Dogecoin-Erfinder: In Kryptogeld steckt das "Schlechteste des Kapitalismus"

Seine Erfindung Dogecoin zählt zu den großen Coinhypes des Jahres. Dennoch kann Entwickler Jackson Palmer nichts Gutes mehr an der Kryptogeldbranche finden.

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(Bild: Orpheus FX/Shutterstock.com)

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Schon des Öfteren hat sich Dogecoin-Miterfinder Jackson Palmer kritisch über den von ihm geschaffenen Coin geäußert – und nun hat er in dieser Woche via Twitter zur Generalabrechnung mit der aktuellen Kryptowelt ausgeholt. Nach Jahren der Beobachtung komme er zum Schluss, dass Kryptogeld eine rechtsgerichtete, hyperkapitalistische Technologie sei, die Steuervermeidung, geringe Behördenaufsicht und künstliche Knappheit kombiniere, um ihre Vertreter zu bereichern. Eine Rückkehr in die Branche komme für ihn nicht ihn Frage.

Trotz der Behauptung, man schaffe Dezentralität, habe die Kryptogeld-Industrie, die von einem "mächtigen Kartell" reicher Personen kontrolliert werde, im Laufe der Zeit nur die bereits bestehende Finanzwelt nachgebaut. Zugleich profitiere sie auch von einem Netzwerk käuflicher Influencer und Medien, die sektenartig Möglichkeiten schnellen Reichtums propagierten und so Verzweifelten und Naiven das Geld aus der Tasche zögen, geißelte Palmer in seinen Tweets. Kryptogeld nehme die schlimmsten Elemente des derzeit existierenden Kapitalismus wie Korruption, Betrug und Ungleichheit und sorge gleichzeitig mit Software dafür, dass die staatlichen Maßnahmen dagegen, die Normalbürger Schutz böten, erheblich eingeschränkt seien.

Schon moderate Kritik am Kryptogeld sorge heutzutage für Schmähungen seitens ihrer Vertreter. Eine normale Debatte sei so nicht mehr möglich. An öffentlichen Diskussionen über Kryptogeld nehme Palmer deshalb auch nicht mehr Teil. Allen, die die Kryptowelt mit der Skepsis betrachteten, die man bei jeder Technologie walten lassen sollte, applaudiere er aber. Sein Dogecoin-Kompagnon Billy Markus, der anders als Palmer noch in der Kryptowelt aktiv ist, erklärte, dass Palmers Kritik valide Punkte habe. Er denke nicht so, verstehe aber seine Perspektive.

Gegenrede kam unter anderem vom Coinbase-Chef Brian Armstrong. Er führte via Twitter aus, dass es vor allem um eine Alternative für Menschen gehe, die nach mehr Freiheit suchten und nicht im Staat die Lösung für alles sähen. Die Kombination aus freiem Markt und persönlicher Verantwortung könne angesichts staatlicher Ineffizienz bessere Ergebnisse für alle zeitigen. Kryptogeld werde nicht die Reichtumsungleichheit lösen, aber es habe vielen Menschen die Möglichkeit gegeben reich zu werden, die das in der normalen, regulierten Finanzwelt niemals hätten erreichen können. Diese mache nur die reicher, die sowieso schon reich seien. Wer mehr Kontrolle in seinem Finanzleben wünsche, werde in der Welt des "Fiat-Geldes" bedient.

Der Dogecoin war ursprünglich ein Scherz zwischen den beiden Programmierern Billy Markus und Jackson Palmer und kam 2013 im Zuge eines früheren Kryptogeldbooms auf den Markt. Technisch orientiert er sich am Litecoin. Seine Beliebtheit liegt wohl vor allem in der Wahl eines niedlichen Hundememes als Logo, mit Bildern der japanischen Hunderasse Shiba Inu. Sowohl Palmer als auch Markus sind schon seit Jahren nicht mehr beim Dogecoin involviert.

Im Zuge des jüngsten, inzwischen abgeflachten Kryptobooms erklomm der Coin teilweise Kurse von über 50 US-Cents. Insbesondere Tesla-Chef Elon Musk feuerte mit Tweets den Hype an. Aktuell notiert der Dogecoin bei rund 18 US-Cents und liegt nach Marktkapitalisierung auf Platz 8 der größten Kryptowährungen.

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(axk)