Roboter bekämpfen Waldbrände: Forscher arbeiten an der Feuerwehr der Zukunft

Roboter und Löschdrohnen könnten künftig bei der Bekämpfung von Waldbränden helfen. Eine Erprobung soll auf einem Testgelände bei Dortmund erfolgen.

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Roboter bekämpfen Waldbrände: Forscher arbeiten an der Feuerwehr der Zukunft

(Bild: DRZ)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Rabea Gruber
  • dpa
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Noch sieht das alte Zechengelände im Dortmunder Norden etwas unscheinbar aus: Eine große Halle, drum herum freie Fläche. Doch hier wird an der Zukunft der Feuerwehrtechnik geforscht: Drohnen und Roboter sollen die Aufgabe der Helfer bei Bränden und Katastrophen erleichtern und sicherer machen. Dirk Aschenbrenner, Direktor der Dortmunder Feuerwehr, zeigt auf das Luftbild: "Das alles wird Testgelände." Hindernisse, unwegsamer Wald und selbst Trümmerfelder sollen hier simuliert werden. Läuft alles nach Plan, werden auf der Fläche demnächst Roboter ihre ersten Fahrversuche machen oder Löschdrohnen durch die Luft schwirren.

Dahinter steckt das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum (DRZ), ein Zusammenschluss aus 13 Partnern aus Praxis und Wissenschaft. Es forscht an komplexen technischen Systemen, die bei der Feuerwehr und im Katastrophenschutz zum Einsatz kommen, und bezieht in Dortmund derzeit seinen Teststandort. Koordiniert wird der Forschungsverbund durch das Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie der Feuerwehr Dortmund.

Trotz guter Ausbildung, zuverlässiger Schutzausrüstung und ausgefeilter Einsatztaktiken: Der Job der Feuerwehrleute ist oft lebensgefährlich. Roboter sollen helfen, Einsätze effektiver und für Retter wie gefährdete Menschen gleichermaßen sicherer zu machen, erklärt Aschenbrenner das Ziel des Projektes, dessen Vorsitz er übernommen hat. Technik, die in der Industrie vielleicht sogar schon Anwendung finde, soll hier auf die Anforderungen der Rettungsleute abgestimmt, getestet und dann für die Ausbildung der Feuerwehrkräfte zur Verfügung gestellt werden.

Wie wichtig schnelle, zielgenaue Reaktionen bei Waldbränden sind, hat sich in diesem Jahr schon mehrfach gezeigt: Mitte April bekämpften 1000 Feuerwehrkräfte einen Brand in einem Wald bei Gummersbach.

Wenige Tage später brannte es im deutsch-niederländischen Grenzgebiet im Kreis Viersen. 1600 Feuerwehrkräfte waren tagelang vor Ort – unter anderem, weil der Wind die Glutnester immer wieder anfachte.

Innovative Technik kommt bereits jetzt bei solchen Großeinsätzen zum Einsatz – und stößt auch an ihre Grenzen, wie Aschenbrenner sagt. So sei bei dem Waldbrand bei Viersen eine Drohne genutzt worden. "Sie sollte eigentlich eine bestimmte Strecke erkunden, hat dann aber die Orientierung verloren." Die Drohne war darauf programmiert, sich an farblich abgesetzten Stellen wie Wegen zu orientieren. "Wenn alles schwarz verbrannt ist, klappt das natürlich nicht mehr", erklärt Aschenbrenner. Die Einsatzfähigkeit solcher Erkundungsdrohnen zu verbessern, gehört daher zu den Zielen des DRZ.

Doch es geht um mehr: Drohnen mit Löschmitteltanks etwa könnten schwer zugängliche Brandherde löschen, sagt Aschenbrenner. Denkbar seien auch Drohnen, die über spezielle Sensoren chemische Gefahrstoffe erkennen.

"Spannend ist für uns vor allem Forschung zum autonomen Flug", ergänzt Christian Fortemeier von der Feuerwehr Hövelhof im Kreis Paderborn. Er ist dort verantwortlich für eine neun Kilo schwere Drohne, die seit über einem Jahr zum Einsatz kommt. "Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich da für uns noch ergeben werden, gerade im Bereich der künstlichen Intelligenz." Noch braucht die Hövelhofer Drohne einen Piloten, der sie vom Boden aus steuert. Mit einer Zoom- und einer Wärmebildkamera hat sie zum Beispiel schon Waldbrandgebiete auf Glutnester hin überprüft und einen vermissten Autofahrer gefunden, der schwer verletzt vom Unfallort in den Wald gelaufen war.

Auch für andere Aufgaben in der Unfallrettung wird am DRZ geforscht. "Da geht es zum Beispiel um Laserschneidgeräte, die man am Unfallort händisch bedienen kann", berichtet Thomas Siekaup, Kreisausbilder im Bereich technische Hilfeleistung in Paderborn und als Praxis-Fachmann am DRZ-Projekt beteiligt. "Bis die Technik aber soweit ist, dass sie zuverlässig durch Autoteile und nicht durch Menschen schneidet, werden noch mindestens fünf Jahre vergehen." Wenn es Ideen aus der Forschung erst einmal bis in die Praxis schaffen, liegt es an Ausbildern wie ihm, die Feuerwehrleute im Umgang mit der Technik zu schulen. Immer wieder gebe es neue Systeme, nicht immer seien die Ideen ausgereift. "Da müssen wir den Überblick behalten", sagt Siekaup. Auch deshalb will das DRZ künftig technische Neuerungen prüfen und zertifizieren.

Das Vertrauen in die Technik wachse genau wie der Bedarf, sagt Aschenbrenner. Feuerwehrleute ersetzen könne die Technik sicher nicht, betont er. "Aber bei der Auswertung großer Datenmengen und in gefährlichen Situationen könnte sie uns unterstützen."

(olb)