Geschichte des Joysticks: Vom Ein-Knopf-Knüppel zum Multifunktions-Cockpit

Die erste Spieldekade verging ohne Joystick, dann war er zehn Jahre lang in allen Händen. Als Präzisionswerkzeug für bestimmte Genres überlebt er bis heute.

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Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Winnie Forster
Inhaltsverzeichnis

Frühe Computerspiele entstanden in den 1960er- und 70er-Jahren auf DEC-Mainframes und im PLATO-Netzwerk. Als Bedienelemente verwendeten die ersten Gamedesigner – verspielte Studenten und Forscher – die an den Computerterminals vorhandenen Tasten, Schalter und Rädchen. Steuerknüppel kannte man zwar zum Bedienen von Fahrzeugen und Maschinen, aber nicht von Rechnern, Terminals und Mainframes.

So wurde das Proto-Computerspiel "Tennis for Two!" 1958 mit Knopf und Drehregler bedient. Das erste Computerspiel "Spacewar!" von 1962 nutzte vier Schalter, das Ur-"Adventure" 1976 eine alphanumerische Tastatur. Für Bildschirm-Action, Rechts- und Linksbewegungen und Rotation erwiesen sich Drehknöpfe und Potenziometer als gut geeignet – sie waren schnell zur Hand und billig.

Die Unternehmer Nolan Bushnell und Al Acorn, die sich als Elektronikingenieure bei der US-Audiofirma Ampex kennenlernten, machten aus dem rein akademischen Spaß ein Vergnügen für Otto Normalo und die Massen: 1971 statteten sie ihren ersten Arcade-Automaten, die "Spacewar!"-Nachahmung "Computer Space" mit vier Tasten aus. Weil Computer Space zu kompliziert fürs Kneipenpublikum war und daher kommerziell floppte, entwickelte die von Bushnell gegründete Firma Atari 1972 den simpleren "Pong"-Automaten, der nur mit Links-Rechts-Rad (Game Paddle) bedient wurde – ein weltweiter Erfolg! Das globale Videospielfieber befeuerte Atari mit "Breakout", "Night Driver" (1976), "Asteroids" (1979), "Missile Command" und "Centipede" (1981). In ihren Originalversionen steuerte man sie alle noch ohne Joystick, sondern mit Rad, großflächigen Tasten oder Trackball.