Zahlen, bitte! 79,5775 Ampere je Meter nach Hans Christian Ørsted

Der dĂ€nische Physiker Hans Christian Ørsted entdeckte zufĂ€llig die magnetische Wirkung des fließenden Stroms und gilt als MitbegrĂŒnder der ElektrizitĂ€tslehre.

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Zahlen, bitte! 79,5775 Ampere je Meter nach Hans Christian Ørsted
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Er soll zufĂ€llig darauf gestoßen sein: Der dĂ€nische Physiker Hans Christian Ørsted (oft auch Oersted) entdeckte 1820, dass eine Kompassnadel in der unmittelbaren Umgebung eines stromfĂŒhrenden Leiters durch den fließenden elektrischen Strom bewegt wird. Damit legte er einen Grundstein fĂŒr die Elektromagnetismus-Forschung.

Geboren wurde Ørsted am 9. August 1777 im dĂ€nischen RudkĂžbing als Sohn eines Apothekers. Da es zum Zeitpunkt seiner Jugend noch keine Schulpflicht gab, wurden er und sein Bruder abwechselnd von seinem Vater und einem deutschen PerĂŒckenmacher-Ehepaar unterrichtet.

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Das Ehepaar gab ihm zur Aufgabe die Bibelstellen, die sie auf Deutsch vorlasen, ins DĂ€nische zu ĂŒbersetzen. So kam er nicht nur Deutschkenntnisse, sondern auch zum Wunsch Theologie zu studieren. Der Vater hatte allerdings etwas dagegen: Bei ihm ging er und sein Bruder in die Lehre. Sie halfen in der Apotheke aus, und erwarben nebenbei noch Kenntnisse in Chemie. Weitere Fremdsprachen lernte er ĂŒber verschiedene Bezugspersonen.

Hans Christian Ørsted

1794 gingen beide nach Kopenhagen zur Weiterbildung. Ørsted machte sein Abitur und studierte danach an der Kopenhagener UniversitĂ€t Naturwissenschaften und Pharmazie. 1797 legte er die pharmazeutischen Examine ab; zwei Jahre spĂ€ter erlangte er die Promotion zum Dr. phil. Seine Dissertation nannte er "Über die Architektonik der Naturmetaphysik" und sie behandelte die Naturphilosophie von Kant, die Ørsted sehr beeinflusste.

Danach lehrte er bis 1801 an der Chirurgischen Akademie, leitete eine Apotheke und begab sich danach auf Studienreise, die ihn fĂŒr ein halbes Jahr nach Berlin und 15 Monate nach Paris und an diverse weiteren Orte Europas fĂŒhrte.

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Auf diesen Reisen lernte er den deutschen Physiker Johann Wilhelm Ritter kennen und schĂ€tzen. Sie wurden enge Freunde, vermutlich auch dadurch, da sie einen Ă€hnlichen Werdegang hatten: Ritter war wie Ørsted in einfachen VerhĂ€ltnissen geboren, machte ebenfalls eine Lehre als Apotheker und studierte ebenfalls ein naturwissenschaftliches Fach. Und Ritter war ebenso wie Ørsted von den Lehren Kants ĂŒberzeugt. Ritter, Entdecker der UV-Strahlung und Erfinder des ersten Akkumulators, beeinflusste Ørsteds Forschung.

1806 wurde Ørsted an der Kopenhagener UniversitĂ€t außerordentlicher Professor fĂŒr Chemie und Physik an der UniversitĂ€t Kopenhagen. 1817 wandelte sich sein Status zum ordentlichen Professor. Hier machte er 1819 auf sich aufmerksam, indem er erstmals Piperidin isolierte.

Im FrĂŒhjahr 1820 spĂ€ter machte er wĂ€hrend einer Vorlesung die Entdeckung, die weltweit fĂŒr Aufsehen sorgen sollte: Den Studierenden wollte er demonstrieren, dass sich ein Draht erwĂ€rmt, wenn Strom ihn durchfließt. FĂŒr weitere Magnetismus-Experimente stand ein Kompass auf einem Holzgestell bereit. Und Ørsted bemerkte erstmals verblĂŒfft, dass sich jedes mal die Nadel bewegte, sobald Strom durch den Leiter floss.

Er war ĂŒber das Verhalten des Kompasses erstaunt, aber es schien ihm zu konfus. Deswegen wollte er dem Effekt nachgehen, sobald er mehr Zeit hatte. Im Sommer experimentierte er weiter und stellte zweifelsfrei fest, dass elektrischer Strom ein Magnetfeld produzieren kann. Er veröffentlichte auf den Tag genau vor 200 Jahren die Ergebnisse in einer Publikation namens "fectum conflictus electrici in acum magneticam“ („Experiment hinsichtlich der Wirkung des elektrischen Konflikts auf eine magnetische Nadel“). Es waren nur wenige Seiten in Latein. Aber die schlugen in der wissenschaftlichen Welt ein wie ein Blitz.

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Der Zusammenhang war zwar schon lĂ€nger vermutet worden, aber erst jetzt war er fĂŒr jeden experimentell nachweisbar. Es hatte sogar schon vorher Forscher gegeben, die einen Ă€hnlichen Zusammenhang erkannten, aber sie waren in Vergessenheit geraten. Erst Ørsted vermochte den Wert dieser Entdeckung zu vermitteln. Und spĂ€testens als der französische Physiker François Arago den Ørsted-Versuch in der Pariser Akademie der Wissenschaften vorfĂŒhrte, wurde der Entdecker berĂŒhmt.

Er erhielt viele Ehrungen fĂŒr seine Entdeckung und beeinflusste massiv die weitergehende Forschung der ElektrizitĂ€t. Und nebenbei entdeckte er noch 1825 ein Verfahren zur Herstellung von Aluminium.

Hans Christian Ørsteds Grab auf dem Assistenzfriedhof im Kopenhagener Stadtteil NÞrrebro

(Bild: Peter Coles)

SpĂ€ter wurde die Einheit der magnetischen FeldstĂ€rke im Gaußschen und Elektromagnetischen CGS-System Oersted (Oe) genannt. In der Definition als die magnetische FeldstĂ€rke, bei der auf einen Einheitspol die Kraft 1 dyn wirkt. 1 Oe = 1000/4π A/m ≈ 79,5775 A/m. Seit 1970 ist Oersted aber keine offizielle Einheit mehr.

Hans Christian Ørsted grĂŒndete 1824 die DĂ€nische Gesellschaft fĂŒr Naturlehre und auf sein Wirken hin wurde 1829 in Kopenhagen die Polytechnische Lehranstalt geschaffen. Letztere leitete er bis zu seinem Tod 1851. Ørsted starb mit 73 Jahren als einer der angesehensten Forscher seiner Zeit – An seiner Beerdigung sollen ĂŒber 200.000 Menschen teilgenommen haben. (mawi)