Apple: Einheitliches EU-Ladegerät innovationsfeindlich – und überflüssig

Der iPhone-Konzern hat mit Nachdruck vor einer möglichen EU-Vorschrift für ein einheitliches Ladeverfahren für Mobilgeräte gewarnt.

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Apple: Einheitliches EU-Ladegerät innovationsfeindlich – und überflüssig

Lightning-Ladekabel eines iPhones: Das Europaparlament will, dass Hersteller einheitliche Ladesysteme für Handys, Tablets, E-Book-Reader und andere ähnliche Geräte anbieten.

(Bild: dpa, Silas Stein/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Apple macht gegen die mögliche Einführung einer einheitlichen Lademethode für Mobilgeräte in Europa mobil: Eine verpflichtende Vorgabe durch die EU-Kommission wäre innovationsfeindlich und würde "Nutzern in Europa sowie der Wirtschaft insgesamt schaden", wie das Unternehmen am Donnerstag in einer Stellungnahme mitteilte. Eine erzwungene Abschaffung der Lightning-Schnittstelle würde zudem "mehrere hundert Millionen aktive Geräte und Accessoires beeinträchtigen" und für eine "beispiellose Müllmenge" sorgen.

EU-Abgeordnete hatten die Kommission Anfang der Woche gedrängt, die seit vielen Jahren aufgeschobene verpflichtende Vorgabe für ein einheitliches Ladegerät endlich umzusetzen. Eine Abstimmung soll zu einem bislang noch nicht festgelegten Termin erfolgen. Besonders in den USA spekulierten Medien daraufhin, Apple könne dadurch zur Abschaffung des Lightning-Ports gezwungen werden.

Eine Regulierung durch die Kommission sei überflüssig, argumentiert Apple nun, schließlich bewege sich die Branche bereits auf den breiten Einsatz von USB-C zur Stromversorgung zu, dazu sei Apples USB-C-Netzteil kompatibel. Inzwischen legt Apple bei teureren iPhone-Modellen ein USB-C-Netzteil bei. Das iPad Pro setzt seit 2018 bereits auf eine USB-C-Buchse statt des Lightning-Ports – auch mobile Macs laden seit mehreren Jahren über USB-C.

Apple verweist zudem darauf, dass sich die Zahl der Ladestecker in den letzten zehn Jahren von 30 auf 3 – Lightning, USB-C und Micro-USB – reduziert habe, rein durch eine Selbstverpflichtung der Branche. Hätte die EU-Kommission vor 2009 wie ursprünglich geplant USB Micro-B als einheitlichen Ladestandard vorgegeben, wäre die Entwicklung von Lightning und USB Typ C ausgebremst worden, so Apple.

Handy-Hersteller, darunter Apple, hatten sich 2009 freiwillig auf Micro-USB als gemeinsame Ladelösung in Europa geeinigt. Für das iPhone bietet Apple seitdem einen Micro-USB-Adapter für die eigenen proprietären Schnittstellen an, zuerst für den 30-Pin-Dock-Connector, seit 2012 dann den bis heute verwendeten Lightning-Anschluss. Eine neue Selbstverpflichtung mehrerer Hersteller aus dem Jahr 2018 setzt auf USB-C als einheitlichen Standards, aber nur auf Seiten des Netzteils. Adapterlösungen wie ein USB-C-auf-Lightning-Kabel sind hier vorgesehen.

Apple spricht sich seit längerem vehement gegen eine verbindliche Vorgabe einer einheitlichen Ladebuchse aus und gilt als langjähriger Blockierer entsprechender Bemühungen. Jüngsten Gerüchten zufolge plant der Konzern, schon 2021 ein erstes iPhone ganz ohne physischen Anschluss einzuführen – das rein auf drahtlose Ladetechnik setzt.

[Update 24.1.2020 12:30 Uhr] Eine Sprecherin der EU-Kommission erklärte, kommende Woche oder Anfang Februar solle eine Studie vorgelegt werden, die die Auswirkungen eines einheitlichen Ladegeräts unter anderem für Verbraucher und Wirtschaft beleuchte. Auf dieser Grundlage solle dann in den kommenden Monaten ein Gesetzesvorschlag präsentiert werden. Die Brüsseler Behörde sei der Ansicht, dass es einen verpflichtenden Ansatz brauche.

(lbe)