SiPearl: Firma für europäische CPU mit ARM- und RISC-V-Technik gegründet

Das französische Unternehmen SiPearl entwickelt Prozessoren für Supercomputer, KI, Autos und Waffensysteme im Rahmen der European Processor Initiative EPI.

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SiPearl: Firma für europäische CPU mit ARM- und RISC-V-Technik gegründet

(Bild: SiPearl)

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Der bisherige Atos-Manager Philippe Notton hat in Maisons-Laffitte nahe Paris die Firma SiPearl gegründet, die auch Niederlassungen in Grenoble und an der Côte d'Azure hat. SiPearl bündelt die Aktivitäten zur Entwicklung europäischer Prozessoren unter anderem für einen Exaflops-Supercomputer, dessen ARM- und RISC-V-Technik aber auch anderen Zwecken diesen soll.

Ziel der European Processor Initiative (EPI) ist es, Europa bei wichtigen Rechenbausteinen unabhängiger von Zulieferern aus den USA und China zu machen. Dabei spielt auch politische und militärische Souveränität eine Rolle. Die RISC-V Foundation verlegt derzeit ihren Sitz aus den USA in die Schweiz.

Als erstes konkretes EPI-Produkt soll 2021 der Allzweckprozessor (General Purpose Processor, GPP) der ersten Generation namens Rhea kommen. Er vereint ARM-Kerne vom Typ Neoverse N6 (Zeus) mit RISC-V-Kernen. 2022/23 folgt mit Cronos die zweite Generation des GPP, aber auch der HPC-Beschleuniger Titan für erste Exaflops-Supercomputer. Ab 2024 ist eine dritte GPP-Generation vorgesehen.

EPI-Roadmap: 2021 soll der Rhea-Prozessor kommen, 2022/23 dann Cronos

(Bild: EPI)

Im GPP sollen nach dem Vorbild des Fujitsu A64FX für den japanischen Exaflops-Rechner Fugaku auch ARM-Vektorbefehle mit variabler Breite (Scalable Vector Extensions SVE) zum Einsatz kommen. Der EPI-GPP soll zudem einen Hardware-programmierbaren FPGA-Teil (Menta eFPGA) enthalten.

Der EPI-Beschleuniger setzt auf RISC-V-Kerne in einem Network-on-Chip (NoC), das zahlreiche Kacheln (Tiles) verbindet. Jede "EPAC"-Tile enthält bis zu acht Vektorprozessoren und Spezial-Rechenwerke, etwa den Variable Precision Processor (VRP) oder den Stencil/Tensor Accelerator (STX).

Für autonome Fahrzeuge ist der Automotive Accelerator vorgesehen, der sich stark am Massively Parallel Processor Array (MPPA) des EPI-Kooperationsparthners Kalray orientiert.

Kachel-Struktur des Variable Precision Processor (VRP) mit RISC-V für den EPI-Accelerator

(Bild: EPI)

In der EPI kooperieren 26 europäische Unternehmen (mit SiPearl jetzt 27), darunter der größte europäische Chiphersteller STMicroelectronics und Infineon.

Der Supercomputer-Spezialist Atos, das Barcelona Supercomputing Center (BSC), der französische Supercomputer-Betreiber Grand équipement de calcul intensif (GENCI), das Consorzio Interuniversitario dell'Italia Nord Est per il Calcolo Automatico (CINECA) sowie das Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), das niederländische SURFsara und das Forschungszentrum Jülich vertreten den Aspekt High-Performance Computing (HPC).

Hochschulen und Universitäten aus Karlsruhe, Bologna, Pisa, Göteborg (Chalmers), Lissabon und Zürich sind ebenso dabei wie die Forschungszentren Fraunhofer ITWM und Forth (Kreta).

Außerdem arbeiten Chip-Designfirmen wie Extoll, Kalray, Menta, Semidynamics mit, Embedded-Systems-Spezialisten wie Elektrobit und Prove & Run sowie der Automobilhersteller BMW. (ciw)