Schlafforschung: Manipulierte Träume für besseres Wachsein

Forscher manipulieren Schlafphasen und Träume. Ihre Ziele: besserer Schlaf, mehr Kreativität und ein nachhaltigeres Lernen.

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Schlafforschung: Manipulierte Träume für besseres Wachsein

(Bild: Oscar Rosello)

Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Eva Wolfangel
Inhaltsverzeichnis

Adam Horowitz’ Schlaflabor ist ein Sofa im Büro seiner Chefin Pattie Maes. Sein Messgerät besteht aus einem elektronischen Armband sowie drei Fingerringen. Und seine Probanden müssen nicht die ganze Nacht bleiben, es genügt ein Mittagsschlaf. Trotzdem will der junge Forscher tiefer in den Schlaf seiner Probanden vordringen als traditionelle Schlaflabore mit ihren aufwendigen, teuren Messmethoden und langwierigen Experimenten. „Wir können ihnen einen Teil ihres Kopfes zeigen, den sie noch nie gesehen haben“, verspricht der Doktorand am MIT Medialab. Und dort will er ansetzen und einen alten Traum der Menschheit wahr machen: im Schlaf kreativ zu werden.

Bislang haben Schlafforscher vor allem zwei Schlafphasen untersucht, die wichtig sind für die Traum- und ebenso für die Lernforschung: den Tiefschlaf und den REM-Schlaf. Im Tiefschlaf messen Hirnforscher längere, langsame Gehirnwellen – sie nennen ihn auch slow-wave sleep – im Vergleich zum REM-Schlaf mit seinen schnellen Augenbewegungen. In beiden Phasen gibt es Träume, doch sie unterscheiden sich, erklärt Björn Rasch, Schlafforscher und Psychologe an der Université de Fribourg: „Im Tiefschlaf sind sie gedankenartig, im REM-Schlaf eher geschichtenartig.“

Horowitz interessiert sich jedoch für eine dritte Phase, und zwar den Übergang zwischen Wachen und Träumen. Diese Phase, so seine These, lässt sich gewissermaßen als eine Art Einfallstor nutzen, um Träume zu beeinflussen. Wenn Horowitz seine Probanden verkabelt, misst das Armband Änderungen im Muskeltonus, der Herzfrequenz und der Hautleitfähigkeit. Die Sensoren wiederum sind mit Kabeln und per Bluetooth mit einer App auf einem Smartphone verbunden. Das genügt laut Horowitz, um neun verschiedene Einschlafstadien zu unterscheiden. Das wichtigste für ihn ist das sogenannte Hori-Stadium 3, „ein halbklarer Schlafzustand, in dem wir zu träumen beginnen“.