Klimakrise: Es wird wärmer und wärmer

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Der April 2020 war der wärmste oder zweitwärmste April seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen

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Die globale Erwärmung kennt keine Coronapause. Der zurückliegende Monat war, je nachdem, welchen Wissenschaftler man fragt, entweder der wärmste oder der zweitwärmste April seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Wobei die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen, die seit Jahren regelmäßig die globalen Datensätze analysieren, nach Fehlern durchkämmen und die entsprechenden Mittelwerte berechnen, im Bereich einiger Hundertstel Grad und damit der Messgenauigkeit liegen.

Nach der Analyse des GISS, des Goddard Institute for Space Studies der NASA, lag der April 2020 1,16 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Monate April in den Jahren 1951 bis 1980 und war noch vier Hundertstel Grad wärmer als der bisherige Rekordhalter, der April 2016. Dort werden die Daten eines globalen Klimamessnetzwerks zusammengetragen und reglmäßig untersucht.

Beim Copernicus-Programm des ECMWF (European Centre for Midrange Weather Forecast) verwendet man hingegen die für die Wettervorhersage mehrmals täglich aufgearbeiteten Messungen aus aller Welt, mit denen die Vorhersageprogramme gefüttert werden. Sammelt man diese Datensätze, so lässt sich mit ihnen eine Klimastatistik betreiben. Copernicus kommt zu dem Ergebnis, dass der April 2020 ein Hundertstel Grad kühler als der April 2016 war.

Der japanische Wetterdienst wiederum verwendet für die Temperatur über Land einen ähnlichen Datensatz wie das GISS greift aber für die Ozeane auf einen eigenen Datensatz der Meeresoberflächentemperatur zurück.

Könnte sein, dass die daraus abgeleitete Lufttemperatur in zwei Meter Höhe – auf die beziehen sich alle Angaben über die globale Temperatur – leicht von den beim GISS verwendeten Werten abweicht. Unterm Strick kommen die Japaner jedenfalls zu dem Schluss, dass der April 2020 sieben Hundertstel kühler als der April 2016 war.

Abweichung der lokalen April-Durchschnittstemperatur vom örtlichen Referenzwert. Besonders in der Aktis und in Sibirien waren die Temperaturen überdurchschnittlich (Bild: Copernicus ECMWF)

An dritter Stelle folgt bei den Japaner der April 2019, an vierter der April 2017 und an fünfter der April 2018. Mit anderen Worten: Es wird wärmer und wärmer. Alle fünf Monate lagen zwischen jeweils etwas mehr als drei und etwas mehr als fünf Zehnteln über dem Durchschnitt der Jahre 1980 und 2010.

Das ist insofern beachtlich, als diese drei Jahrzehnte bereits von einem steilen Anstieg der globalen Temperatur gekennzeichnet waren. Der größte Teil der etwa 1,1 Grad Celsius an globaler Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit, die bereits zu beobachten sind, ist seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erfolgt.

Ansonsten fiel nicht nur der vergangene April besonders warm aus. Zusammen sind die ersten vier Monate 2020 fast so warm wie der gleiche Zeitraum 2016 gewesen. Allerdings war vor vier Jahren zu jener Zeit der tropische Pazifik besonders warm. Die Region erlebte eines der stärksten El-Niño-Ereignisse seiner Geschichte, während derzeit von El Niño weit und breit keine Spur ist.

Währen eines EL Niños schlägt die globale Temperatur gewöhnlich etwas nach oben aus. Die Oberfläche des tropischen Pazifiks ist einer solchen Periode insbesondere vor der Küste Lateinamerikas wesentlich wärmer als sonst. Die Folge sind vorübergehende Verschiebungen in der sonst üblichen Verteilung der Niederschläge und der Trockenzonen insbesondere im tropischen Lateinamerika und auf den südostasiatischen Archipelen. Schwächer ausgeprägte Fernwirkungen gibt es auch bis nach Afrika und Nordamerika.