RoboCup virtuell: Eine Chance für die Roboter

Der RoboCup findet in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie rein virtuell statt. Das könnte dem Roboterturnier zu neuem Höhenflug verhelfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen

Zu einer direkten Begegnung der Roboter Sweaty (rechts) und Nimbro, wie hier beim RoboCup 2018 in Montreal, wird es dieses Jahr beim ersten rein virtuellen RoboCu wohl nicht kommen.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Der RoboCup, das weltweit wohl bedeutendste Roboterturnier, wird wegen der Covid-19-Pandemie in diesem Jahr nur virtuell stattfinden. Anders als bei großen menschlichen Sportereignissen wie der Fußball-EM oder den Olympischen Spielen, wo die erforderlichen Beschränkungen bei Teilnehmern und Zuschauern eine drastische Minderung der Attraktivität bewirken, könnte das Corona-Virus den Robotern zu neuen Höhenflügen verhelfen.

Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die RoboCup Rescue League, die bereits am 1. Februar, unmittelbar nachdem RoboCup-Präsident Peter Stone der Community den Beschluss mitgeteilt hatte, mit sehr optimistischen Worten verkündete: "In diesem Jahr haben wir die einzigartige Gelegenheit, die Art, wie wir unsere Liga betreiben, so zu verändern, dass noch mehr Forscher einbezogen werden können, wir unsere Bewertungen statistisch besser untermauern und den Stand der Forschung, zu dem RoboCup Rescue beiträgt, noch besser verbreiten können." Die durch die Pandemie erzwungenen Veränderungen, so die Idee, sollen zu dauerhaften Verbesserungen führen: "Das kann unser neues Modell werden für mehr weltweite Aufmerksamkeit und einen gründlicheren Qualifizierungsprozess in zukünftigen, wieder normaleren Wettbewerbsjahren."

Um so vielen Teams wie möglich die Teilnahme zu ermöglichen, will sich die Liga auf die Tests konzentrieren, die am einfachsten und billigsten nachzubauen sind. Die Organisatoren hoffen, dass dadurch nicht nur mehr Teams aus dem universitären Bereich motiviert werden, am Wettbewerb teilzunehmen, sondern auch die Makerszene und professionelle Rettungsorganisationen ermuntert werden, Teams zum RoboCup zu entsenden. Die Bewertung der Leistungen soll durch alle Teams anhand von ungeschnittenen Videoaufnahmen der Tests erfolgen, sodass alle noch besser von einander lernen können.

Die Rescue League zeigt sich damit angesichts einer realen Katastrophe als recht gut vorbereitet. Für die übrigen Ligen müssen dagegen noch die Regeln angepasst werden. Je nach Aufgabenstellung, so Peter Stone, würden die Teams ihre Roboter entweder im eigenen Labor in die Arena schicken, beobachtet von einem Live-Videostream, oder die Wettkämpfe in der Simulation austragen.

Letzteres gilt insbesondere für die Fußball-Ligen. Die Humanoids League stützt sich dabei auf den Simulator Webots. Mit dessen Hilfe soll das Spielfeld einschließlich des künstlichen Rasens und der äußeren Umgebung modelliert werden. Für die Modelle der Roboter sind dagegen die Teams verantwortlich. Klaus Dorer (Hochschule Offenburg), der zum Team Sweaty in der Humanoid League Adult Size gehört, hält das Vorhaben für "recht ehrgeizig". Es werde aber schon aktiv daran gearbeitet.

Teams, die mit komplett selbst entwickelten Robotern wie Sweaty antreten, könnten einen Nachteil haben gegenüber Teams, die kommerziell verfügbare Bausätze wie DARwIn-OP verwenden, von denen es bereits virtuelle Modelle gibt. Auch in anderen Ligen stellt die Virtualisierung der Roboter eine Herausforderung dar. Die Bewegungsabläufe des Roboters ließen sich zwar relativ leicht simulieren, sagt Jesus Savage (Universidad Nacional Autónoma de México), der mit dem Team Pumas in der RoboCup@home League antritt. So sei es möglich, die Suche nach bestimmten Objekten in der Simulation durchzuführen, wie im Qualifikationsvideo der Pumas zu sehen ist. Die dynamischen Kräfte, die dabei auftreten, seien dagegen schwer zu erfassen, ebenso das Spiel der Gelenke, das bei realen Robotern zu Ungenauigkeiten führe. Auch die Aufgabe, einem Menschen zu folgen, lasse sich in virtueller Realität nicht umsetzen. Schließlich geht es auch hierbei um den Umgang mit verrauschten Signalen, die sich nur unzureichend simulieren lassen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Hinsichtlich der Teilnehmerzahl könnte der diesjährige RoboCup indessen der bislang größte werden. Da die Registrierungsgebühr durch die Virtualisierung deutlich niedriger ausfällt als in früheren Jahren und auch keine Reise- und Transportkosten anfallen, könnten sich mehr Teams als sonst zur Teilnahme entschließen. Sie haben auch noch Zeit, es sich zu überlegen: Die Anmeldung ist noch bis 7. Juni 2021 möglich. Das eigentliche Turnier findet dann vom 22. bis 28. Juni statt.

(bme)