Racial Profiling: Microsoft betreibt doppeltes Spiel bei Gesichtserkennung

Seit Jahren drängt Microsoft darauf, biometrische Überwachungstechniken zu regulieren. Parallel versuchte der Konzern, sie an US-Drogenfahnder zu verkaufen.

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Racial Profiling: Microsoft betreibt doppeltes Spiel bei Gesichtserkennung

(Bild: Scharfsinn/Shutterstock.com)

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Microsoft-Präsident Brad Smith trommelt seit Jahren dafür, Technologien zur Identifizierung von Menschen anhand biometrischer Merkmale aufgrund des damit verknüpften hohen Überwachungspotenzials einzuhegen. Vor einer Woche kündigte der Konzern angesichts anhaltender Proteste gegen Polizeigewalt in den USA ein Moratorium beim Verkauf entsprechender Programme an Strafverfolgungsbehörden an. Nun ist herausgekommen, dass die Redmonder über ein Jahr lang versuchten, der US-Drogenfahndung Techniken zur automatisierten Gesichts- und Stimmerkennung anzudrehen.

Eindeutige E-Mails zwischen den beiden Verhandlungspartnern und Dritten hat die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) auf Basis von Anfragen nach dem Freedom of Information Act erhalten und jetzt veröffentlicht. Microsoft führte demnach zwischen September 2017 und Dezember 2018 Gespräche mit der Drug Enforcement Agency (DEA) über den Verkauf von Werkzeugen für Künstliche Intelligenz (KI) inklusive biometrischer Identifizierungstechniken. Das Unternehmen lud DEA-Agenten in sein Büro in Reston in Virginia ein, um die Software vorzuführen und Workshops abzuhalten, geht aus der Kommunikation hervor.

Die vorgestellten Verfahren sollten den Fahndern etwa bei Transkriptionen, Übersetzungen und der Personenerkennung helfen. Es ging auch um das Werkzeug Faces API, das laut Forschern vom MIT Media Lab zu einer Reihe von Programmen gehört, die Farbige unverhältnismäßig oft falsch identifizieren und von Vorurteilen geprägt sind. Die Ermittlungsbehörde entschied sich laut den Dokumenten letztlich gegen die Produkte von Microsoft. Sie verwies unter anderem auf einen Bericht der Prüfinstanz Government Accountability Office, in dem diese starke Datenschutzbedenken gegen den Einsatz von Gesichtserkennungstechnik beim FBI vorgebracht hatte.

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Microsoft und die DEA wollten sich laut US-Medienberichten nicht zu den Verhandlungen äußern. Smith plädierte gleichzeitig immer wieder dafür, die Datenverarbeitung durch spezielle Instrumente einzugrenzen. Zuletzt forderte er ein entsprechendes Gesetz, das "auf den Menschenrechten" beruhen müsse. Microsoft habe auch bisher schon aufgrund ethischer Bedenken auf das Geschäft mit solcher Technik mit der Polizei verzichtet. Bei den Unterredungen mit der DEA spielten solche Einwände von Seiten des Konzerns dem Austausch zufolge aber keine Rolle.

(kbe)