Betriebsratsgründung: N26 wollte auch zweites Trefffen gerichtlich stoppen

Gleich zwei Mitarbeitertreffen für eine Betriebsratsgründung wollte das N26-Management mit einstweiligen Verfügungen stoppen. Doch Gewerkschaften halfen aus.

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Betriebsrat bei N26: Management wollte auch zweites Trefffen gerichtlich stoppen

(Bild: JulianJD/Shutterstock)

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Der Streit um die Gründung eines Betriebsrats beim Smartphonebank-Startup N26 geht in die nächste Runde: Auch eine zweite Mitarbeiterversammlung am Freitag wollte das N26-Management mit einer beim Arbeitsgericht erwirkten einstweiligen Verfügung stoppen – und auch diesmal fand es dennoch statt. Bei den Versammlungen ging es um die Bestimmung von Wahlvorständen für zwei Gesellschaften von N26; die Wahlvorstände organisieren dann die eigentlichen Betriebsratswahlen.

Das erste Treffen am Donnerstag fand trotz der einstweiligen Verfügung gegen sechs Mitarbeiter statt, weil sich die Gewerkschaft Verdi kurzfristig bereit erklärt hatte, als Gastgeber zu fungieren. Darauf erwirkte das N26-Management eine weitere Verfügung, diesmal gegen Verdi bezüglich der Veranstaltung am Freitag. Doch auch die wurde umgegangen, weil in diesem Fall die Gewerkschaft IG Metall als Veranstalter einsprang. Für beide Gesellschaften von N26 sind damit erfolgreich die Wahlvorstände ernannt, teillten die Initiatoren mit.

N26 argumentierte in beiden Fällen, dass weder die Initiatoren noch der Betreiber der als Örtlichkeit gewählten Gaststätte ein Hygienekonzept vorgelegt hätten. Im Falle des zweiten Treffens sei noch hinzugekommen, dass dafür über 500 Personen geladen gewesen wären, in Berlin aber Versammlungen über 500 Anwesenden untersagt sind, erklärte ein Sprecher. Das Unternehmen müsse gerade in Coronazeiten seiner Sorgfaltspflicht für die Mitarbeiter nachkommen.

Der Besitzer der Lokalität, des Berliner Hofbräuhauses, versicherte allerdings gegenüber dem Fachmedium Finance Forward, ein mit den Behörden abgestimmtes Sicherheits- und Hygienekonzept vorliegen zu haben. N26 habe er auf Verlangen innerhalb der Frist eine anwaltlich abgestimmte Erklärung geliefert, die dem Veranstaltungsort das Hygienekonzept bescheinige.

Beim zweiten Treffen sei auch von Unbekannten die Polizei gerufen worden, um die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen, berichteten die Initiatoren. Es habe es aber nichts zu beanstanden gegeben. Wer die Polizei rief, blieb offen. Der Sprecher von N26 verneinte, dass das Unternehmen die Beamten alarmiert habe.

Weitere rechtliche Schritte seien von N26 derzeit nicht geplant, sagte der Sprecher. Da die Wahlvorstände nun bestimmt seien, könne der Prozess der Betriebsratsgründung auch seinen weiteren Gang gehen. Auch Mitgründer Valentin Stalf nahm am Freitagnachmittag auf Linkedin zur Sache Stellung und entschuldigte sich für die Eskalation der Debatte, für die er und sein Führungsteam sich verantwortlich fühlten.

"Das entspricht nicht der Art, wie wir als Team normalerweise zusammenarbeiten", erklärt Stalf. Auch wenn das Management eine andere Form der Mitbestimmung bevorzuge, werde man dennoch die Organisation von Betriebsratswahlen unterstützen. Er betonte, dass N26 nicht versuche, die Gründung eines Betriebsrats zu verhindern.

Doch laut Finance Forward soll Stalf in internen E-Mail Stimmung gegen das zweite Meeting gemacht haben. "Noch eine Gewerkschaft (IG Metall) versucht, eine faire, gut geplante Wahl eines Wahlvorstands für den Betriebsrat bei N26 zu beeinträchtigen", heiße es in der Mitteilung. "Jegliche schnell organisierte Wahl, die von externen Parteien vorangetrieben wird, wird Euch nicht miteinbeziehen, wird nicht sicher und nicht repräsentativ sein."

Zuvor soll Stalf in einer anderen E-Mail erklärt haben, ein Betriebsrat stünde "gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben". Stattdessen möchte die Führung von N26 eine "alternative Arbeitnehmervertretung" etablieren, die auch die Mitarbeiter an Standorten wie New York und Barcelona repräsentiere. Von den 1500 Mitarbeitern des Start-ups sind rund 1300 in Berlin beschäftigt. Details zu diesem Konzept blieben nach wie vor offen, ein Sprecher sagte, es sei ein noch laufender Diskussionsprozess. Das Gremium solle "schlank" und "modern" gestaltet sein – und auch parallel zu einem Betriebsrat existieren.

Ob das den Unmut befriedet, der bei manchen Mitarbeitern des Start-ups zu herrschen scheint, bleibt abzuwarten. Die Initiatoren hatten von einem "Allzeittief" beim Vertrauen der Mitarbeiter in das Management gesprochen. Unter dem Hashtag #N26UnionStrong finden sich auf Twitter zahlreiche Solidaritätsbekundungen mit den Betriebsratsgründern. Auch SPD-Vorsitzende Saskia Esken meldete sich via Twitter zu Wort.

(axk)