Linux-Distribution OpenMandriva Lx 4.2 mit Design-Feinschliff und neuen Tools

Die neueste Version des Mandriva-Abkömmlings mit Desktop-Fokus erfährt ausgiebige Modellpflege und schließt die Portierung auf 64-bit-Systeme mit ARM-CPU ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen

Die neue Version bringt Kernel, KDE und Desktop-Software auf den aktuellen Stand.

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
Inhaltsverzeichnis

Das in Frankreich beheimatete OpenMandriva-Projekt hat Version 4.2 seiner Linux-Distribution OpenMandriva Lx veröffentlicht. Neben der üblichen Modellpflege gibt es Neuigkeiten etwa bei den Verwaltungswerkzeugen des Systems und bei der Portierung auf 64-bit-Systeme mit ARM-CPU.

"Was, die gibt es noch?", wird sich vielleicht der eine oder andere Leser außerhalb der Mandriva-Fangemeinde fragen, wenn er den Namen "OpenMandriva" liest. Tatsächlich hat die Distribution eine durchaus bewegte Geschichte hinter sich. Ihr Vorläufer, Mandrake Linux von MandrakeSoft, erschien bereits 1998. Im Jahr 2005 wurden Distributions- und Firmenname nach Mandriva (Linux) geändert. Anlass waren ein Marken-Rechtsstreit und der Zusammenschluss mit der brasilianischen Firma Conectiva. An letzterem verschluckte sich die ehemalige MandrakeSoft und landete im Mai 2015 schließlich in der Liquidation.

Die Distribution versuchte man zu retten, indem man sie 2012 einer Stiftung nach französischem Recht übertrug, die die Weiterentwicklung unter dem Namen OpenMandriva sicherstellen sollte. Mit Erfolg: Die neueste Version von OpenMandriva präsentiert sich auf der Höhe der Zeit, die in manchem Detail der Konkurrenz sogar voraus ist. Als erste Distribution setzte man etwa vor Jahren schon auf LLVM statt auf den etablierten C-Compiler des GNU-Projekts. Im Alltag soll das höhere Performance durch bessere Optimierungen zur Folge haben. Auf Wunsch bietet OpenMandriva Lx 4.2 auch einen mit Clang kompilierten Kernel als Alternative zur mit GCC kompilierten Version.

Die Distribution, die das RPM-Paketformat nutzt, steht zudem auf einem stabilen Fundament: Nutzer haben die Wahl zwischen dem Linux-LTS-Kernel 5.10.14 oder dem aktuelleren Release-Candidate-Kernel 5.11-rc7.

Im neuen System empfängt den Nutzer Mandrivas verbesserter Willkommensbildschirm "om-welcome". Dieser informiert über einige elementare Eigenschaften des Systems und ermöglicht die Installation zusätzlicher Pakete per Mausklick.

OpenMandriva Lx 4.2 hat unter anderem LibreOffice 7.1.0, das KDE-Framework in Version 5.78 und den Plasma-Desktop in Version 5.20.5 mit an Bord. Ebenfalls ab Werk vorhanden ist ein Werkzeug mit dem etwas eigenartig anmutenden Namen "om-feeling-like-ui", das sich aber als sehr praktisch erweist. Es gibt dem Nutzer die Möglichkeit, mit einem Mausklick den Desktop an das "Look and Feel" etwa von Windows 10, macOS oder Ubuntu anzupassen. Dies dürfte auch manchem Umsteiger aus der Windows-Welt sehr entgegenkommen.

Mit dem "om-feeling-like-ui"-Werkzeug lässt sich der OpenMandriva-Desktop schnell an das Verhalten verschiedener, prominenter Vorbilder anpassen.

(Bild: Screenshot)

Wem die Standard-Auswahl der Pakete in OpenMandriva nicht genügt, aktiviert mit "om-repo-kicker" Zusatz-Repositories und erhält so Zugriff auf Tausende zusätzliche Pakete. Dort finden sich dann auch Werkzeuge wie Firefox 85, Chromium 88 oder das Bildbearbeitungswerkzeug GIMP in der Version 2.10.22.

Ein weiteres Highlight in OpenMandriva Lx 4.2 ist die im Zuge der neuen Version offiziell als fertiggestellt geltende aarch64-Portierung für ARM-64bit-CPUs. Sie erlaubt es, das System auf Mini-Computern wie den Raspberry Pis ebenso zu nutzen wie auf dem Pinebook Pro und diversen ARM64-basierten Server-Mainboards. Sogar Unterstützung für das PinePhone steht auf dem Plan: Die Entwickler wollen Nutzern ermöglichen, auf mobilen Geräten wie Smartphones dieselbe Benutzerumgebung zu verwenden wie auf Desktop-Systemen.

Wer die neue Version OpenMandriva Lx 4.2 ausprobieren möchte, findet einen passenden Mirror mit den Abbildern auf mirror.openmandriva.org. Wie viele andere Linux-Distributionen lässt sich auch OpenMandriva Lx 4.2 von einem Live-Medium starten und nutzen. Wer die Distribution stattdessen fest auf dem eigenen Computer installieren möchte, nutzt dazu den Open-Source-Installer Calamares in einer an OpenMandriva angepassten Version.

Eine Installation von OpenMandriva Lx 4.2 ist übrigens nicht die einzige Möglichkeit, die Distribution zu nutzen: Komplementär zu den offiziellen Releases gibt es von OpenMandriva auch eine "Rolling"-Variante. Das Umschalten zwischen der Rolling-Distribution und den Release-Varianten erledigt der Nutzer durch die Auswahl der passenden Paketverzeichnisse direkt im System dynamisch. Ein Wechsel von der einen Variante hin zur anderen ist also möglich.

(ovw)