IT-Verbände halten nichts von Robinson-Listen

eco, dmmv und DDV zweifeln am Nutzen von Robinson-Listen, die vor ungewollten Werbe-Mails (Spam) schützen sollen, und werfen den Anbietern Bauernfängerei vor.

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Von
  • Holger Dambeck

Die drei Branchenverbände eco, dmmv und DDV zweifeln am Nutzen von Robinson-Listen, die Werbe-Mail an dort eingetragene E-Mail-Adressen verhindern sollen. In einer gemeinsamen Erklärung werfen sie den Anbietern Bauernfängerei vor. Der Eintrag in eine Liste, wie sie unter anderem der Interessenverband Deutsches Internet (IDI) herausgebe, schaffe kaum Abhilfe gegen die ungewollten Werbe-Mails. Notorische Spammer würden sich nicht an Robinson-Listen halten, sagte der Leiter des eco-Arbeitskreis Online-Marketing, Torsten Schwarz, gegenüber heise online. "Der Eintrag in eine solche Liste ist nichts anderes als ein Placebo."

Schwarz warnte davor, dass Robinson-Listen ein lukratives Ziel für Cracker werden könnten. Die dort gespeicherten Adressen seien für Spammer besonders wertvoll, weil die Robinson-Mitglieder in der Regel kaum in den Spam-Verteilerlisten stünden und deshalb eher wenig Werbung per E-Mail bekämen. "Bei 50 000 Adressen, wie sie beispielsweise IDI nach eigenen Angaben gespeichert hat, lohnt sich ein Angriff auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht", erklärte Schwarz. Qualifizierte E-Mail-Adressen würden unter Spammern für fünf Euro pro Adresse gehandelt.

Der Interessenverband Deutsches Internet (IDI) hat unterdessen den Vorwurf der drei Branchenverbände zurückgewiesen, Verbraucher müssten zwischen 20 und 120 Euro dafür zahlen, um in die von IDI angebotene eRobinson-Liste aufgenommen zu werden. "Die Einträge sind nach wie vor kostenlos", betonte der Vereinsvorstand Jochen Diebel. Lediglich der neu angebotene "Schutzbrief auf Gegenseitigkeit" koste Geld, biete aber auch "sachkundige Hilfe", besonders dann, wenn Schwierigkeiten auftauchten.

Diebel bestritt vehement, dass die Adressen aus der eRobinson-Liste gezielt von Spammern missbraucht würden. "Verstöße sind bisher nicht vorgekommen." Das Verfahren für den Abgleich mit den Robinson-Listen sei "extrem streng". Gewerbetreibenden drohten hohe Geldbußen, wenn sie gegen die Regeln verstoßen sollten. Die Kontrolle erfolge über individuell eingestreute Kontrolladressen. Ein seit 1. Juni 2001 laufender Test der c't-Redaktion brachte keinerlei Hinweise auf einen Missbrauch der eRobinson-Liste: Der Test-Account mit einer nicht genutzten E-Mail-Adresse blieb bislang spamfrei.

Der Verein IDI betreibt neben seiner Anti-Spam-Liste auch Robinson-Listen für Telefon und SMS. IDI kooperiert auch mit dem hannoverschen Verein GSDI e.V., der im Juli dutzende Anbieter von Internet-Newslettern wegen angeblicher Verstöße gegen Datenschutzgesetze abgemahnt hatte. Nach massivem Widerstand der Betroffenen verzichtete der Verein auf die Erstattung der Anwaltskosten. Im September musste GSDI eine weitere Niederlage einstecken: Das Landgericht Hannover verbot dem Verein, weiterhin sein Datenschutz-Gütesiegel "WebRobin" zu vergeben. (hod)