Google plant seine Transparenzinitiative für Werbung

Mit einer Erweiterung für Chrome will Google Nutzer künftig besser über personalisierte Werbung aufklären. Noch ist sie im Alpha-Stadium.

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Google plant seine Transparenzinitiative für Werbung

(Bild: Bubble_Tea Stock/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Google will mit verbesserten Werkzeugen für Nutzer transparenter machen, welche Daten zur Werbeausspielung verwendet werden. Damit soll der Ausstieg aus den Third-Party-Cookies vorbereitet werden. Der Konzern versucht etwas mehr Ordnung in einem Markt zu schaffen, der aufgrund der chaotischen Querbeziehungen kaum mit der Datenschutz-Grundverordnung in Einklang zu bringen ist.

Teil der am Freitag in einem Blogposting vorgestellten Initiative ist eine neue Chrome-Erweiterung namens "Ads Transparency Spotlight". Im Prinzip handelt es sich dabei um einen universellen Cookie-Dialog. Wer auf die Erweiterung klickt, bekommt in einer Übersicht angezeigt, wie viele Anzeigen die aktuell aufgerufene Webseite integriert hat und aufgrund welcher Daten diese Werbung ausgespielt wurde. Darunter listet die Erweiterung zusätzlich auf, welche verschiedenen Anbieter ihre Tracking-Skripte und ähnliche Inhalte zusammen mit der Webseite ausgespielt haben. Dabei verlinkt die Erweiterung auch die Datenschutzerklärungen. Noch befindet sich die Erweiterung in einer frühen Alpha-Phase. So kann sie bisher nur Googles eigene Anzeigen erkennen und Angaben über die verwendeten Daten machen.

Wer die Extension nicht installiert, soll in Zukunft weiterführende Informationen bekommen, wenn er auf das bereits seit langem vorhandene Info-Symbol am oberen Rand einer Google-Anzeige klickt. Der Dialog "Warum sehe ich dieser Werbung" enthält bisher nur recht vage Informationen, warum eine Anzeige ausgespielt wurde. Hier wird zum Beispiel erläutert, dass eine Werbung "aufgrund der Einschätzung Ihrer Interessen durch Google" ausgespielt wurde – wie Google aber zu diesen Einschätzungen kommt, bleibt im Unklaren. Google ist nun dabei, die Namen der Anzeigenkunden zu verifizieren und will diese Information im kommenden Jahr an die Endnutzer weitergeben.

Mit den neuen Initiativen reagiert Google auf ein allgemeines regulatorisches Klima, das sich unter anderem in den Entscheidungen des Bundesgerichtshofs zu Cookie-Einwilligungen niedergeschlagen hat. Denn nach der Rechtsprechung aus Karlsruhe dürfen deutsche Anbieter nicht mehr einfach voraussetzen, dass Nutzer mit der Datenweitergabe zu Werbezwecken einverstanden sind, wie es das deutsche Telemediengesetz eigentlich festlegte.

Stattdessen müssen sich die Anbieter an die Maßgaben der Europäischen E-Privacy-Richtlinie von 2002 halten und die Nutzer transparent darüber aufklären wie und von wem ihre Daten weiterverwendet werden. Da auf kommerziellen Webseiten oft mehr als ein Dutzend verschiedener Anbieter Daten erhebt, die sie wiederum an Dutzende oder gar hunderte Geschäftspartner weitergeben, ist unklar, wie und ob hier überhaupt eine informierte Einwilligung erreicht werden kann.

Google arbeitet an einem neuen System des Programmatischen Advertising, das künftig ohne Third-Party-Cookies und ohne die Weitergabe von Nutzerprofilen an einen unbestimmten Kreis auskommen soll. Chrome drängt Entwickler etwa bereits auf sichere Cookies. Cookies von Drittanbietern müssen bestimmte Attribute vorweisen, damit der Browser sie noch überträgt.

Kernpunkt des Projekts "Turtledove": Statt die Werbeprofile quer über offene Werbemarktplätze zu versenden, soll die Entscheidung, welche Werbung ausgespielt wird, künftig im Browser des Nutzers ermittelt werden. Google setzt auch auf die Zuarbeit der Publisher, die ihre eigenen Nutzerdaten auswerten sollen, um eine zielgenaue und damit einträgliche Ausspielung von Werbung zu erreichen.

Das Problem dabei: Ein guter Teil der Tracking-Technik ist nicht darauf ausgerichtet, Informationen über den Nutzer direkt zu sammeln, sondern soll festhalten, wie viel der Werbung wie lange angezeigt wurde, wie oft eine bestimmte Anzeige schon zu sehen war und ob die Werbung nicht etwa von Betrügern auf der falschen Webseite ausgeliefert oder gar nur von Bots abgerufen wurde. Hier ist Google dabei, alternative Lösungen zu entwickeln, die keinerlei persönliche Informationen enthalten sollen, aber gleichzeitig alle Auswertungswünsche der Werbekunden erfüllen sollen. Google stimmt derzeit seine Vorschläge mit Standardisierungsgremien im W3C ab.

(emw)