Grafikprogramm Krita 4.4: Neue Werkzeuge für Texturen und Muster

Krita 4.4 ist fertig und übernimmt wieder Fortschritte aus dem "Google Summer of Code": Neue Tools für Muster und Texturen.

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Krita 4.4: Neue Werkzeuge für Texturen und Muster

(Bild: Krita_Release Notes)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski
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Krita 4.4 ist mit kleiner Verzögerung erschienen: Eine Reihe an Bugs und Regressionen gegenüber der Vorgängerversion hatten die Entwickler des spendenfinanzierten, freien Grafikprogramms dazu gezwungen, eine zweite Beta-Phase einzulegen. Die ausführlichen, schon im August vorbereiteten Release Notes listen zusammen mit den Betas über 200 geschlossene Bugs auf, davon sind 15 als kritisch eingestuft.

Bemerkenswert sind laut der Krita-Entwickler allerdings nicht die ungewöhnliche Menge der Fehlerbehebungen, sondern die überarbeiteten Werkzeuge für Texturen und Füllmuster, sowie die Integration der Sprache SeExpr zur Berechnung und Modifikation von Texturen. Die so erstellten Füll-Ebenen nutzen jetzt Multithreading, was eine deutlich bessere Leistung bei aufwändigen Operationen verspricht. Dies kommt den neuen Transformationsmöglichkeiten für Muster zu gute, die nun Rotationen und Skalierung umfassen. Füllmuster können auch aus Penrose-Parkettierung und quasikristallinen Strukturen bestehen, die sich niemals wiederholen. Speziell für Comics bringt Krita 4.4 gleichmäßige Halbton-Füllungen, die das typische Druckbild älterer Druckverfahren nachbilden.

SeExpr ist quasi das Aushängeschild der neuen Version und stammt ursprünglich von den Walt Disney Animation Studios. Die Bibliothek zur Integration der Sprache in Grafik-, Animations-, und Simulationssoftware steht unter der Apache License 2.0 und im Quellcode auf Github. Die Übernahme dieser Technik in Krita 4.4 zur Synthese von Füll-Ebenen gelang dem Stipendiaten und Krita-Mitentwickler Leonardo Segovia im Rahmen den letzten Google "Summer of code". Damit der praktische Einstieg ohne langes Wälzen der Dokumentation gelingt, hat Krita etwa drei Dutzend modifizierbare Beispiele mit an Bord, die eine Galerie unter dem Menüpunkt "SeExpr" einer Füllebene anzeigt.

Bei den Freihandpinseln gibt es neue Überblendmodi zur Erzeugung realistisch wirkender Pinselstriche auf verschiedenen Maluntergründen. Schablonenpinsel unterstützten jetzt Farb- und Helligkeitsübergänge über die gesamte Länge eines Pinselstrichs.

Krita entwickelt sich weiter zu einem Animationsstudio, wird dazu die größten Änderungen und Ergänzungen von Werkzeugen allerdings erst in Version 5.0 zeigen. In Version 4.4 gibt es vorerst nur kleine Verbesserungen wie Vorlagen für das WebM-Format zum Rendering von Animationen.

Eine deutliche Verbesserung hat schließlich aber auch ein alltäglich verwendetes Tool gesehen: Copy und Paste kopiert nun auf Ebenen intelligent alle Pixel, Vektorobjekte samt Überblendoptionen und Einstellungsebenen mit und erleichtert so die Duplizierung kompletter Ebenen in andere Bilder. Zuvor wollte Copy und Paste nur sehr selektiv arbeiten und erwartete die vorherige Auswahl von Bereichen auf einer Bitmapgrafik oder von Vektorobjekten.

Das plattformübergreifende Krita ist für Windows, Mac OS sowie Linux zum Download verfügbar und steht unter der GNU General Public License 3 und wird hauptsächlich in C++ und Qt entwickelt. Ein Neuzugang ist seit der letzten Version eine Ausgabe für Android-Tablets, die den gesamten Funktionsumfang abbildet und am besten mit einem Stylus oder einer Bluetooth-Maus funktioniert.

In der Android-Ausgabe von Krita, die in der letzten Version erstmals erschien, sind nun auch alle anderen Sprachdateien neben Englisch enthalten. Diese Ergänzung macht die APK-Binaries aktuell aber zu groß für Google Play und die Android-Ausgabe ist deshalb nur als Download jeweils für die ARM- sowie die Intel-x86-Plattform verfügbar. Auf dem Zielgerät müssen diese APKs dann per Sideloading installiert werden. Android erwartet dazu, dass die Option "Unbekannte Quellen" in den Einstellungen aktiviert ist.

(emw)