NetBSD 9.1 mit mehr ZFS und "neuem" Fenstermanager CTWM

Das erste Update des NetBSD-9-Zweigs birgt viele neue Funktionen und Verbesserungen. Der Wechsel von TWM auf CTWM als Fenstermanager bringt deutliche Vorteile.

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Der minimalistische Fenstermanager TWM wurde durch den technisch weiterentwickelten CTWM ersetzt.

(Bild: ftp.netbsd.org)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Michael Plura
Inhaltsverzeichnis

Mit einer winzigen Verzögerung, die es den NetBSD-Entwicklern ermöglichte, in letzter Minute die timezone-Informationen für die Fidschi-Inseln zu aktualisieren, wurde NetBSD 9.1 veröffentlicht. Schon beim Major-Release NetBSD 9.0 fiel auf, dass die zuvor etwas schleppende Entwicklung in Fahrt gekommen zu sein scheint – und auch Version 9.1 wartet mit erfreulich vielen Neuigkeiten und Verbesserungen auf.

Kleine "Bastelcomputer" wie der Rasberry Pi, insbesondere aber SBCs (Single Board Computer) auf Basis der Allwinner- und Rockchips-SoCs und der oft unterschätzte BeagleBone Black laufen nun besser mit NetBSD. Das Audio-Subsystem wurde erweitert und Unzulänglichkeiten mit der Skalierung des CPU-Takts beseitigt. Verbesserungen an sigaltstack(2) für AArch64 räumen Probleme beim Einsatz von Programmiersprachen wie Erlang und Go aus.

Der native Hypervisor von NetBSD, "NetBSD Virtual Machine Monitor" oder kurz NVMM, wurde in den vergangenen zwei Jahren von Entwicklern rund um Maxime Villard von einem Test-Projekt zu einem praxistauglichen Werkzeug aufgewertet. NVMM unterstützt aktuell maximal 128 virtuelle Maschinen, die jeweils 256 vCPUs und 128 GByte RAM haben dürfen. NVMM erkennt mit NetBSD 9.1 die Prozessoren, auf denen es läuft, besser. NetBSD war einer der Pioniere des Xen-Hypervisors und unterstützt in Version 9.1 nun Xen 4.13.

Seit jeher sind ThinkPads, also die Business-Notebooks von IBM/Lenovo, bei BSD-Entwicklern beliebt. Aus diesem Grund ist die Unterstützung für die Hardware dieser Geräte deutlich besser als die für Notebooks anderer Hersteller. Etwas problematisch war bislang dennoch die Ansteuerung von TrackPoint und ClickPad. Beides wurde bei NetBSD 9.1 überarbeitet, sodass die Notebooks nun direkt nach der Installation "out-of-the-box" wie erwartet arbeiten.

Der Start für AMD64-basierte Geräte wurde indirekt beschleunigt, da man den Konsolen-Treiber, der die Startmeldungen auf dem Frame-Buffer (also ohne speziellen Grafikkarten-Treiber) ausgibt, optimierte.

NetBSD 9.1 enthält in der Standard-Konfiguration nun den CTWM von Claude Lecommandeur statt dem aus 1987 stammenden TWM. CTWM ist ein extrem leichtgewichtiger Window-Manager, der trotzdem enorm anpassbar an die Wünsche und Anforderungen des Benutzers ist.

Gerade auf schwachbrüstiger und älterer Hardware, auf der NetBSD 9.1 problemlos läuft, macht sich der geringe Ressourcen-Bedarf positiv bemerkbar. CTWM bringt gegenüber TWM einige heute unverzichtbare Funktionen wie beispielsweise Kontextmenüs im Firefox-Browser. Weitere Details erläutert ein NetBSD-Blogeintrag zum Wechsel auf CTWN.

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Schon im letzten Major-Release erhielt NetBSD eine Portierung des modernen ZFS-Dateisystems, mit Version 9.1 gibt es erfreulich viele Verbesserungen im Bereich Performance und Stabilität. Letztere qualifiziert NetBSD/ZFS aber bislang noch nicht 100-prozentig für den produktiven Einsatz. Interessant ist eine Funktion, mit der ZFS auch "Wedges"für den Aufbau von VDEVs (Virtual Devices, die Bausteine eines ZFS-Pools) verwenden kann. Wedges stellt NetBSD über den dk(4)-Treiber. Der dk(4)-Treiber stellt Bereiche eines physischen Datenträgers wie einen eigenständigen Datenträger zur Verfügung (und unterscheidet sich so von Partitionen).

Es überrascht, dass man bei NetBSD 9.1 noch immer am Log-Structured File System (LFS) festhält und dieses sogar weiterentwickelt. FreeBSD und OpenBSD haben es mangels Entwicklungsfortschritts schon vor langer Zeit aus den Quellen entfernt. LFS soll durch Zusammenfassen von Metadaten und variable Blockgrößen deutlich mehr Geschwindigkeit als UFS liefern. Bislang ist es technisch aber zu wenig ausgereift, um etwa die Lücke zwischen UFS und ZFS zu füllen. Man wird eine eventuelle weitere Entwicklung abwarten müssen.

Der Paketfilter NPF erhält mit NetBSD 9.1 einige zusätzliche Optionen und eine verbesserte Dokumentation; außerdem wurde das Verwaltungswerkzeug npfctl(8) erweitert.

Den Zugriff auf USB Security Tokens lässt NetBSD 9.1 nun auch im "raw mode" zu, so dass beispielsweise ein Browser wie Firefox direkt mit den Sticks zusammenarbeiten kann. Neu ist der uxrcom(4)-Treiber für Exar XR21V141x-Chips, auf denen viele Multiport USB Serial Adapter basieren.

Für Verschlüsselung sind gute Zufallszahlen essenziell. NetBSD 9.1 nutzt vor allem auf Allwinner- und Rockchip-SoCs einige zusätzliche Hardware-Quellen, um für mehr Entropie zu sorgen. Für den MIPS-Port auf Octeon ist der Zufallszahlen-Generator komplett überarbeitet worden. Für verschlüsselte Datenträger benutzt NetBSD den Pseudo-Gerätetreiber cgd(4), der in NetBSD 9.1 wesentlich schneller, weil parallel verschlüsseln kann.

NetBSD 9.1 steht ab sofort für amd64, i386, arm64/32 und viele andere CPU-Architekturen auf der NetBSD-Projektseite zum kostenlosen Download bereit. Weitere Informationen zur neuen Version liefert die Release-Ankündigung zu NetBSD 9.1. (ovw)