Bericht: Hedgefonds steigt bei Twitter ein und will CEO Dorsey loswerden

Ein großer Finanzinvestor und Geldgeber der US-Republikaner soll Twitter-Aktien gekauft haben und sogar planen, die Führung des Unternehmens auszutauschen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Bericht: Hedgefonds steigt bei Twitter ein und will CEO Dorsey loswerden

(Bild: InFootage.com/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der US-amerikanische Hedgefonds Elliott Management soll einen bedeutenden Anteil an Twitter-Aktien erworben haben und darüber seinen Einfluss auf das Unternehmen nutzen, um Veränderungen herbeizuführen und womöglich auch den Twitter-CEO Jack Dorsey zu ersetzen. Das berichtet das Nachrichtenportal Bloomberg News unter Berufung auf informierte Kreise, die jedoch anonym bleiben sollen.

Elliott Management gilt als Investoraktivist und nutzt seine Beteiligungen oft dazu, Umgestaltungen vorzunehmen und die Firmenstrategie zu beeinflussen. Der Fonds gehört dem US-Milliardär Paul Singer, der als bedeutender Sponsor der Republikanischen Partei der USA auftritt. Singer unterstützte im Vorfeld des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 einen republikanischen Mitbewerber von Donald Trump (als Teil der "Never Trump"-Bewegung), schlug sich nach Trumps Wahlsieg jedoch auf dessen Seite.

Kritik an Dorseys Führung soll laut Bloomberg ein Grund für den Einstieg von Elliott Management und die womöglich anstehenden Veränderungen sein. Dorsey ist ein Mitgründer von Twitter. Außerdem leitet er den Zahlungsdienstleister Square und hat kürzlich angekündigt, einen Teil des Jahres von Afrika aus arbeiten zu wollen. Mit dieser Konstellation sollen einige Teilhaber nicht zufrieden gewesen sein. Nach Bekanntwerden der Beteiligung von Singers Hedgefonds stieg der Kurs der Twitter-Aktie. Die beiden Unternehmen gaben zunächst keine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Eine angestrebte, womöglich auch politisch beeinflusste Neuorientierung von Twitter über einen Wechsel an der Firmenspitze birgt einigen Diskussionsstoff. Der weltweit beliebte Kurznachrichtendienst bietet Privatpersonen und Organisationen aller Art eine weitgehend freie Meinungsplattform und kämpft daher zwangsläufig auch mit – teils automatisierter – Desinformation, Verschwörungstheorien und Hetzkampagnen sowie mit den ausufernden Versuchen, diese Auswüchse einzudämmen. Zwischen den ca. 500 Millionen Tweets, die pro Tag um die Welt gehen, blendet Twitter 'zielgruppengerichtete' Werbung ein und ist darüber zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung geworden. Erst im Oktober letzten Jahres entschied das Unternehmen, keine politische Werbung mehr zuzulassen.

Zu einer Verbindung zwischen Twitter und der Investmentgesellschaft eines milliardenschweren Sponsors der US-Republikaner käme noch ein weiteres Element hinzu: Einer der eifrigsten und vermutlich einflussreichsten Twitter-Benutzer überhaupt ist der amtierende US-Präsident Donald Trump. Er äußert sich ungezügelt und mehrmals täglich in Tweets, in denen er seine sehr eigene Sicht des Weltgeschehens darlegt und mitunter gegen alle Gepflogenheiten wichtige diplomatische Entscheidungen verkündet. Außerdem liebt Trump es, auf Twitter sich selbst zu applaudieren und gegen seine Gegner zu wüten, was ihm wiederholt Manipulationsvorwürfe einbrachte. Beispielsweise führte ein von Trump in den sozialen Medien verbreitetes, verfälschtes Video der Demokratin Nancy Pelosi zu einer Kontroverse über unlautere politische Einflussnahme – Facebook löschte das Video schließlich, Twitter jedoch nicht. (tiw)