EU plant Reparierbarkeitsindex für Smartphones

Verbraucher sollen vor dem Kauf erfahren, wie gut sich Smartphones reparieren lassen. Ersatzteilpreise sollen allerdings nicht in den Index einfließen.

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(Bild: Tiko Aramyan/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die EU-Kommission will einen verpflichtenden Reparierbarkeitsindex für Smartphones und Tablets einführen. Hersteller sollen für jedes ihrer Modelle einen entsprechenden Wert auf einer Skala von A bis G ermitteln und veröffentlichen. So will die Kommission den Konzernen einen Anreiz dafür bieten, ihre Geräte reparaturfreundlicher zu gestalten.

Anfang September erklärten Vertreter der Kommission in einer Videokonferenz, welche Kriterien in den Reparierbarkeits-Wert einfließen sollen:

  • Wie viele Arbeitsschritte sind nötig, um beispielsweise Akku, Display, Kamera oder Mikrofon auszutauschen? Akku und Display werden dabei besonders hoch gewichtet.
  • Ist der Austausch mit Standardwerkzeug möglich oder ist Spezialwerkzeug nötig?
  • Können auch Verbraucher die nötigen Ersatzteile kaufen oder beliefert der Hersteller nur Reparaturbetriebe?
  • Sind die im Gerät eingesetzten Verbindungselemente wiederverwendbar (wie Schrauben) oder nicht (wie Kleber)?
  • Stehen Reparaturanleitungen auch Verbrauchern zur Verfügung oder nur Reparaturbetrieben?

Vertreter der Umweltorganisation ECOS, des deutschen Umweltbundesamtes sowie der Online-Reparaturplattform iFixit kritisierten während der Konferenz, dass die Kommission die Preise der Ersatzteile nicht berücksichtigen will. Diese seien extrem wichtig für Verbraucher, und die Berücksichtigung im Index würde den Wettbewerb zwischen den Herstellern stimulieren, argumentierte zum Beispiel iFixit.

Im geplanten EU-Reparierbarkeitsindex würde das Verkleben wichtiger Komponenten (im Foto der Akku eines Samsung-Smartphones) zu Punktabzug führen.

(Bild: iFixit)

Ein Vertreter der Kommission verteidigte die Entscheidung, die Ersatzteilpreise nicht zu berücksichtigen: Diese könnten sich von EU-Land zu EU-Land unterscheiden und auch im Laufe der Zeit ändern. "Das gesamte Scoring-System wäre also weniger robust."

Grundsätzlich stoßen die EU-Pläne bei den Reparaturexperten von iFixit auf Zustimmung. "Mit ihren Plänen zur Regulierung von Smartphones und Tablets nimmt die EU eine Vorreiterrolle ein", erklärte ein Sprecher der Reparaturplattform, die auch Werkzeug und Ersatzteile verkauft. "Wir hoffen und plädieren dafür, dass die aktuellen Entwürfe nicht verwässert werden." Der Verband Digitaleurope, der Hersteller wie Apple, Huawei und Samsung vertritt, antwortete bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage von c’t zu dem geplanten Index.

Die EU-Kommission will nun die Rückmeldungen auswerten und die Methodik weiter verfeinern. Eingeführt werden könnte der Reparierbarkeitsindex im Jahr 2023 zusammen mit einer Reihe anderer Umweltregeln für Smartphones und Tablets: Die Kommission will die Hersteller unter anderem verpflichten, mindestens fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und Ersatzteile zu liefern. Außerdem sollen sie langlebigere Akkus einbauen.

In Frankreich gibt es bereits seit Anfang des Jahres einen verpflichtenden Reparierbarkeitsindex für Smartphones und eine Reihe anderer Produkte. Dabei spielen auch die Ersatzteilpreise eine Rolle: Der Preis des teuersten Ersatzteils und der Durchschnittspreis wichtiger Ersatzteile werden ins Verhältnis zum Neupreis des gesamten Gerätes gesetzt. Dies hat allerdings in der Praxis den Nebeneffekt, dass günstige Geräte in der Regel weniger Punkte erhalten.

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(cwo)