Bjarne Stroustrup lotet Werdegang seiner Programmiersprache C++ aus

In einem frisch veröffentlichten Essay bespricht der Vater von C++ auf 168 Seiten die Karriere der Programmiersprache seit ihrem 21. Geburtstag im Jahr 2006.

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Bjarne Stroustrup lotet Werdegang seiner Programmiersprache C++ nach 2006 aus

(Bild: Blackboard/Shutterstock.com)

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Von
  • Silke Hahn
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Bjarne Stroustrup, der 69-jährige dänische Erfinder von C++, hat die Entwicklung seiner Programmiersprache von 2006 (ihrem 21. Geburtstag) bis heute in einem Aufsatz rekapituliert. Ausgangspunkt des Beitrags ist die Beobachtung, dass die Programmiersprache C++ stets rasch neue Funktionen adaptiert hat, ohne grundlegend mit dem historisch gewachsenen Sprachumfang zu brechen. So hatte C++ 2006 zum Beispiel noch zahlreiche Elemente aus den 1970er-Jahren unverändert mit an Bord.

Unter dem Titel "Thriving in a Crowded and Changing World (Gedeihen in einer dichten, sich verändernden Welt): C++ 2006-2020" lotet Stroustrup aus, wie C++ sich aus einer relativ simplen Kombination der Sprachen C und Simula für die Hardware-nahe Systemprogrammierung der 1980er-Jahre "zu einem weitaus komplexeren und effektiveren Werkzeug für eine Bandbreite von Anwendungen entwickelt" habe.

Die Gemeinschaft der C++-Entwickler ist laut Stroustrup von damals (2006) etwa 3 Millionen auf heute rund 4,5 Millionen gewachsen. In dieser Zeit entwickelten sich neue Programmiermodelle, neue Hardware-Architekturen und neue Anwendungsfelder, in denen auch zahlreiche gut finanzierte und professionell vermarktete Programmiersprachen um Marktanteile rangen.

C++ als ältere Sprache ohne nennenswerten kommerziellen Rückhalt habe sich inmitten dieser Konkurrenz dennoch positiv entwickelt. Die Geschichte von C++ sei auch "die Geschichte der Menschen, die an der Entwicklung von C++ beteiligt waren", konkret deren Art, die Arbeit zu organisieren und Differenzen gelöst zu haben.

Auf all dies bietet der Verfasser einen Insider-Rückblick und zugleich eine Vorschau auf den kommenden neuen Standard C++20 im Herbst. Sein Beitrag behandelt die wichtigsten evolutionären Änderungen am ISO-C++-Standard für die Revisionen 2011 bis 2020, das Speichermodell, Concurrency und Parallelität, Kompilierzeit-Berechnung, Lambda Expressions, Module und Ausnahmen.

Der Däne wünscht sich offenbar, dass auch andere Programmiersprachen aus dem dargelegten Werdegang seiner Programmiersprache etwas lernen könnten: "Es wäre doch schade, wenn die Lektionen aus der Evolution von C++ auf die C++-Gemeinde beschränkt blieben", lautet sein Fazit.

Der Beitrag geht offenbar auf einen Vortrag bei einem Treffen der Association for Computing Machinery (ACM) zurück und ist in der aktuellen Ausgabe des Tagungsbandes einsehbar (zur generellen Publikation: Proceedings of the ACM on Programming Languages). Interessierte finden mehr Informationen zu C++ in einer laufenden Serie von Blogbeiträgen auf heise Developer.

(sih)