Miterfinder der Computermaus: William English mit 91 Jahren gestorben

Zusammen mit Douglas Engelbart erfand er die Computermaus und stellte sie in einer legendären Präsentation 1968 vor: Bill English ist mit 91 Jahren gestorben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 52 Kommentare lesen
Miterfinder der Computermaus: William English mit 91 Jahren gestorben

William English im Jahr 2008

(Bild: Marcin Wichary from San Francisco, U.S.A. / CC BY 2.0)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der US-amerikanische IT-Ingenieur und Forscher William Kirk English – besser bekannt als Bill English – ist im Alter von 91 Jahren im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben. English war vor allem als einer der beiden Erfinder der Computermaus bekannt geworden; das gemeinsam mit Douglas C. Engelbart entwickelte Gerät wurde 1968 neben weiteren wegweisenden Ideen vorgestellt und beeinflusste maßgeblich die Bedienungsweise von Computern.

English wurde 1929 in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky geboren. Sein Vater war als Elektroingenieur in Kohleminen tätig. Nach dem Studium der Elektrotechnik in seinem Heimatort war English bis zum Ende der 50er-Jahre bei der US-Marine tätig. Anschließend ging er ans kalifornische Forschungslabor Stanford Research Institute (heute unter der Bezeichnung SRI International). Dort traf er auf Engelbart, der an neuen Konzepten unter anderem für die Bedienung von Computern arbeitete. 1964 stieß English zu Engelbarts dort angesiedeltem Augmentation Research Lab.

Engelbart hatte mehrere Ideen, wie man Computer und ihre Bedienung weiterentwickeln konnte (später bekannt als "oN-Line System" oder NLS). Eine davon war ein mechanisches Gerät, das analog zur Handbewegung des Benutzers einen Zeiger auf dem Computerbildschirm bewegte und mit dem man durch Auswählen von Symbolen oder Bildern gezielt Aufgaben ausführen konnte. English setzte diese Idee, die Engelbart in einer Skizze in seinem Notizbuch festgehalten hatte, in die Praxis um und entwickelte Mitte der 60er-Jahre die erste Computermaus.

Das in einem Holzkasten untergebrachte Gerät bestand aus zwei Potenziometern, die die Bewegung zweier Räder erfassten, die über die Tischoberfläche bewegt wurden. Seine Erfinder nannten es eine Maus, weil der Bildschirmzeiger – CAT genannt – den Bewegungen zu folgen schien wie eine Katze einer Maus. Engelbart bekam 1970 ein Patent auf das Konzept eines "X-Y Position Indicator for a Display System" zugesprochen. Das SRI lizenzierte das Patent unter anderem an Apple und Xerox.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Am 9. Dezember 1968 führten English und Engelbart die Maus und weitere Erfindungen auf der Herbsttagung der Association for Computing Machinery vor 1000 Zuschauern in San Francisco vor. Dieses Ereignis wurde von Fernsehkameras aufgezeichnet und ging als "Mother Of All Demos" (Mutter aller Vorführungen) in die Technikgeschichte ein.

1971 verließ English das SRI, ging zu Xerox und arbeitete am Palo Alto Research Center (PARC). Dort entwickelte er unter anderem das ursprüngliche Konzept der Maus weiter und ergänzte eine Kugel, mit der die Maus anstelle der beiden Räder über eine Oberfläche rollt. 1989 wechselte er zu Sun Microsystems. Bill Englisch verstarb am 26. Juli 2020 in San Rafael, Kalifornien, an Lungenversagen. Douglas Engelbart war bereits 2013 im Alter von 88 Jahren gestorben.

Das Konzept einer abgewandelten Computermaus mit Kugel (Trackball) wurde übrigens nahezu gleichzeitig auch in Deutschland entwickelt. Rainer Mallebrein konstruierte ab 1965 für Telefunken ein als Rollkugel bezeichnetes Gerät, von dem allerdings nur 46 Stück in Umlauf kamen. Telefunken verkaufte die Maus zusammen mit seinem damaligen Spitzenmodell, dem Computer TR 440. Mit bis zu 20 Millionen DM war dieses System jedoch für viele Interessenten nahezu unerschwinglich – die Maus war mit 1500 DM vergleichsweise günstig, geriet jedoch in Vergessenheit.

Ein Patent bekam Mallebrein übrigens "wegen zu geringer Erfindungshöhe" nicht zugesprochen. Vorgestellt wurde die Rollkugel im Oktober 1968 – zwei Monate vor der Präsentation von Engelbart und English. Beide Teams in San Francisco und in Konstanz sollen nichts von der Arbeit des jeweils anderen gewusst haben.

(tiw)