Klimaschulstreik: Kritik an neuen Erdgasleitungen

Foto: GasExit/Ort: Greifswald/ CC BY-SA 2.0

Klimabewegung kritisiert Investitionen in neue Gas-Infrastruktur, die den Klimaschutz gefährdet

Nach der Kohle kommt auch das Gas ins Gerede. In Deutschland führt ein bundesweites Netzwerk gegen die weitere Nutzung von Erdgas heute im Rahmen des globalen Klimastreiktags bunte Aktionen in verschiedenen deutschen Städten durch. Zum Beispiel auch in Berlin Kreuzberg auf der für ihre Türme bekannten und oft in Filmen und Fernsehbeiträgen emblematisch gezeigten Oberbaumbrücke.

"Statt die Gelder für den Aufbau erneuerbarer Energien und einen klima- und sozial gerechten Umbau der Energieversorgung einzusetzen, werden verkrustete fossile Strukturen mit Milliardensummen künstlich am Leben gehalten. Wir wehren uns dagegen, mit dem Erdgas auch noch Milliarden öffentlicher Gelder zu verbrennen. Subventionen für Fossile sind ein Skandal und verschleudern Geld, das für die Energiewende dringend gebraucht wird."
Hannah Fried; Bündnis GasExit

Im Fokus stehen sowohl konventionelles Erdgas als auch das sogenannte Frackinggas. Letzteres ist, wie es sich vermutlich inzwischen ziemlich weit herumgesprochen hat, besonders klimaschädlich. Nur in den Landesregierungen Schleswig-Holsteins (CDU, FDP, Grüne) und Niedersachsens (SPD, CDU) sowie im Bundeswirtschaftsministerium (CDU) ist die Botschaft noch nicht angekommen.

Deutsche Frackingfreunde

Das große Klimaproblem des Frackings liegt in den Fördermethoden, bei denen viel Gas – hauptsächlich Methan – in die Atmosphäre entweicht, wo es als potentes Treibhausgas wirkt, bevor es zerfällt. Aber auch wenn es nach zehn oder 20 Jahren durch chemische Prozesse in der Luft zerlegt wird, ist eines seiner Abfallprodukte CO2, also ein weiteres Treibhausgas.

Trotzdem sollen an der Nordseeküste unter anderem im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel mit dem Segen der dortigen Grünen Terminals für das Anlanden von Flüssigerdgas gebaut werden. LNG wird das auf Neudeutsch genannt, was für Liquefied Natural Gas steht.

Benötigt werden diese Terminals eigentlich nicht, genauso wenig wie die zweite Ostseepipeline aus Russland. Sinn machen diese Investitionen eigentlich nur, wenn man auch langfristig weiter Erdgas verbrennen oder als Wasserstofflieferant in der Chemieindustrie einsetzen will.

Das würde allerdings den internationalen Klimaschutzverträgen widersprechen, denn auch durch das Verbrennen von Erdgas wird das Treibhausgas CO2 in der Atmosphäre angereichert.

Diversifizierte Bezugsquellen

Für die Übergangszeit bis zur angestrebten Klimaneutralität – die Bundesregierung will 2050, die FFF-Schülerinnen und Schüler fordern 2035 – ist Deutschland jedenfalls bestens ins europäische Pipelinenetz integriert und hat langfristige Lieferverträge abgeschlossen.

2018 deckte Deutschland nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe seinen Bedarf von 85 Milliarden Kubikmetern noch zu acht Prozent mit der seit 15 Jahren rückläufigen inländische Förderung, die fast ausschließlich in Niedersachsen angesiedelt ist.

Der Rest wurde importiert. Nach den Daten (Excel-Datei) des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kommt das Gas zu etwa gleichen Teilen aus drei Ländern: den Niederlanden (29 Prozent), Norwegen (34 Prozent) und Russland (35 Prozent). Die Angaben sind für das Jahr 2016 – neuere stehen nicht zur Verfügung – und variieren von Jahr zu Jahr etwas.

Unnötige Emissionen

Unterdessen zeigt eine im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace in Großbritannien durchgeführte Recherche, dass auch das konventionelle Erdgas nicht ganz so harmlos ist. Vielmehr kann es auch bei dessen Förderung zu erheblichen unnötigen Methan-Emissionen kommen.

Mal werde Erdgas aus Sicherheitsgründen von den Bohrplattformen abgelassen oder abgefackelt, öfter aber um Geld zu sparen. Erdgas entweicht nämlich auch aus Ölfeldern, aber nicht immer werden auch entsprechende Pipelines zu den Förderplattformen gelegt, sodass das Gas eingefangen und verkauft werden könnte.

In Norwegen sei diese Praxis weitgehend verboten, aber in Großbritannien immer noch üblich. BP, Total and Repsol hätten zwar 2016 versprochen, sie einzuschränken zu wollen, tatsächlich aber ihre Emissionen seit dem noch gesteigert. Insgesamt seien zwischen 2015 und 2019 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in die Atmosphäre gepustet worden. Das meiste davon in Form von CO2 durch das Abfackeln, ein kleinerer Teil aber auch als Methan, der entsprechend seiner Klimawirksamkeit in CO2- Äquivalente umgerechnet wird.