iPhone meldet Missbrauchsfotos: Journalisten sehen Verstoß gegen Pressefreiheit

Apples CSAM-Scanning per iPhone ist eine Gefahr für den Journalismus und ein klarer DSGVO-Verstoß, meinen Journalistenverbände – das müsse gestoppt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 107 Kommentare lesen

(Bild: WDnet Creation/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Nach Bürgerrechtlern und Sicherheitsforschern machen nun auch Journalistenverbände in Europa gegen Apples Pläne für eine lokale Erkennung von Missbrauchsfotos auf iPhones mobil: Das für iOS 15 geplante System diene letztlich der Überwachung und bedrohe dadurch auch freien Journalismus – zudem sei es ein "eindeutiger Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung DSGVO, gegen die e-Privacy-Richtlinie und gegen Grundrechte", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung.

Kritisiert wird von den Journalistenverbänden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unter anderem, dass mit diesem "Hilfsmittel" ein "Unternehmen auf Daten von Nutzern auf deren eigenen Geräten zugreifen will". Eine Ausweitung der Technik auf andere Inhalte als Fotos von Kindesmissbrauch sei zu befürchten. Es könne nicht sein, "dass hier ein amerikanisches Privatunternehmen über die Zulässigkeit von Inhalten urteilen und diese auch noch einsehen und weiterleiten will", betonte die Ex-USA-Korrespondentin Priscilla Imboden von der Schweizer Mediengewerkschaft SSM in der gemeinsamen Mitteilung.

In einem an die Europäische Kommission sowie Datenschutzbeauftragte und Innenminister gerichteten Schreiben haben die Journalistenverbände zu einem Stopp der Einführung der Apple-Funktion in Europa aufgerufen. Zwar soll Apples System zum Start auf die USA begrenzt bleiben, das spiele für Journalisten aber keine Rolle – schließlich haben viele Medien Korrespondenten und Kontaktpersonen dort vor Ort und eine Einführung in Europa werde sicher folgen.

Statt Nutzerfotos so wie andere IT-Konzerne auch in der Cloud auf bekanntes Child Sexual Abuse Material – CSAM zu scannen, hat Apples geplantes Erkennungssystem eine lokale Komponente: iPhones und iPads sollen nach den bisherigen Plänen die Erkennung bei iCloud-Fotos selbst mit Hilfe einer Hash-Datenbank durchführen, die in das Betriebssystem integriert werden soll. Die Ankündigung sorgt für massive und anhaltende Kritik. Apple versucht seit über eine Woche, Bedenken auszuräumen, dabei kommen erst nach und nach weitere Details des Systems ans Licht.

Es sei datenschutzfreundlicher als das Cloud-Scanning, argumentiert der iPhone-Konzern, denn das System lasse sich so auch lokal auf den Geräten durch Sicherheitsforscher prüfen. Zudem will Apple nur Hashes von bekannten CSAM-Inhalten im Betriebssystem speichern, die aus einer Schnittmenge von mindestens zwei Kinderschutzorganisationen unterschiedlicher Jurisdiktion stammen. Das soll Manipulationen der Hash-Datenbank durch einzelne Organisationen respektive Regierungen verhindern. (lbe)