Nasenspray mit Rotalgen-Wirkstoff schützt vor SARS-CoV-2-Infektionen

Viermal täglich Nasenspray mit Iota-Carragelose benutzen senkt das relative Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion um 80 Prozent, heißt es in einer neuen Studie.

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Knorpeltang unter Wasser.

(Bild: Kontos / Wikipedia / cc-by-sa-3.0)

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Moderne Medizin mit ihrer unüberschaubaren Fülle an Wirkstoffen und Rezepturen lenkt häufig von den simplen Maßnahmen ab, die sehr effizient vor Krankheiten schützen. Dass Händewaschen mit Seife vor Virusinfektionen schützt, hat sich seit Beginn der Pandemie herumgesprochen. Aber auch andere traditionelle Schutzmaßnahmen wie das Gurgeln und Nasespülen mit Kochsalzlösung sind wirkungsvolle Schutzmaßnahmen.

Trifft dann Tradition auf Pharmakologie kommen wirksame Präventionsmethoden dabei heraus: So haben in Argentinien Forschende kürzlich eine Studie mit knapp 400 Teilnehmern durchgeführt, um die Wirksamkeit von Nasenspray mit dem Wirkstoff Iota-Carragelose aus Rotalgen zu testen.

Schon seit Jahrzehnten ist bekannt, dass das Polymer und seine Verwandten, die unter dem Begriff Carrageenane zusammen gefasst werden, unterschiedlichste Viren hemmen, die Menschen infizieren können. Dazu gehören Herpesviren, HIV, das Humane Papillomavirus, Grippe- und Erkältungsviren. Die Wirkstoffe werden aus dem Knorpeltang Chondrus crispus gewonnen: die getrocknete Alge ist auch als irländisches Moos bekannt. Carrageenane werden vor allem in der Lebensmittelindustrie als Geliermittel und Verdickungsmittel unter dem Kürzel E 407 eingesetzt.

Fein auf die Zellen der Schleimhäute aufgebracht, bildet der Naturstoff einen gelartigen Schutzfilm. Unspezifische, physikalische Wechselwirkungen zwischen dem Polymer und den Viren verhindern ein Andocken des Virus an die Schleimhaut-Zellen der oberen Atemwege – und damit deren Infektion.

Da war es naheliegend, auch die Wirkung gegenüber SARS-CoV-2 zu testen. Und schon im letzten Jahr haben Versuche mit Zellkulturen gezeigt, dass Iota-Carragelose die Vermehrung von SARS-CoV-2 Viren bis unter die Nachweisgrenze hemmen kann. Die argentinische Studie mit medizinischem Personal aus zehn Krankenhäusern hat das nun bestätigt. Alle Teilnehmenden hatten direkten Kontakt zu CVOID-19 Kranken und benutzten drei Wochen lang viermal täglich Nasenspray.

Die eine Hälfte der Teilnehmenden bekam ein Plazebo, die andere Hälfte ein Iota-Carragelose-haltiges Spray. In der Gruppe, die den Rotalgenwirkstoff auf den Schleimhäuten hatte, erkrankten zwei Menschen, in der Kontrollgruppe waren es zehn. Das entspricht einer relativen Risikominderung von 80 Prozent.

Da die Studie relativ klein war, wurden bereits drei weitere Studien mit Iota-Carragelose initiiert – nicht nur in Nasenspray, sondern auch zum Inhalieren und als Lutschpastillen. Aber auch jetzt schon empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene sich auf alte Mittel zu besinnen und sich mit viruzidem Gurgeln und Nasenspray zu schützen.

(jsc)