Apple-Mitarbeiter prüfen E-Mails bei Verdacht auf Kindesmissbrauch

Apples System zur Prüfung der iCloud auf illegale Inhalte scheint schon seit vergangenem Jahr aktiv: Ein Durchsuchungsbeschluss gibt erstmals Einblick.

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(Bild: dpa, Alan Diaz)

Lesezeit: 3 Min.

Apple prüft iCloud offenbar mindestens seit Herbst 2019 auf illegale Inhalte: Stößt Apples System auf bereits bekanntes Material mit Fotos oder Videos, die Kindesmissbrauch zeigen, werden E-Mails mit entsprechenden Anhängen automatisch blockiert, wie aus einem Durchsuchungsbeschluss hervorgeht. Der Konzern setze dafür auf Hashes und einen automatisierten Abgleich mit entsprechenden Datenbanken. Ähnlich verfahren auch andere IT-Konzerne.

Ein Mitarbeiter des Konzerns sichte markierte E-Mails anschließend und meldet den Fall bei Verdacht auf Kinderpornographie direkt an die zuständigen US-Behörden, vermerkt ein Durchsuchungsbeschluss, aus dem das Magazin Forbes Ausschnitte veröffentlicht hat. Apple habe neben dem Hinweis auch Name, Adresse und Telefonnummer des verdächtigten iCloud-Nutzers im September 2019 übermittelt, heißt es darin weiter.

Die Person habe 8 E-Mails stets an den gleichen Empfänger verschickt, "die wir abgefangen haben", wird der Apple-Mitarbeiter von Forbes aus den Unterlagen zitiert. Der Absender habe die Bilder wohl an sich selbst geschickt und den Vorgang mehrfach wiederholt, weil diese nicht angekommen sind – oder er sei vom Empfänger darauf hingewiesen worden, so der Mitarbeiter.

Strafverfolger haben den Unterlagen zufolge im nächsten Schritt E-Mails, Textnachrichten und alle weiteren iCloud-Dateien des Nutzers von Apple angefordert – und im Gegenzug Anfang Februar eine Datei von dem Konzern erhalten, deren Inhalt nicht im Detail aufgeführt wurde.

Anfang Januar hat Apple erstmals öffentlich bestätigt, dass "bestimmte Techniken" im Kampf gegen Kindesmissbrauch eingesetzt werden, man nutze "elektronische Signaturen um vermeintlichen Kindesmissbrauch aufzuspüren", so der iPhone-Konzern. Weitere Details wurden nicht genannt. Auf eine "Vorabprüfung und das Scannen hochgeladener Inhalte auf potenziell illegale Inhalte" weist Apple seit vergangenem Herbst in der Datenschutzrichtlinie hin. Auf welche weiteren "illegalen Inhalte" das System dabei achtet, ist unklar. Offen bleibt auch, ob Apple einen Weg gefunden hat, Material zu prüfen, das über den Ende-zu-Ende-verschlüsselten Messaging-Dienst iMessage ausgetauscht wird.

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US-Behörden haben ihr Vorgehen gegen Verschlüsselung jüngst wieder verstärkt – besonders mit dem Verweis auf Kindesmissbrauch. US-Justizminister William Barr forderte Facebook im vergangenen Herbst dazu auf, Strafverfolgern Zugriff auf Inhalte zu gewährleisten – nur so könne man Kinder schützen. Das Netzwerk hatte zuvor in Aussicht gestellt, auch Facebook Messenger durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abzusichern. Barr kritisierte Anfang Januar dann Apple scharf, weil der Konzern nicht bei der Entsperrung eines verschlüsselten iPhones helfen wollte – Apple wies die Vorwürfe zurück. (lbe)