Zoom will Geoblocking nachschärfen

Zoom-Konten von chinesischen Menschenrechtsaktivisten in den USA und Hongkong wurden zeitweise geblockt. Nun soll eine Software anhand des Standortes sperren.

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Zoom will Geoblocking einführen

(Bild: Shunevych Serhii / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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Der Videokonferenz-Dienst Zoom hat eingeräumt, kürzlich drei Videotreffen chinesischer Menschenrechtsaktivist:innen in den USA und Hongkong auf Druck der Regierung in Peking sanktioniert und die Konten der Einladenden geschlossen zu haben. Das in San Jose in Kalifornien ansässige Unternehmen teilte am Freitag mit, die Konten seien inzwischen wieder aktiviert worden.

Allerdings wird die Plattform nach eigener Darstellung auch in Zukunft den Anweisungen chinesischer Stellen über als "illegal" betrachtete Aktivitäten folgen, gleichwohl Konten und Aktivitäten außerhalb Chinas nicht mehr beschränken.

"Über die nächsten Tage" werde eine Software entwickelt, die es ermöglichen solle, Teilnehmer:innen nach ihrem jeweiligen Standort ausschließen zu können. "Das ermöglicht es uns, Forderungen lokaler Behörden zu erfüllen, wenn diese Aktivitäten auf unserer Plattform als illegal innerhalb ihrer Grenzen betrachten."

Zoom argumentiert, sich als globales Unternehmen an die Gesetze in den jeweiligen Ländern halten zu müssen. "Wir bemühen uns, unsere Maßnahmen darauf zu begrenzen, die notwendig sind, um örtliche Gesetze zu erfüllen", hieß es. "Unsere Antwort hätte keine Auswirkungen auf Nutzer außerhalb Festlandchinas haben sollen." Forderungen der chinesischen Regierung, die Einfluss auf jemanden außerhalb Chinas haben, soll demnach nicht mehr nachgegangen werden.

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Die Schließung des Kontos eines chinesischen Menschenrechtsaktivisten in den USA hatte scharfe Kritik ausgelöst. Es betraf unter anderem Gedenkveranstaltungen für die Opfer der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 in China. Zudem konnte ein weiteres Zoom-Konto des prodemokratischen Hongkonger Politikers Lee Cheuk Yan nicht mehr benutzt werden. Bei einem anderen Treffen sei nichts unternommen worden, weil kein Teilnehmer aus China stammte.

Zoom erlaubt seit Mai ohnehin keine individuellen Konten mehr in China, sodass diese auch keine Videotreffen organisieren können. Eine Teilnahme ist aber weiterhin möglich. Das Unternehmen verkauft indes Konten an Firmen mit Geschäftslizenzen in China. Und besonders problematisch dürfte für den Videokonferenz-Dienst sein, dass ein großer Teil seiner Produktentwicklung in China stattfindet. Das Unternehmen kann damit leicht unter Druck gesetzt werden.

Wie andere große Internetunternehmen ist somit auch Zoom zwischen die Fronten der Zensur in China und der freien Meinungsäußerung im Westen geraten. So sind etwa Google, Facebook, Twitter und andere soziale Medien in China gesperrt, weil sie sich nicht selbst zensieren wollen. Ohnehin ist Chinas Internet weitgehend vom weltweiten Netz abgekoppelt. Viele internationale Medien oder chinakritische Webseiten sind geblockt.

Mit der Zunahme der Videokonferenzen durch die Corona-Pandemie ist die Zahl der Teilnahmen an Zoom-Meetings weltweit in kurzer Zeit von 10 auf 300 Millionen pro Tag emporgeschnellt. Internet-Expert:innen äußerten schon mehrfach Sicherheitsbedenken – Sitzungen wurden nicht per default gesichert, wodurch es zu dem Phänomen "Zoombombing" kam. Das Unternehmen steuerte mit einem verpflichtenden Passwortschutz und Warteräumen für die Sitzungen gegen. Um die Videogespräche noch besser abzusichern, arbeitet das Unternehmen auch an einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die soll allerdings auch nur für zahlende Kund:innen bereitstehen.

(mit Material der dpa) / (kbe)