Großbritannien: Grünes Licht für Fusion von O2 und Virgin Media​

Die britische Wettbewerbsbehörde signalisiert die Freigabe des geplanten Joint Ventures von Telefónica und Liberty Global. Chef wird ein alter Bekannter.​

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Shutterstock/Jevanto Productions/Lenscap Photography

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Die britische Wettbewerbsbehörde hat der Fusion des Mobilfunkanbieters O2 und des Kabelnetzbetreibers Virgin Media eine vorläufige Freigabe erteilt. Eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Großhandelsmarkt sei nicht zu erwarten, teilte die Competition and Markets Authority (CMA) am Mittwoch mit. Mit einem Abschluss der Fusion ist nun im Sommer zu rechnen.

Die Telecom-Riesen Telefónica und Liberty Global hatten im vergangenen Jahr beschlossen, ihre britischen Tochtergesellschaften in ein Gemeinschaftsunternehmen einzubringen. Die beiden Konzerne werden jeweils die Hälfte des Joint Ventures halten. Telefónica erhält eine Ausgleichszahlung von umgerechnet rund sechseinhalb Milliarden Euro, da der von den Spaniern eingebrachte Teil deutlich größer ist als der von Liberty Global.

Die Wettbewerbsbehörde, die seit dem Brexit alleine zuständig ist, hatte Ende vergangenen Jahres eine genauere Prüfung des Fusionsvorhabens eingeleitet. Die CMA hatte Bedenken, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb beim Großhandel mit Netzleistungen schwächen oder das Angebot verschlechtern könnte. Virgin Media stellt anderen Netzbetreibern Transportleistungen für den Backhaul zur Verfügung; auf dem Netz vom O2 bieten einige virtuelle Netzbetreiber (MVNO) ihre Dienste an.

"Nach gründlicher Analyse der im Zuge unserer Phase-2-Untersuchung gesammelten Beweise ist es unwahrscheinlich, dass der Deal zu höheren Preisen oder Qualitätseinbußen bei Mobilfunkdiensten führt", erklärte der Vorsitzende der CMA-Untersuchung, Martin Coleman, laut einer Mitteilung.

Die Leitung des britischen Joint Ventures soll der deutsche Manager Lutz Schüler übernehmen, der vor rund zwei Jahren von Unitymedia als CEO zu Virgin Media gewechselt war. Schüler ist auch bei Telefónica kein Unbekannter: Vor seiner Zeit als CEO von Unitymedia war Schüler Chef von HanseNet und mit der Übernahme zu Telefónica Deutschland gestoßen.

Telefonica sucht schon seit Längerem nach einer Lösung für das britische Geschäft. 2015 hatten die Spanier mit dem chinesischen Mobilfunkanbieter Hutchison, der auf der Insel mit der Marke "Three" vertreten ist, eigentlich einen Käufer gefunden – doch der rund 13 Milliarden Euro schwere Deal kam wegen des Vetos der EU-Kommission nicht zustande. Im vergangenen Jahr hat das Gericht der Europäischen Union die Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter allerdings wegen einiger "Rechts- und Beurteilungsfehler" kassiert.

Telefónica hatte auch erwogen, die britische Mobilfunktochter an die Börse zu bringen, sich dann aber für die Fusion mit Virgin Media entschieden. Anders als beim geplatzten Verkauf an Hutchison war bei der Fusion von O2 und Virgin Media mit der Genehmigung der Wettbewerbsbehörden zu rechnen. Die CMA hatte 2016 auch die Übernahme des Mobilfunkanbieters EE durch den Festnetzbetreiber BT genehmigt.

(vbr)