Franzosen sollen Bundesmarine mit Seekampfsystem ausstatten

Konzeptgrafik des MKS 180 Foto: Damen Schelde Naval Shipbuilding

Der Thales-Konzern hat zusammen mit der Damen-Werft einen 1,5-Milliarden-Euro-Auftrag an Land gezogen

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Die deutsche Staatsführung hat mit dem Thales-Konzern und der Damen-Werft Verträge zur Ausstattung von vier Fregatten der Klasse Mehrzweckkampfschiff (MKS) 180 mit einem "Auftrags- und Kampfsystemen" unterzeichnet. Die Schiffe sollen zwischen 2028 und 2030 fertig sein. Dafür erhalten die beiden Unternehmen eineinhalb Milliarden Euro.

"Weltweite Einsatzgebiete"

Im Auftrags- und Kampfsystem enthalten sind unter anderem das "Führungs- und Waffeneinsatzsystem" Tacticos und ein "Above Water Warfare System" (AWWS). Den Angaben von Thales nach ist das ein Gefechtsführungssystem, das zusammen mit dem APAR*-Bl2-Multifunktionsradar "die Besatzung eines Schiffes dabei unterstützt, komplexe und flächendeckende Angriffe durch kontinuierliche Analyse und Optimierung der taktischen Lage und des Einsatzes von Ressourcen abzuwehren und zu bewältigen".

Dabei denkt man nicht nur an Einsätze in heimischen Gewässern: Dem Thales-Manager Gerben Edelijn nach macht es die "Innovationsfähigkeit" seines Konzerns "der deutschen Marine möglich, […] einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität in den weltweiten Einsatzgebieten zu leisten". Bereits bei der Ausschreibung des Basisauftrags für die insgesamt über fünf Milliarden Euro teuren MKS 180 hieß es von Seiten der Bundesmarine, dass die Schiffe in der Lage sein sollen, "überall auf der Welt lange Zeit große Seeräume zu patrouillieren", "Embargos zu überwachen", "zwei Jahre in einem Einsatzgebiet zu bleiben" und Menschen "aus Krisensituationen zu evakuieren".

Dieser Basisauftrag ging bereits im Januar an Damen, was unter anderem in der deutschen Industriegewerkschaft Metall nicht gut ankam. Auf die Frage, ob die Ausschreibung auf europäischer Ebene eine zwingende Folge der bereits in den Nullerjahren erlassenen EU-Richtlinie 2009/81/EG war oder nicht, hieß es im Verteidigungsministerium damals etwas ausweichend, für eine andere Vergabeart als das "Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb nach § 11 Absatz 1 der Vergabeverordnung für die Bereiche Verteidigung und Sicherheit zur Umsetzung der Richtlinie 2009/81/EG hätten die notwendigen Bedingungen nicht vorgelegen (vgl. Neue Marine-"Allzweckwaffe" MKS-180 - Signal für mehr Auslandseinsätze?).

Größter Anteilseigner ist der französische Staat

Thales entstand 1998 aus der Zusammenfassung der Rüstungssparten der französischen Konzerne Thomson, Alcatel und Dassault Électronique. Den größten Einzelanteil an diesem Unternehmen hält mit 25,71 Prozent der französische Staat. Dass vor dem Vertragsschluss auch zwischen Vertretern der deutschen und der französischen Staatsführung kommuniziert wurde, ist deshalb keine ganz unrealistische Annahme. Auch deshalb nicht, weil sich der amtierende französische Staatspräsident immer wieder recht offen dafür einsetzt, das Brüssel und Berlin seine Rüstungsprojekte mit finanzieren (vgl. Macrons Marionette?).

Das gilt sowohl für den deutsch-französischen Gemeinschaftspanzer MGCS (vgl. Sind "zukünftige Verteidigungsszenarien" bis 2075 vorhersehbar?), als auch für den geplanten neuen Kampfjet FCAS (vgl. Deutsch-französisch-spanisches "Luftkampfsystem der Zukunft"). Als die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer über Ersatz für die deutsche Tornadoflotte entschied (Kampfflugzeuge: Kramp-Karrenbauer "fixiert" Split-Lösung), soll sich Paris Medienberichten nach ebenfalls eingemischt haben (vgl. Französische Staatsführung will angeblich verhindern, dass Bundesregierung F-18 kauft und Kramp-Karrenbauer: "Wir bleiben sicherheitspolitisch von den USA abhängig").

Bei Thales betonte man nach dem Vertragsschluss, dass man 3.900 Mitarbeiter in Deutschland habe, die für einen "hohen deutschen Wertschöpfungsanteil" sorgen würden. Dem deutschen Thales-Manager Christoph Hoppe zufolge kommen durch den MKS 180 "neue, hochwertige Arbeitsplätze hier im Land" hinzu, weil auch in Kiel und in Wilhelmshaven produziert werde. Wie viele das sein werden, ließ er offen.

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