Handelskrieg: Huawei bunkert Chips für 21 Milliarden Euro

Huawei kauft schon seit Ende 2018 massenhaft Prozessoren und Speicherchips, um anderthalb bis zwei Jahre nach dem US-Bann überleben zu können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen
Handelskrieg: Huawei bunkerte 2019 Lagerbestände für 21 Milliarden Euro

(Bild: Rad K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Guo Ping, ein führender Huawei-Manager, hat verraten, dass der Hersteller seine Lagerbestände seit mindestens 2019 massiv aufgestockt hat. Umgerechnet rund 21,2 Milliarden Euro hat Huawei vergangenes Jahr für Komponenten externer Firma ausgegeben – 73,4 Prozent mehr als 2018. Oder anders ausgedrückt: fast ein Fünftel des gesamten Jahresumsatzes (108,8 Milliarden Euro).

Die Angabe stammt von Huaweis Global Analyst Summit 2020. Nikkei Asian Review will zudem aus Unternehmenskreisen erfahren haben, dass das Bunkern von Komponenten aus Angst vor Sanktionen schon im Dezember 2018 begonnen hat, als Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou in Kanada festgenommen wurde. Inzwischen haben die USA Huawei durch verschärfte Handelsgesetze fast vollständig von der weltweiten Chipfertigung abseits Chinas abgeschnitten.

Der weltweit größte Chipauftragsfertiger TSMC darf nur noch in der knapp viermonatigen Übergangszeit Aufträge von Huawei entgegennehmen. Der chinesischen CN Beta zufolge soll Huawei kurzfristig Notfallaufträge im Wert von umgerechnet 633 Millionen Euro bei TSMC platziert haben, um noch so viele Prozessoren wie möglich zu bekommen. Um die dafür nötige Kapazität zu schaffen, koordiniere TSMC sogar die Fertigung mit AMD, MediaTek, Nvidia und Qualcomm um.

Laut Nikkei Asian Review hat Huawei insbesondere programmierbare FPGA-Chips von Xilinx, Server-Prozessoren von AMD und Intel sowie DRAM- und NAND-Flash-Bausteine von Samsung, SK Hynix, Micron und Kioxia (früher Toshiba) in den letzten anderthalb Jahren eingelagert. Die monatlichen Einkäufe sollen teils 50 Prozent über den eigentlichen Bedarf hinausgegangen sein. Sie liefen demnach über Distributoren, denen Huawei teils deutlich höhere Preise als üblich gezahlt habe. Mit den Lagerbeständen und TSMCs letzten Lieferungen soll der Hersteller abgeschottet anderthalb bis zwei Jahre überleben können.

Die Xilinx-FPGAs sind für 5G-Basisstationen gedacht. Entsprechende Chips hatte Huawei zuletzt selbst designt, kann sie beim Auftragsfertiger TSMC bald schon aber nicht mehr produzieren lassen. Mit den Epyc- und Xeon-Prozessoren soll das Cloud-Geschäft ausgebaut werden.

Die Strategie hat derweil einen entscheidenden Nachteil: In spätestens einem Jahr gehören die Prozessoren zur alten Generation, sodass Huawei zumindest bei Smartphones den anderen Top-Herstellern hinterherhinken wird, wenn sich der Handelskrieg zwischen den USA und China nicht wieder entspannt.

Dieser sorgt unterdessen selbst bei US-Firmen für Unsicherheit. AMD etwa glaubt laut einer Stellungnahme gegenüber Nikkei Asian Review nicht, dass die neue Gesetzeslage den Verkauf von Prozessoren an Huawei beeinflusse. Andere Hersteller weichen aus, dass sie gesetzeskonform operieren.

(mma)