Dank Gammablitz: Erstes mittelschweres Schwarzes Loch nachgewiesen

Während supermassive und stellare Schwarze Löcher immer wieder gefunden werden, klafft dazwischen eine beträchtliche Lücke. Die könnte sich nun füllen.

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Künstlerische Darstellung der Ablenkung

(Bild: Carl Knox, OzGrav)

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Zwei Astrophysiker und eine Astrophysikerin aus Australien haben offenbar erstmals ein mittelschweres Schwarzes Loch gefunden und damit möglicherweise den Grundstein dafür gelegt, dass eine große Lücke der Astronomie geschlossen wird. Denn während bislang nur supermassive Schwarze Löcher der hunderttausend-, millionen- oder gar milliardenfachen Masse unserer Sonne und stellare Schwarze Löcher mit maximal mehreren Dutzend Sonnenmassen gefunden wurden, fehlen die mittelschweren Schwarzen Löcher dazwischen. Solch eines hat das Team um James Paynter nun über einen Umweg entdeckt, schreiben sie im Fachmagazin Nature Astronomy.

Wie die Gruppe erläutert, haben sie einen Katalog von Gammastrahlenausbrüchen (GRB, gamma-ray bursts) nach sich wiederholenden Nachweisen durchsucht, die darauf hindeuten, dass ein Objekt die Strahlung auf ihrem Weg zu uns abgelenkt hat. Gammablitze sind kurze Energieausbrüche von extremer Intensität, die etwa bei Sternenexplosionen entstehen und aus allen Richtungen zu uns kommen. Dass ein signifikanter Teil von ihnen auf dem Weg zu uns von einer Gravitationslinse abgelenkt worden sein dürfte, hatte die nun an dem Nachweis beteiligte Astrophysikerin Rachel Webster schon 1992 gemutmaßt. Unter den rund 2700 Gammablitzen, die das Compton Gamma Ray Observatory der NASA registriert hat, fanden sie jetzt tatsächlich einen, der sich nach wenigen Sekunden wiederholte.

Die Strahlung des Gammablitzes mit der Bezeichnung GRB 950830 wurde auf dem Weg zu uns von einem Schwarzen Loch abgelenkt, das auf etwa 55.000 Sonnenmassen kommt, haben die drei errechnet. Damit liegt es genau zwischen den stellaren und den supermassiven Schwarzen Löchern, wo es bislang noch sehr leer ist. Zwar könnte auch eine andere Struktur für den Effekt verantwortlich sein, das sei aber extrem unwahrscheinlich. Daraus, dass sie schon bei der Durchforstung von wenigen Tausend Gammablitzen fündig wurden, schließen die drei auch, dass es alleine in der Milchstraße rund 46.000 solcher mittelschweren Schwarzen Löcher geben dürfte.

Das nun gefundene mittelschwere Schwarze Loch könnte ein altes Relikt sein, das im frühen Universum entstanden ist, vor den ersten Sternen und Galaxien, meinen die Forscher. Sie könnten die Grundlage sein, aus der die supermassiven Schwarzen Löcher entstehen, deren immenses Wachstum teilweise noch nicht erklärt werden kann. Paynter und seine Kollegen wollen mit ihrer Methode nun andere Datenbanken von Gammablitzen durchforsten und hoffen, auch darin fündig zu werden. Das würde es dann wirklich offiziell machen, der eine Fund lasse sich immer irgendwie anzweifeln, bei zweien sei das viel schwerer, erklärte Webster gegenüber Popular Science. Damit würde dann wohl auch die Zeit enden, in der sich die mittelschweren Schwarzen Löcher so erfolgreich einer Entdeckung entzogen haben.

(mho)