Konkurrenz für Raspberry Pico mit USB-C und Winzfaktor

Die Mitbewerber des Raspberry Pico wollen mit extra Features punkten und sind noch kleiner. Wir haben uns zwei dieser Boards mit USB-C angeschaut.

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Pico, TINY2040 und Sparkfun Pro Micro mit 1ct Münze
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

Der Raspberry Pico ist ja nun nicht gerade ein riesiges Board, aber legt man das Sparkfun Pro Micro RP2040 oder den TINY2040 von Pimoroni daneben, entfährt selbst einem gestandenen Maker schon mal ein "Ach sind die niedlich!" Sofort hat man kleine Roboter oder Smarte Wearables in Gedanken, die die Power des RP2040 ausnutzen.

Durch den Formfaktor können die Boards rein vom Platz her weniger GPIOs bieten. Dies wurde aber durch die geschickte Auswahl, welche GPIOs zur Verfügung stehen, etwas abgemildert. So bieten beide Konkurrenten vier ADCs (Analog-Digital-Wandler), im Gegensatz zum Pico, der nur drei bietet. Das ermöglicht beispielsweise Anwendungen mit zwei analogen X/Y-Joysticks. Weiterhin bieten die Boards mit 8 MB bzw. 16 MB Flash viel mehr Speicherplatz für Programme.

Ein Nachteil beider Boards ist, dass es auf ihnen keinen Platz für Bohrungen zur Montage mit Schrauben gibt. Am Raspberry Pico sind die meisten Pin-Beschriftungen unten auf dem Board, dies machen die neuen Boards besser, sie sind gut lesbar oben beschriftet. Das Sparkfun-Board ist sogar auf beiden Seiten mit Beschriftungen versehen.

Wie der Pico kommen der TINY2040 und Sparkfun RP2040 mit den in Mode gekommenen Castellations, also kleinen Zähnchen außen an den Pin-Reihen. Diese sollen es leicht machen, das Board als SMD direkt auf Platinen zu löten.

Raspberry Pico TINY 2040 Spark Fun Pro Micro RP2040
GPIOs 26 12 18+2*
Benutzbare ADCs 3 4 4
PWM 16 12 16
SPI/I2C/UART 2/2/2 1/2/2 1/1*/2
ca. Preis, Euro 5 10 10
Maße (L/B/H), mm 52,5 x 21 x 3,5 22,5 x 18 x 5 34,5 x 17,7 x 4
LEDs Grün RGB WS2812, Power
USB-Anschluss Micro-USB USB-C USB-C
Taster BOOT BOOT/RESET BOOT/RESET
RAM (SRAM), kByte 264 264 264
Flash-Programm-Speicher, MB 2 8 16
*am Qwiic-Connector

In der Tabelle haben wir die Besonderheiten der jeweiligen Boards gesammelt. Die restlichen Eigenschaften sind durch die exakt gleichen Chips gegeben und austauschbar. Für alle drei Boards sind die üblichen Entwicklungsumgebungen (C++, Micropython, Circuit Python, bald Arduino IDE) verfügbar. Bei Adafruit, dem Entwickler von Circuit Python, gibt es für den Sparkfun RP2040 noch keine Variante mit angepasstem board-Modul. Als Abhilfe nimmt man eine Pico-Firmware und verwendet dann die GPIO-Nummern laut Datenblatt direkt.

Unterseiten des Sparkfun RP2040 (links) und TINY2040. Die Unterseite des TINY ist mit den Bauteilen bedeckt und daher nicht glatt.

Beim Preis wird dann wieder der Pico attraktiv. Aktuell scheint sich sein Preis eher auf unter vier Euro einzupendeln. Die beiden kleinen Boards der anderen Hersteller kosten mehr als doppelt so viel, bieten aber auch einige Features und Ausstattung, die man beim Pico so nicht bekommt. Alle Boards wurden von uns in Deutschland gekauft. Wir haben dafür die in der Tabelle genannten Preise (zzgl. Versand) bezahlt.

Der TINY2040 von Pimoroni macht in der Ausstattung kaum Kompromisse, eine RGB-LED ist per GPIO ansteuerbar, ohne Kollision mit den auf den Headern liegenden Ports. Für die Boardgröße besitzt der TINY relativ große Taster für BOOT und RESET. Wie Pico und Sparkfun RP2040 kommt er mit Castellations, allerdings sitzen alle Teile außer der LED, den Tasten und dem USB-C Port auf der Unterseite des Boards, was dort einen Millimeter aufträgt. Dies macht es sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, das Board ohne Pin-Header auf eine Platine zu löten. Oder man muss auf der Platine einen Ausschnitt vorsehen, in dem der TINY2040 sitzt.

Das RP2040 Board von SparkFun bleibt im Formfaktor des Arduino-kompatiblen SparkFun Pro Micro mit Atmel-Prozessor. Natürlich ist es nicht Pin- oder Feature-kompatibel, aber Sparkfun hat ja einen ganzen Zoo von Boards und Erweiterungen und eventuell wollte man da wenigstens mechanisch kompatibel bleiben.

So kommt der Pro Micro RP2040 dann auch mit dem Qwiic-Anschluss, das ein 4-Pin-JST-System benutzt. Dieser dient dazu, Zusatzboards per I2C-Bus anzuschließen. Von diesen Zusatzboards gibt es einige von SparkFun, die dann ohne Löten und in Ketten hintereinander angesteckt werden.

Das SparkFun Board ist unten glatt, sodass es leicht auf Platinen integriert werden kann. Eine weitere schöne Sache ist die eingebaute WS2812-RGB-LED. Die Datenleitung der LED ist als Lötpunkt an der Boardunterseite herausgeführt, sodass man sie mit weiteren WS2812 verketten kann. (caw)