Chipmangel soll 2022 ausgeräumt sein, Fertigern droht Überkapazität 2023

Automobilindustrie könnte Chipmangel bereits 2021 überwinden. Ausbau der Halbleiterfertigung wird ab 2023 nutzbar und bietet Potenzial für Überkapazität.

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Arbeiter zeigt Chip im Reinraum

(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

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Von
  • Frank Schräer

Der Halbleitermarkt soll 2021 deutlich stärker wachsen als im Vorjahr und der Chipmangel dürfte im Laufe des kommenden Jahres überwunden werden, berichten Marktforscher. Intel ist weniger optimistisch und geht davon aus, dass die Engpässe erst 2023 vorbei sein werden. Dann sollen auch Kapazitätserweiterungen einiger Halbleiterfertiger in Betrieb gehen, was sogar zu Überkapazität führen könnte.

Das Marktforschungsunternehmen IDC meldet, dass der Halbleitermarkt 2021 um 17,3 Prozent wachsen wird. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber 2020, als das Wachstum bei 10,8 Prozent lag. Die Chipfabriken seien dieses Jahr zu fast 100 Prozent ausgelastet und hätten bereits im ersten Halbjahr ihre Preise erhöht. Diese Entwicklung soll sich im zweiten Halbjahr fortsetzen aufgrund hoher Nachfrage und steigender Materialkosten.

Die Situation der Halbleiterindustrie soll sich laut IDC bis Mitte 2022 normalisieren. Die Engpässe in der Automobilbranche sollen sich dagegen schon bis Ende 2021 abmildern. Aktuell liege der Mangel weniger am produzierten Silizium, sondern in der Lieferkette und bei Zusatzmaterialien. Bis Ende 2022 sollen darüber hinaus größere Kapazitätserweiterungen der Chipwerke nutzbar werden. Dann drohe allerdings sogar eine Überkapazität.

Im Interview mit einem niederländischen Magazin erklärt Intels europäischer Vizepräsident Maurits Tichelman den Chipmangel auf ähnliche Weise, ist aber weniger optimistisch. Demnach sehe sich Intel hauptsächlich mit einer Knappheit an Substraten konfrontiert, sodass die Chips nicht zusammengebaut werden können. Auch 2022 wird die Verfügbarkeit einiger Intel-Produkte nicht optimal sein, aber 2023 sehe sich Intel auf Kurs und die Engpässe werden vorbei sein. Ähnlich sieht es auch Autohersteller Daimler, der erst 2023 eine deutliche Entspannung der Chip-Krise erwartet.

Für dieses Jahr prognostiziert IDC Wachstumsraten in allen Halbleiterbereichen. Die Chipfertigung für die Automobilbranche soll um 22,3 Prozent wachsen, bei x86-Servern sogar um 24,6 Prozent. Bei Chips für Notebooks geht es immerhin noch um 11,8 Prozent nach oben. Das stärkste Wachstum wird bei Chips für den 5G-Mobilfunk erwartet, nämlich 128 Prozent, wohingegen Chips für Smartphones insgesamt immerhin noch um 28,5 Prozent steigen.

(fds)