Börsengang: Broker-App Robinhood sammelt rund 2,1 Milliarden Dollar ein

Der Wertpapier-Broker Robinhood sammelte beim Börsengang in New York rund 2,1 Milliarden Dollar ein – trotz vorausgegangener Verfehlungen und Strafzahlungen.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Königstein
  • mit Material der dpa
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Das Unternehmen gab in der Nacht zum Donnerstag bekannt, 55 Millionen Aktien für je 38 Dollar verkauft zu haben. Damit bringt Robinhood es vor dem Handelsstart an der Tech-Börse Nasdaq insgesamt auf eine Bewertung von knapp 32 Milliarden Dollar. Robinhood hatte eine Gesamtbewertung von 35 Milliarden angestrebt und damit sein Ziel verfehlt. Die 2013 gegründeten Firma hat einige weitreichende Fehltritte hinter sich und musste bereits große Strafzahlungen leisten.

Anfang 2021 taten sich Kleinanleger zusammen, um bestimmte Aktien zu kaufen. Großanleger hatten mit Leerverkäufen auf sinkende Kurse gewettet, doch dann schoss der Kurs in die Höhe. Daraufhin schränkte Robinhood zeitweise den Handel mit den betroffenen Aktien ein – sie konnten in der App nicht mehr gekauft werden.

Das sorgte für Empörung in sozialen Medien. Robinhood wurde vorgeworfen mit Hedgefonds zusammenzuarbeiten, daraufhin gab es eine Welle negativer Bewertungen der Robinhood-App auf Google Play. Doch Google löschte mindestens 100.000 Bewertungen später, weil sie "koordiniert" gewesen seien und das sei nicht erlaubt.

Robinhood wurde von den Eltern des verstorbenen Collegestudenten Alex K. verklagt, weil die App ihm durch irreführende Kommunikation und Nachlässigkeit großen emotionalen Stress verursacht habe, der ihn letztendlich in den Suizid getrieben haben soll.

Die Broker-App Robinhood soll dem Studenten zuletzt einen Verlust von 730.000 US-Dollar angezeigt haben. Kurz vor seinem Suizid habe er sich mehrfach an den Kundensupport gewandt, die aber nur mit automatischen E-Mails geantwortet hätten. In einer E-Mail davon soll er aufgefordert worden sein 178.000 US-Dollar auf sein Konto einzuzahlen. Sein Abschiedsbrief schließe mit den Worten "Fuck Robinhood". Einen Tag nach seinem Tod hieß es von Robinhood, dass sein Optionshandel gedeckt sei.

Nach den Vorfällen schaltete sich die Wertpapieraufsicht FINRA ein und brummte Robinhood die höchste Strafe ihrer Geschichte auf. Sie sprach Strafzahlungen in Höhe von fast 70 Millionen US-Dollar aus. Der Online-Broker habe seine Sorgfaltspflichten vernachlässigt und Millionen Kundinnen und Kunden irregeführt und sogar geschädigt, erklärte die Behörde. Die Liste der Verfehlungen ist lang: Irreführende oder fehlerhafte Informationen, Systemausfälle bei starken Marktbewegungen, falsche Kontostände und nicht ausreichende Warnungen vor Risiken. Trotzdem ging der Börsengang glimpflich vonstatten.

Robinhood gilt als einfach zu bedienende App zum Handel mit Aktien, Optionen und Kryptowährungen und Wegbereiter einer jüngeren Generation von Anlegern am US-Finanzmarkt. Sie hat jedoch ein umstrittenes Geschäftsmodell. Der Broker nimmt keine Gebühren von Nutzern, sondern verdient an der Vermittlung ihrer Transaktionen.

Kritiker werfen Robinhood vor, Kunden wie ein Glücksspielanbieter zu möglichst viel und riskantem Handel zu animieren. Das Unternehmen verteidigt sein Geschäftsmodell damit, den Finanzmarkt zu "demokratisieren".

In Deutschland ist die App nicht auf dem Markt.

(ako)