Fedora Linux 35: Frischer Gnome-Desktop und neue KDE-Ausgabe

Fedoras grafischer Paketmanager bietet nun Flatpak-Pakete zur Installation an und bringt Gnome 41 mit. Ebenfalls neu: die modularisierte KDE-Ausgabe "Kinoite".

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Von
  • David Wolski
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Die Fedora-Entwickler haben eine neue Version ihrer Linux-Distribution freigegeben. In Fedora 35 haben sie intensiv an der Stabilisierung bereits in früheren Versionen umgesetzter Änderungen gearbeitet – so etwa an dem mit Fedora 34 eingeführten Soundserver "Pipewire" als PulseAudio-Ersatz.

Gnome macht als primäre Desktop-Umgebung dieser Distribution den Schritt auf Version 41, wobei seine Paketverwaltung "Gnome-Software" nun wenn auch nicht alle, so doch die populärsten Flatpak-Pakete von flathub.org über ein zusätzliches Repository einbindet. Der Dienst "systemd-resolved", welcher seit Fedora 33 die Namensauflösung für Netzwerkverbindungen übernimmt, bekommt die Fähigkeit, mit "DNS over TLS" (DoT) umzugehen.

Ein weiteres Novum: Fedora "Kinoite", ein modularisiertes Linux-System, das Systempartitionen im Nur-Lesen-Modus pflegt und diese getrennt von installierten Anwendungen aktualisiert.

Fedora Linux 35 (9 Bilder)

Optionale Installation von Flatpaks

Bevor ausgewählte Programme von Flathub im Paketmanager bereitstehen, muss diese zusätzliche Quelle noch aktiviert werden.


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Bereits Fedora 34 hatte den Soundserver PulseAudio gegen Pipewire ausgetauscht. Dieses Projekt des Red-Hat-Entwicklers Wim Taymans wandelte sich in den letzten sechs Jahren von einer Verwaltung von Videostreams zu einem ausgewachsenen Ersatz für PulseAudio. Die Vorteile umfassen mehrere APIs in einem einzigen Sound-Server und niedrige Latenzen.

Neben Fehlerbehebungen liefert Fedora Linux 35 auch den Session-Manager Wireplumber nach. Wireplumber ersetzt die vorher nur in Grundzügen vorhandene Verwaltung von Ausgabe- und Eingabeschnittstellen sowie von Soundkarten und Bluetoothgeräten. Pipewire soll damit ein Stück robuster und einfacher konfigurierbar werden, wenn mehrere Ausgabegeräte vorhanden sind. Bei der Ansteuerung von Bluetoothgeräten unterstützt Pipewire neuere Codecs wie mSBC und den schmalbandigen CVSD.

Zweimal wurde der Veröffentlichungstermin von Fedora 35 um jeweils eine Woche verschoben – keine Seltenheit bei der Distribution, die eine halbjährliche Erscheinungsfrequenz anvisiert. Die letzten hartnäckigen Bugs vor der Freigabe Fedoras betrafen die neue Einbindung von Flatpaks von flathub.org über die Paketverwaltung "Gnome Software".

Angeboten werden allerdings nicht sämtliche Flatpaks, sondern nur die 50 populärsten Programme, die nicht als reguläres Paket in den Fedora-Paketquellen bereitstehen und zudem lizenzrechtlich völlig unbedenklich sind. Dazu gehören unter anderem Microsoft Teams, der Zoom-Client für Linux, Anydesk, Discord, WPS Office, OnlyOffice und Minecraft. Die Einbindung erfolgt aber erst, wenn diese nach der Installation mit einer Option im Paketmanager unter Gnome aktiviert werden.

Seit Fedora 29 gibt es mit der separaten Ausgabe "Silverblue" ein modular aufgebautes System mit Gnome-Desktop, welches das Basissystem im Nur-Lesen-Modus einbindet und separat von Programmen aktualisiert. Dieser Ansatz soll ein möglichst robustes Linux-System bereitstellen, das zum einen aus veränderlichen RPM-Paketen besteht, den Betriebssystemkern andererseits aber separat aktualisiert. Diese Modularisierung von Fedora für den Desktop stammt laut FAQ zu Silverblue ursprünglich vom Server-System "CoreOS", das für Container und Flatpaks geschaffen wurde.

Die Ausgabe "Silverblue" mit Gnome wird jetzt von der neuen Variante "Kinoite" mit KDE Plasma 5.22 ergänzt, die schon seit 2018 in der Entwicklung war. Die Installation erfolgt auch hier über das Tool Anaconda, die Einrichtung und Aktualisierung des Systems dann aber nicht per "dnf", sondern per "rpm-ostree" und über Flatpaks.

Der bevorzugte Desktop in Fedora ist weiterhin Gnome, nun in Version 41, die unter anderem neue Touchpad-Gesten zum Aufruf der Übersichtsseite bringt. Gnome liegt in Fedora stets ohne vorinstallierte Erweiterungen oder angepasste Themes vor. Die schwelende Diskussion um die eingeschränkten Anpassungsfähigkeiten von GTK4 mit libadwaita spielt für Fedora deshalb keine Rolle.

Wie gewohnt liegt auch Fedora Linux 35 wieder in Varianten mit anderen Desktops als Live-System vor. Diese "Spins" liefern außer Gnome und KDE Plasma auch XFCE, MATE, Cinnamon, die besonders schlanken Desktops LXQT und LXDE als Arbeitsumgebung und den kachelnden Window-Manager i3. Außerdem gibt es eine Server-Ausgabe Fedoras, welche die Auswahl von Paketgruppen bei der Installation erlaubt. Alle Varianten liegen für die Prozessorarchitekturen x86_64 sowie ARM (aarch64) vor. Eine Zusammenfassung der wichtigen Änderungen findet sich in den derzeit noch ausstehenden, aber in Kürze verfügbaren Release-Notes zu Fedora 35.

(ovw)