Studie: Blaulichtfilter tragen zu besserem Schlaf bei

Kurzwelliges Licht soll den Schlaf stören. Belege dafür haben nun österreichische Forschende gesucht und gefunden.

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Im Bett auf dem Smartphone zu lesen soll nicht gut für den Schlaf sein. Dem sind österreichische Forschende nun nachgegangen.

(Bild: dpa)

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Blaulichtfilter in Smartphones und Computerdisplays sind in der jüngsten Zeit beliebt geworden. Ob sie wirklich zu einem besseren Schlaf beitragen, haben nun Forschende der Universität Salzburg erkundet. Ihr vorläufiges Ergebnis: ja, teilweise, schreiben sie in der Fachzeitschrift Clock & Sleep. Kurzwelliges Licht beeinflusse nicht nur den zirkadianen Rhythmus und die abendliche Schläfrigkeit, sondern auch die Schlafphysiologie sowie die Wachheit am Morgen. Einen Blaulichtfilter am Abend zu verwenden reduziere diese negativen Auswirkungen.

Die Psycholog:innen Sarah Schmid und Christopher Höhn hatten für ihre Pilotstudie 14 junge Männer drei Nächte in ein Schlaflabor geschickt. Zuvor sollten sie 90 Minuten lang dieselben Texte in gleicher Schriftgröße auf einem Smartphone mit und ohne Blaulichtfilter sowie auf Papier lesen, schildern sie in ihrem Aufsatz. Es waren die Titel "Die Känguru-Chroniken: Ansichten eines lauten Beuteltiers", "555 populäre Irrtümer: Warum Angela Merkel eigentlich ein Wessi ist, man Eier nicht abschrecken muss und Erdnüsse keine Nüsse sind" und "13 gegen das Sommerloch: 13 Autoren – 13 Geschichten – 13 x Lesespaß".

Während der ganzen Nacht wurden ihre Körperfunktionen kontinuierlich überwacht. Mit Polysomnographie wurden die Gehirnströme, die Augenbewegungen und die Muskelaktivität gemessen, dazu kamen die Körpertemperaturregulation und die Veränderungen der Hormone Cortisol und Melatonin.

Der natürliche Cortisol-Anstieg am nächsten Morgen nach der nächtlichen Lektüre am Handy ohne Blaulichtfilter war verglichen zum Lesen mit Filter reduziert; das heißt, die Personen sind langsamer aufgewacht. Insgesamt lasse das darauf schließen, dass der Cortisolspiegel nach dem Lesen ohne Blaulichtfilter auch während der Nacht erhöht war. Reduziert war nach dem Lesen ohne Blaulichtfilter auch der Tiefschlaf im ersten Schlafviertel. Der Schlaf der Smartphone-Leser war fragmentierter, die Probanden wachten in der Nacht öfter auf.

Nach dem Lesen in einem Buch war der abendliche Melatonin-Spiegel höher als nach dem Lesen auf dem Smartphone, egal ob mit oder ohne Blaulichtfilter. Mit der Vasodilatation, der Erweiterung der Blutgefäße, war noch ein weiterer Entspannungsparameter nach dem Lesen in einem Buch am größten.

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Nicht zusammenzupassen scheinen aber die Befunde über die Aufmerksamkeit beim abendlichen Lesen auf dem Smartphone: Subjektiv war die Schläfrigkeit während des Lesens auf dem Smartphone verringert, objektiv war aber keine gesteigerte Aufmerksamkeitsleistung, also keine besseren Reaktionszeiten zu beobachten.

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"Die Zirbeldrüse im Gehirn, die eine direkte Verbindung zu unseren Augen hat, produziert das Schlafhormon Melatonin. Wenn es dunkel wird, steigt die Melatonin-Produktion an, wir werden müde", erklärt die Psychologin und Schlafforscherin Kerstin Hödlmoser vom Zentrum für kognitive Neurowissenschaft der Universität Salzburg. Wenn helles Licht in die Augen dringt, wird die Produktion von Melatonin gehemmt, der Schlaf-Wach-Rhythmus verschiebt sich. Am stärksten sei dieser Effekt bei blauem Licht um 450 Nanometer, langwelliges rotes Licht wirke sich hingegen nicht auf die Melatonin-Produktion aus.

(anw)