Produktfälschungen: Amazon will stärker mit Strafverfolgern zusammenarbeiten

Top-Marken wie Nike & Co. meiden Amazon wegen dort angebotener Produktfälschungen. Amazon will nun häufiger solche Händler an Strafverfolger melden.

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Produktfälschungen: Amazon will stärker mit Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten

(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

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Amazon will künftig häufiger als bisher Daten zu auf der eigenen Verkaufsplattform gelisteten Produktfälschungen an US-amerikanische und europäische Strafverfolgungsbehörden weiterleiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine nicht näher genannte, mit der Angelegenheit betraute Person.

Wie Reuters berichtet, habe Amazon bisher nur dann Strafverfolger über Händler, die potenziell gefälschte Waren angeboten haben, informiert, wenn nach Ansicht des Unternehmens die Informationen ausreichten, um die entsprechenden Händler strafrechtlich zu verfolgen. In Zukunft wolle Amazon jedoch auch dann Händlerinformationen an Strafverfolger weitergeben, wenn ein einzelner bestätigter Verkauf einer Produktfälschung erfolgt ist. Die Häufigkeit und die Anzahl der Meldungen an die Strafverfolgungsbehörden soll damit deutlich erhöht werden, sagte der Informant, der anonym bleiben will.

Neben den Namen des Unternehmens und des Händlers sollen auch dessen Kontaktdaten an die Behörden weitergegeben werden. Unklar ist, ob alle Amazon-Markplätze weltweit von dem Programm betroffen sind, da der Informant explizit nur die Weitergabe der Informationen an US-amerikanische und europäische Strafverfolger erwähnt hat.

Amazon verspricht sich mit der Maßnahme offenbar, kriminelle Händler frühzeitig aussortieren und schneller dingfest machen zu können, um den Verkauf von Produktfälschungen besser in den Griff zu bekommen. Dadurch könnte das Vertrauen der Kunden, seriöser Händler und Markenanbieter zurückgewonnen werden. So hatten Produktfälschungen beispielsweise von Nike, Apple und weiterer Markenunternehmen, die Firmen davon abgehalten, ihre Produkte über Amazon anzubieten. Mit Apple hatte Amazon bereits 2018 eine Vereinbarung getroffen, dass Apple-Produkte, die von nicht-autorisierten Apple-Händlern stammen, von der Amazon-Verkaufsplattform entfernt werden. Außerdem hatte Amazon 2019 ein KI-Tool unter der Bezeichnung "Projekt Zero" zur Erkennung von Fälschungen von Markenprodukten aufgelegt.


Ganz von ungefähr kommt das stärkere Engagement gegen Produktfälschungen von Amazon aber nicht: Im April 2019 hatte US-Präsident Donald Trump angeordnet, dass Online-Marktplätze stärker gegen Produktfälschungen vorgehen sollen. Die Anordnung zielte offensichtlich auf China ab, mit denen sich die USA weiterhin einen Handelskrieg liefert. Ein Großteil der Produktfälschungen wird in China hergestellt. Nach Angaben des Wall Street Journal hatte die Trump-Regierung erwogen, einige Amazon-Websites sogar auf eine Liste "Berüchtigter Märkte" setzen zu lassen, obwohl ähnliche Vorschläge bereits 2018 verworfen worden waren. (olb)