Gaia-X: Unternehmen wollen digitale Souveränität

Digitale Souveränität und die Cloud stehen bei Unternehmen laut einer Umfrage hoch im Kurs. Gaia-X könnte aus dem Dilemma führen, ist aber noch zu unbekannt.

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Gaia-X: Unternehmen wollen digitale Souveränität

(Bild: BMWi)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Susanne Nolte

Digitale Souveränität ist auch unter Führungskräften gefragt, dennoch stehen globale Cloud-Plattformen hoch im Kurs. Das ergab eine Umfrage von Führungskräften in Deutschland und Frankreich, die HPE in Auftrag gab. Es gibt also eine Menge Gründe, Gaia-X voranzutreiben, zumal jeweils 57 Prozent der Führungskräfte in beiden Ländern dezentrale Cloud-Infrastrukturen für ein geeignetes Mittel halten, um die Vorteile der Cloud mit digitaler Souveränität zu verknüpfen. Der Wermutstropfen: Rund vier Fünftel aller Befragten kennen das Gaia-X-Projekt ihrer Regierungen gar nicht.

Gaia-X ist ein von der deutschen Bundesregierung und Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft initiiertes Projekt, das eine leistungsfähige, dezentrale Cloud-Infrastruktur für Europa aufbauen soll. Im Vordergrund steht nicht die Gewinnerzielung der Betreiber, sondern Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit sowie die digitale Souveränität der europäischen Wirtschaft.

In die Planungen für den operativen Start Anfang 2021 sind rund 300 Unternehmen und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft eingebunden. Als treibende Kräfte gelten SAP, die Deutsche Telekom, Siemens, Bosch und der französische IT-Dienstleister Atos.

Leichte Unterschiede: Die Cloud und ihre Bedeutung schätzen Unternehmen in Deutschland und Frankreich anders ein – was an der Bedeutung von Gaia-X keinen Abbruch tut.

(Bild: HPE)

Am 4. Juni wollen die Wirtschaftsminister Deutschlands und Frankreichs, Peter Altmaier und Bruno Le Maire, zusammen mit Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft weitere Details vorstellen. Zudem werden erste Ergebnisse aus den 20 Arbeitsgruppen erwartet, die an konkreten Anwendungen etwa aus den Bereichen Industrie, Gesundheitswesen, Finanzen und Energie feilen.

Im Vorfeld wurden insgesamt 2152 Geschäftsführer, Bereichsleiter und Manager in Deutschland und Frankreich um ihre Einschätzung zur digitalen Souveränität gebeten. Für 85 Prozent der Führungskräfte in Deutschland (Frankreich: 65 Prozent) ist digitale Souveränität ein wichtiges oder sehr wichtiges Ziel ihrer Digitalisierungs-Strategie.

Allerdings glaubt die Hälfte der Befragten auch, dass die Corona-Krise die Abhängigkeit der Wirtschaft von globalen Cloud-Plattformen erhöhen wird. 33 (D) beziehungsweise 43 Prozent (F) der Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen seit Anbruch der Corona-Krise mehr auf Cloud-Dienste zurückgreift als zuvor. Knapp die Hälfte nutzt bereits globale Cloud-Plattformen, um Daten zu aggregieren und zu analysieren, 15 (D) respektive 10 Prozent (F) planen dies.

Unterschiedlich intensiv führen die Unternehmen in Deutschland und Frankreich ihre strategischen Digitalisierungs-Initiativen während der Corona-Krise fort. 61 Prozent der Befragten in Deutschland, aber nur 33 Prozent der Befragten in Frankreich treiben sie ohne Abstriche weiter voran oder nutzen die Krise sogar, um deren Umsetzung zu beschleunigen.

Zugleich sagen knapp drei Viertel der Führungskräfte in beiden Ländern, dass sie eigene digitale Plattformen dafür nutzen (49/46 Prozent) oder aufbauen (25/27 Prozent). Rund die Hälfte der Befragten (46/57 Prozent) gibt zudem an, dass der Verkauf von Daten oder digitalen Diensten Teil ihres Geschäftsmodells ist (35/44 Prozent) oder künftig sein wird (11/13 Prozent).

(sun)