Eine Liebesgeschichte mit dem Meer

Das Meer stellt 90 Prozent des Lebensraums der Erde, aber wir wissen über dieses größte Ökosystem weniger als über den Mond. Der Meeresforscher Alex Rogers nimmt seine Leser mit unter Wasser und eröffnet mit seinem Buch eine fremde, fesselnde und sehr sensible Welt.

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Eine Liebesgeschichte mit dem Meer

(Bild: Verlag)

Lesezeit: 2 Min.

Schon der Titel zieht einen hinunter in die Tiefsee: „Das große tiefe Blau. Von Yeti-Krabben, leuchtenden Medusen und anderen Geheim­nissen des Meeres“. Gleich im Prolog taucht Rogers mit seinen Lesern in ­einem Triton-1000/2-Tauchboot mit durchsichtiger Acryl-Druckkammer auf 200 Meter Tiefe ab und gibt einen Vorgeschmack darauf, was von diesem Buch zu erwarten ist. Wer Prologe sonst überblättert, sollte hier vielleicht eine Ausnahme machen und in das Goldfischglas – wie er das Tauchboot nennt – einsteigen.

Die im Prolog aufscheinende Erzählkunst tröstet zudem über das spröde Inhaltsverzeichnis hinweg. Mit Schlagwörtern wie Tiefseefischerei, Riffe und Plastik verströmt es eher Aufklärungsgeruch und hinterlässt den Eindruck, als wäre es nur ein weiteres Werk über marine Umweltkatastrophen.

Das erste Kapitel ist sehr persönlich: Wie das Meer für mich zur Obsession wurde, so der Untertitel. Es geht auf Hummerfang in Rogers Kindheit. Nicht wissenschaftlich, nicht sentimental, sondern mit seinem Großvater, der vom Hummerfang lebte, seinem Vater und seinem Onkel an der Küste von County Sligo in Irland.

Am Anfang ziehen die vier im offenen Fischerboot noch allein die Körbe an Deck. Aber nach wenigen Seiten sitzt man mit im Boot, bestaunt mit Rogers gemeinsam die wundersamen Geschöpfe des Meeres, fühlt das Salzwasser, die Kälte und seinen Schreck, wenn mit den Körben ein gefährlicher Meeraal an Deck kommt. Spätestens jetzt ist klar: Dies ist kein Aufklärungsbuch, sondern gedrucktes Meer.

Nachdem Rogers deutlich gemacht hat, wie stark er sich dem Meer verbunden fühlt, geht es in die Bereiche seiner Arbeit, die ihm besonders am Herzen liegen: Er erzählt von der Suche nach neuen Arten an den heißen Quellen der Tiefsee, vom Greenpeace-Kampf zum Schutz der Tiefseegärten, von den Folgen der Tiefseefischerei und natürlich auch von Riffen und Plastik.

Er macht mit dem Kapitel „Ozean im Wandel“ deutlich, wie wichtig das Wasser für das Überleben des Landes ist, wie regenerationsfähig die Ozeane sein können – wenn man sie lässt – und wel­ches Kapital in den Meeren steckt. Am Ende zieht er Bilanz, hält ein Plädoyer für den Schutz der Ozeane und gibt ganz konkrete Tipps, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann.

Produkt: Alex Rogers – Das große tiefe Blau
Verlag: dtv
Preis: 22 Euro (E-Book: 19,99 Euro)

(bsc)