Corona-Apps: Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick

Apps wie die Corona-Warn-App oder Luca sollen bei der Pandemiebekämpfung helfen. Wir geben einen Überblick über Unterschiede und die Vor- und Nachteile.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 179 Kommentare lesen

(Bild: heise online / RKI / luca-app.de)

Update Stand:
Lesezeit: 18 Min.
Von
  • Simon Koenigsdorff
Inhaltsverzeichnis

Immer wieder richtet sich die Hoffnung in der Pandemiebekämpfung auf digitale Lösungen. Mit der Corona-Warn-App im vergangenen Sommer und nun Check-In-Systeme wie Luca sollen Lockerungen begleitet werden – doch insbesondere über Luca scheiden sich die Geister. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den unterschiedlichen Apps und der laufenden Debatte.

[Update 29.3.2021, 13.30]: Wir haben die Liste der Bundesländer, die die Luca-App einsetzen wollen, aktualisiert, den Abschnitt zur Kritik an Luca präzisiert und mehrere Abschnitte um Statements der Berliner Datenschutzaufsicht ergänzt.

[Update 31.03., 11:15 Uhr]: Wir haben eine Stellungnahme der Datenschutzkonferenz zu Luca sowie die Veröffentlichung des Quellcodes ergänzt.

[Update 06.04., 12:00 Uhr]: Wir haben die Frage "Kann ich in den Apps auch Testergebnisse hinterlegen?" sowie einen Medienbericht über die Vergabe von Luca-Lizenzen ergänzt.

[Update 15.04., 10:15 Uhr]: Wir haben eine Sicherheitslücke in Luca-Schlüsselanhängern und den aktuellen Stand beim Einsatz von Luca in den Bundesländern und der Quellcode-Veröffentlichung von Luca ergänzt.

Ja, doch bei den aktuell diskutierten Apps geht es um mehrere Zwecke: die Warnung von anderen und die Erfassung von Kontaktdaten. Die Corona-Warn-App (CWA) des Bundes gibt es bereits seit vorigem Jahr. Sie soll Nutzerinnen und Nutzer alarmieren, wenn sie direkten Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Dazu misst sie via Bluetooth, ob sich zwei Smartphones mit installierter App über einen gewissen Zeitraum nahe beieinander befinden. Wird ein Kontakt registriert und eine beteiligte Person später positiv auf Corona getestet, bekommen Risikokontakte eine Meldung in der App. Sie gilt als besonders datenschutzfreundlich, weil dabei keinerlei persönliche Daten anfallen.

Doch bereits seit vergangenem Jahr wurde gefordert, die CWA um neue Funktionen wie die Erkennung von Infektionsclustern zu erweitern – weil zum Beispiel Menschen, die sich durch Aerosole auch über größere Distanzen anstecken können, nicht erfasst werden. Insgesamt wurde die CWA über 26 Millionen Mal heruntergeladen und verfügt seit den letzten Updates über Zusatzfunktionen wie ein privates Kontakttagebuch und eine freiwillige "Datenspende" an das Robert Koch-Institut.

Nach Ostern soll die CWA um eine Check-In-Funktion zur Clustererkennung ergänzt werden. Funktionieren soll das für die Nutzerinnen und Nutzer ähnlich wie Luca und andere digitale Gästelisten (siehe unten): Sie scannen beim Betreten eines Restaurants, einer Veranstaltung oder auch bei privaten Treffen einen QR-Code mit ihrem Smartphone ein. Der Unterschied: Auch hier werden in der CWA keine persönlichen Kontaktdaten hinterlassen – im Gegensatz zu Luca und ähnlichen Systemen.

Gibt später eine infizierte Person ihr Testergebnis in der CWA frei, werden nicht nur die Kontakte gewarnt, die sich in der Nähe aufgehalten haben, sondern auch diejenigen, die zur selben Zeit am selben Ort eingecheckt waren. Das Gesundheitsamt ist nicht involviert, garantiert gewarnt werden die Kontakte jedoch auch nicht: Die Freigabe eines positiven Tests ist in der CWA freiwillig, nicht alle machen davon Gebrauch. Ähnliche, anonyme Konzepte benutzen Systeme in Großbritannien und das Protokol CrowdNotifier, auf dem die Schweizer App NotifyMe basiert.

Zwischenzeitlich war zwar auch ein Papier der CWA-Entwickler bekannt geworden, das vorsah, in Zukunft auch Kontaktdaten in der App zu erheben und den Gesundheitsämtern zugänglich zu machen, doch auf Anfrage teilte das Bundesgesundheitsministerium nun mit, dass eine "automatisierte Datenübermittlung nicht vorgesehen" sei – schließlich liege die hohe Akzeptanz der CWA auch daran, dass sie datensparsam sei. Bis Ende April soll es außerdem möglich sein, zusätzlich auch Schnelltestergebnisse in der CWA zu dokumentieren (siehe unten).