Ausprobiert: Wappsto:bit – Erweiterungsplatine für den BBC micro:bit

Der Wappsto:bit bringt den britischen Schul-Mikrocontroller ins WLAN und Mobilfunknetz, zeigt Sensordaten auf schicken Dashboards und hat optional GPS.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

Der Wappsto:Bit des dänischen Herstellers Seluxit ist eine Erweiterungsplatine für den britischen Lern-Mikrocontroller BBC Micro:Bit. Die Erweiterung spielt sich dabei auf unterschiedlichen Ebenen ab: Zum einen (und auf den ersten Blick augenfällig) führt der Wappsto:Bit die GPIO-Anschlüsse des Micro:Bit, die aus unterschiedlich breiten, blanken Kontaktflächen bestehen, als normale Pinleiste im Rastermaß 2,54 mm heraus, wie von Arduino, Pico & Co. gewohnt. Praktisch: Für jeden Signalpin ist gleich auch noch je einer für 3,3V und GND vorhanden – diese Anschlüsse werden ja sonst oft schnell Mangelware, wenn man viel Peripherie an ein Board anschließt.

Zum anderen sitzt auf dem 100 mm × 82 mm messenden Wappsto:Bit auch ein ESP32, mit dem der eingesteckte Micro:Bit über eine definierte Schnittstelle Daten in Form von Zahlen und Zeichenketten austauscht. Und der ESP wiederum stellt über WLAN oder ein optionales Mobilfunkmodul für NB-IoT die Verbindung mit der Wappsto-Cloud des Herstellers Seluxit her. Als Frontend stehen dafür kostenlose Apps für Android und iOS zur Verfügung sowie die Webseite wappsto.com. Über App oder den Browser kann man sich die vom Micro:Bit an den Wappsto:Bit weitergegebenen Daten anschauen oder umgekehrt Daten über diesen Weg an den Micro:Bit schicken.

Im Browser lassen sich außerdem Dashboards aus Liniendiagrammen und Zeigerinstrumenten zusammenklicken. Für den Kontakt mit weiteren Cloud- und Webdiensten stehen auf wappsto.com einige weitere Software-Module zur Verfügung, denn bei dieser Plattform handelt es sich um einen Web-App-Store, daher auch der Name. Dort bekommt man kostenlos etwa den Data forwarder, der Daten an einen MQTT-Broker oder an Azure weiterleitet. Zudem kann man über den Wapp Creator eigene Wapps, also Web-Apps programmieren und in den Store stellen. Auch das bereits erwähnte Dashboard ist übrigens selbst eine solche Wapp.

Hier zeigt das Dashboard im Browser die vom Micro:Bit gemessene Lautstärke, Helligkeit und Temperatur an. Der Micro:Bit steckte hier im Wappsto:Bit und der wiederum lag auf dem Fensterbrett des Arbeitszimmers – der Ausschlag beim Lüften ist in allen drei Kurven erkennbar (offenbar war es draußen leiser als drinnen).

Wir bekamen für unseren Test die Basic-Ausführung des Wappsto:Bit vom Hersteller Seluxit zur Verfügung gestellt, sie kostet in dessen Webshop knapp 52 Euro. Die Variante mit NB-IoT kostet knapp 87 Euro und die mit NB-IoT und GPS-Modul 104 Euro. Die Platine ist allerdings in allen Fällen dieselbe, bei der Basic-Ausführung bleiben schlicht die Lötplätze für GPS und Mobilfunkmodul leer. Ein Micro:Bit ist im Preis nicht enthalten, kompatibel sind aber dessen Versionen 1 und 2.

Bei unserer Basic-Platine sind die unbestückten Lötplätze für die SD-Karte, das GPS- und das IoT-NB-Modul für die anderen Wappsto:Bit-Varianten sichtbar.

Für den allerersten Start braucht man die App auf dem Mobilgerät, denn über die legt man sein kostenloses Benutzerkonto an und verknüpft anschließend per Bluetooth die Wappsto:Bit-Platine mit diesem Konto. Die kann man dabei gleich mit dem örtlichen (2,4GHz-)WLAN bekannt machen, wenn sie dort heimisch werden soll; alternativ kann man das WLAN auch später über einen speziellen Code-Block des Micro:Bit einrichten.

Apropos Code-Block: Den Micro:Bit programmiert man wie gewohnt wahlweise grafisch, in Python oder JavaScript im Online-Editor makecode.org. Für die maßgeschneiderten Code-Blöcke zur Kommunikation mit der Erweiterungsplatine klickt man in der Menüleiste auf das Zahnrad-Symbol, dann auf Extensions und sucht nach Wappsto. Diese Erweiterung fügt sich nahtlos in die gewohnte grafische Programmierumgebung des Micro:Bit ein und bringt in erster Linie neue Blöcke für zwei spezielle Variablentypen mit: Wappsto Number Value und Wappsto String Value lassen sich darüber initialisieren, benennen, setzen und auslesen.

Ein simples Beispielprogramm im visuellen Code-Modus auf makecode.org. Hier werden die Messwerte noch so oft wie möglich übertragen, was speziell beim Lautstärkesensor durch dessen Rauschen zu wilder Zappelei der Zeiger im Dashboard führt und im Dauerbetrieb außerdem das kostenlose Datenlimit ausschöpft.

Insgesamt sind 15 Number Values und 5 String Values definierbar. Mit letzteren lassen sich etwa vom Browser oder von der App aus Textbotschaften an den Micro:Bit schicken und auf dessen kleinem LED-Matrix-Display ausgeben. Die Number Values kann man beim Initialisieren über eine Ausklappliste auch direkt an die Onboard-Sensoren des Micro:Bit koppeln, sodass deren Messungen in der App oder im Browser sichtbar werden. Dazu muss sich der Micro:Bit samt Wappsto:Bit übrigens nicht im selben WLAN befinden, da die Kommunikation über die Cloud des Herstellers erfolgt.

Das im Browser zusammengeklickte oder geschriebene Programm schickt man wie gewohnt über das USB-Kabel auf den Micro:Bit. Dann stöpselt man den ab, steckt ihn in den Wappsto:Bit und versorgt anschließend jenen über seine Micro-USB-Buchse mit Strom – wahlweise per Netzteil, über den USB-Port eines Rechners oder auch über eine Powerbank. Der Micro:Bit bekommt dabei genügend Saft für den Betrieb ab. Programmieren lässt er sich im Huckepackbetrieb allerdings nicht; dazu muss die USB-Verbindung schon direkt zum Micro:Bit hergestellt werden.