Wirecard: Insolvenzverwalter verkauft türkische Wirecard-Tochter

Wirecard Ödeme Ve Elektronik Para Hizmetleri wird von Finch Capital übernommen und soll unter anderem Namen weitermachen.

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Einfach, schnell und zuverlässig bezahlt: Die türkische Wirecard-Tochter wechselt den Besitzer.

(Bild: Wirecard Türkiye)

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Gut neun Monate nach dem Zusammenbruch des Skandalkonzerns Wirecard hat der Insolvenzverwalter die türkische Gesellschaft des Konzerns namens Wirecard Ödeme Ve Elektronik Para Hizmetleri verkauft. Käufer ist der niederländische Finanzinvestor Finch Capital, der für die Übernahme einen neuen Bezahldienstleister namens Nomu Pay in Irland gegründet hat.

Der Gläubigerausschuss habe der Transaktion bereits zugestimmt, der Verkauf unterliegt jedoch noch der Genehmigung durch die örtlichen Aufsichtsbehörden. Den Kaufpreis nannte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag nicht.

Wirecard Türkei sei unter der E-Geld- und -Zahlungslizenz der türkischen Zentralbank tätig und verfüge über eine umfassende Zahlungslizenz in ihrem Bereich, erläutert Jaffé. Das Unternehmen bietet Online-Zahlungsprodukte für unterschiedliche Kunden wie etwa die türkischen Mobilfunkunternehmen an. Dabei wirke sie auf dem regionalen Markt autonom und weitgehend ohne Verflechtungen mit der Wirecard-Gruppe oder deren anderen Tochterunternehmen. Nomu Pay soll das elektronische Bezahlgeschäft in der Türkei fortführen und ausbauen.

Laut Jaffé ist das der letzte Verkauf einer europäischen Wirecard-Tochter. Noch nicht abgeschlossen ist der Verkauf von Wirecard-Firmen in Asien. Der Insolvenzverwalter hatte in den vergangenen Monaten mehrere Wirecard-Gesellschaften sowie das Kerngeschäft der Aschheimer Konzernzentrale verkauft – letzteres aber nur in Form von Know-how und Mitarbeitern, nicht als komplette Firma. Soweit bekannt, belaufen sich die Erlöse auf mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Der Schuldenberg, den der in Untersuchungshaft sitzende frühere Vorstandschef Markus Braun und seine mutmaßlichen Komplizen hinterlassen haben, ist jedoch weitaus höher. Nach Berechnungen der Münchner Staatsanwaltschaft haben Banken und Investoren mutmaßlich mehr als 3 Milliarden Euro verloren. Gläubiger und Aktionäre haben im Insolvenzverfahren sogar Forderungen in zweistelliger Milliardenhöhe angemeldet. Der Skandal ist mittlerweile auch verfilmt worden. (mit Material der dpa) /

(anw)