraines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat aufgefordert, gegen seinen innenpolitischen Rivalen Joe Biden zu ermitteln. Trumps Vorwurf lautet, dass der als US-Vizepräsident eine wichtige Rolle bei der Entlassung eines ukrainischen Staatsanwalts gespielt hatte, um seinen Sohn Hunter Biden zu schützen, der Mitglied in Burismas Aufsichtsrat war. Dafür gibt es aber keine Beweise, stattdessen könnte Biden seinen Sohn sogar gefährdet haben. Denn der Nachfolger des im Kampf gegen Korruption wenig engagierten Staatsanwalts hätte Burisma viel genauer untersuchen können. Hunter Biden hat Burisma inzwischen verlassen und die Annahme des Postens als Fehler bezeichnet.

Die russischen Hacker könnten in den Netzwerken von Burisma nun nach Dokumenten gesucht haben, die gegen die Bidens im anstehenden Wahlkampf ausgespielt werden könnten, lautet der Verdacht der New York Times. Selbst wenn die Hacker kein belastendes Material gefunden hätten, könnten sie einzelne Dokumente selektiv in ein negatives Licht rücken und gegebenenfalls durch gefälschte Materialien ergänzen. Das ist zwar reine Spekulation der US-Zeitung und der Sicherheitsforscher, die basiert aber auf dem inzwischen weitgehend aufgearbeiteten Vorgehen der mutmaßlich selben Hacker und ihrer Hintermänner im US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump im Jahr 2016.

Der US-Sonderermittler Robert Mueller hatte unter anderem zusammengetragen, wie die russischen Agenten über Spearphishing-Mails – wie jene, die nun an Burisma gingen – an Zugangsdaten gelangt waren. Auf diesem Weg konnten sie Computersysteme der Demokratischen Partei infiltrieren und Dokumente abgreifen. Unter dem Pseudonym eines Hackers namens "Guccifer 2.0" hatten sie die dann gezielt an Wikileaks und darüber an die Öffentlichkeit gebracht. Zu einem zentralen Thema des Wahlkampfs wurden so etwa E-Mails aus dem Wahlkampfteam von Hillary Clinton. In denen fand sich zwar nichts wirklich inkriminierendes, das wurde in der Berichterstattung aber nie ausreichend klar. Außerdem konnten auch wegen Fehlern in Clintons Wahlkampf bestimmte Inhalte gegen sie gerichtet werden. Nun wird sich zeigen, ob sich diese Geschichte wiederholen wird.

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Donald Trump wurde auch dank russischer Hilfe zum US-Präsidenten gewählt. Dafür gibt es inzwischen genug Indizien. Wichtig ist es nun, daraus Lehren zu ziehen.

(mho)