"Haifischhautfolie" soll Treibstoffverbrauch bei Lufthansa-Flugzeugen verringern

Ab 2022 sollen Lufthansa-Transportflugzeuge mit einer Folie von BASF ausgerüstet werden, die Haifischhaut nachempfunden ist und den Reibungswiderstand senkt.

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Die Haifischhautfolie kann großflächig auf Flugzeugen aufgebracht werden.

(Bild: Sonja Brüggemann, Lufthansa Technik AG)

Lesezeit: 3 Min.

Die Lufthansa Cargo will ab 2022 die Aeroshark-Technik auf alle im Dienst stehenden Boeing 777F Transportflugzeugen anwenden. Der vom Chemiekonzern BASF und Lufthansa Technik gemeinsam entwickelte Oberflächenfilm ist strukturell einer Haifischhaut nachempfunden. Haifischhaut gilt als besonders reibungsarm, sodass sich Haie effektiv und mit wenig Energieaufwand im Wasser bewegen können. An den Frachtflugzeugen soll die Sharkskin-Folie den Reibungswiderstand verringern und damit den Treibstoffverbrauch der Flugzeuge spürbar senken können.

Wie BASF in einer Mitteilung von Montag schreibt, besteht die Oberflächenstruktur aus 50 Mikrometer kleinen Rippen, den Riblets. Die Folie soll an "strömungsrelevanten Stellen" der zehn Frachtflugzeuge des Typs Boeing 777F angebracht werden. Die Reibung soll sich nach Angaben von Lufthansa Technik um etwa ein Prozent vermindern. Rund 3700 Tonnen Kerosin könnten sich dadurch pro Jahr einsparen lassen, heißt es. Der CO2-Ausstoß würde damit um 11.700 Tonnen sinken. Dies entspreche etwa dem Ausstoß von 48 Einzelflügen von Frankfurt nach Shanghai, verdeutlicht Lufthansa Cargo das Einsparpotenzial durch die Sharkskin-Folie. Lufthansa wolle so "einen Beitrag zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks unserer Branche" leisten, heißt es vom Vorstandvorsitzenden der Lufthansa Technik Johannes Bußmann.

Entwickelt wurde die Folie im Unternehmensbereich Coating von BASF. Die Abteilung "Beyond Paint Solutions" entwickelt Oberflächenfilme, die zugleich eine Funktion haben, so wie die Riblet-Folie. Für die Anwendung im Luftverkehrsbereich musste die Folie allerdings noch für die strapaziöse Verwendung bei Wind und Wetter angepasst werden: Besonders Temperatur- und Druckschwankungen in unterschiedlichen Höhen und die UV-Strahlung stellen harte Bedingungen an die Sharkskin-Folie. Zudem musste die Folie so konstruiert werden, dass Schäden leicht ausgebessert werden können.

Die Forschung an einer Haifischhaut für Flugzeuge ist nicht neu, BASF und Lufthansa Technik sowie andere Unternehmen weltweit forschen bereits seit mehreren Jahren an einem solchen Verfahren. Ende 2019 wurde eine Lufthansa Boeing 747-400 Passagiermaschine im unteren Rumpfbereich mit einer solchen Folie ausgestattet und absolvierte im Liniendienst 1500 Flugstunden. Dabei konnten die Emissionen des Flugzeugs allein durch den Einsatz der 500 m2 großen Folienfläche um 0,8 Prozent gesenkt werden. Lufthansa geht davon aus, dass das Potenzial bei der 777F noch deutlich höher ausfällt, weil die Fläche, auf der die Folie aufgebracht wird, noch deutlich größer ist, beispielsweise, weil sich an den Transportflugzeugen keine langen Fensterreihen befinden wie an Passagiermaschinen.

Die Aeroshark-Technik wollen BASF und Lufthansa Technik weiter verfeinern. Nach Modellrechnungen könnten dann in einer "maximalen Ausbaustufe" der Folie die CO2-Emissionen von maximal drei Prozent sinken.

(olb)