Übung zur planetaren Verteidigung: Fiktiver Asteroideneinschlag droht Tschechien

Die diesjährige Übung zur Asteroidenabwehr nähert sich ihrem Ende und für den Böhmerwald sieht es nicht gut aus: Eine Asteroidenabwehr war nicht möglich.

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Die finale Warnung wenige Tage vor dem fiktiven Einschlag

(Bild: Planetary Defense Conference Exercise - 2021)

Lesezeit: 4 Min.

Bei dem aktuell durchgeführten Planspiel rund um das hypothetische Szenario eines drohenden Asteroiden-Einschlags hat sich inzwischen herausgestellt, dass der fiktive Himmelskörper im tschechischen Grenzgebiet zu Deutschland und Österreich einschlagen wird. Abwehrmaßnahmen im All waren nicht möglich.

Das zeigen die Veröffentlichungen zur "Planetary Defense Conference Exercise", aus denen auch hervorgeht, dass wir gegenwärtig unzureichend auf solch ein Szenario vorbereitet wären. So könnte bei einer solch kurzen Vorbereitungszeit wie in der Übung gegenwärtig keine Raumsonde gestartet werden, um den Asteroiden rechtzeitig abzulenken oder zu zerstören. Die Übung wird am heutigen Donnerstag beendet.

Das diesjährige Planspiel ist das fünfte, das im Rahmen der zweijährlich veranstalteten Planetary Defense Conference durchgeführt wird. Die wird in diesem Jahr vom Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) in Wien veranstaltet, findet wegen der Corona-Pandemie aber virtuell statt. Zu Beginn der Übung wussten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nur, dass der diesjährige Asteroid in dem Szenario am 19. April entdeckt wurde und mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2500 Mitte Oktober auf der Erde einschlagen könnte. Im Verlauf des ersten Übungstags war die Wahrscheinlichkeit dann auf 5 Prozent gestiegen. Möglich war da noch ein Einschlag in einem riesigen Gebiet, das zwei Drittel der Erdoberfläche umfasste. Zu den Teilnehmenden gehören Weltraumagenturen wie die ESA und NASA sowie Katastrophenhelfer.

Wie aus den Veröffentlichungen zu der Übung hervorgeht, wurde der Ort des hypothetischen Einschlags im weiteren Verlauf des Planspiels eingegrenzt: Zuerst nach einer fiktiven Woche auf ein Gebiet, das von Skandinavien über Zentraleuropa bis nach Ägypten reichte. Gleichzeitig stieg die Wahrscheinlichkeit, dass der hypothetische Einschlag erfolgen würde auf 100 Prozent. Die Größe des hypothetischen Himmelskörpers konnte immer noch nicht genauer angegeben werden, als auf 35 bis 700 Meter. Optionen blieben zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, es gebe keine Raumsonden, die rechtzeitig bereit gemacht und zu dem Asteroiden geschickt werden. Sollte es die aber geben, bliebe nur Zeit für eine Sonde, die mit einer Atombombe versuchen könnte, den Asteroiden aufzubrechen.

Zwischenzeitlich sah es so aus.

(Bild: Planetary Defense Conference Exercise - 2021)

Vier Monate vor dem hypothetischen Einschlag hat sich in dem Szenario dann herausgestellt, dass der Einschlag mitten in Zentraleuropa erfolgen würde, und zwar am 20. Oktober. Je nachdem wo genau, könnten Menschen das in einem riesigen Gebiet nicht überleben, im Schnitt betraf ein Einschlag zu diesem Zeitpunkt noch etwa eine halbe Million Menschen. Sollte der hypothetische Asteroid aber am nordwestlichen Rand der fiktiven Einschlagzone – in der Nähe Hannovers – heruntergehen, wären sogar maximal 6,6 Millionen Menschen betroffen. In dem Planspiel ist das der Stand von Ende Juni, also vier Monate vor dem fiktiven Einschlag.

Unterschiede zwischen der Zahl der im Schnitt und der maximal betroffenen Menschen, abhängig von noch unbekannten Daten des Asteroiden und dem tatsächlichen Einschlagsort.

(Bild: Planetary Defense Conference Exercise - 2021)

Zum Abschluss des Planspiels und in dessen Rahmen am 14. Oktober – sechs Tage vor dem Einschlag – konnte der auf ein kleines Gebiet in der Tschechischen Republik eingegrenzt werden. Inzwischen ist demnach klar, dass der fiktive Asteroid eine Größe von etwa 105 Metern hat, also deutlich kleiner als anfangs befürchtet aber etwa fünfmal so groß wie der Meteorit von Tscheljabinsk. In einem Gebiet von mehreren Dutzend Kilometern Durchmesser, das auch Teile Deutschlands und Österreichs umfasst, wäre der fiktive Einschlag für Menschen nicht zu überleben. Was die Übenden damit anfangen, wird sich nun zeigen. In dem Szenario heißt es noch, dass ein sensibleres Gerät zur Suche nach gefährlichen Asteroiden den fiktiven Himmelskörper fast mit Sicherheit schon bei seinem letzten Vorbeiflug 2014 entdeckt hätte. Die Vorbereitungszeit wäre dann deutlich länger gewesen.

(mho)