c't 3003: So läuft Windows 11 auf nicht unterstützten Rechnern

Windows 11 verweigert auf vielen Rechnern die Installation. Wie es trotzdem klappt – und wie es am Ende dann läuft.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Windows 11 lässt sich sogar auf vielen einigermaßen neuen Rechnern nicht installieren. c't 3003 zeigt, wie es trotzdem geht und wie das System nachher läuft.


Transkript des Videos:

In diesem Video zeigen wir euch, wie Windows 11 auf Rechnern läuft, die das eigentlich gar nicht unterstützen – zum Beispiel auf meinem alten Notebook hier. Und wir zeigen, wie man Windows 11 überhaupt installiert bekommt, wenn man so einen nicht unterstützten Rechner beziehungsweise eine nicht unterstützte CPU hat. Und natürlich gibt’s auch wieder einige sehr, sehr seltsame Microsoft-Peinlichkeiten.

Worüber ihr euch in euren Kommentaren am meisten beim Thema Windows 11 aufgeregt habt: Dass sich das Betriebssystem weigert, sich auf eigentlich noch recht aktuellen CPUs installieren zu lassen und außerdem zwingend einen TPM-Sicherheitschip haben will. Zu TPM habe ich ja schon ein eigenes Video gemacht.

In diesem Video will ich mir jetzt mal ganz genau anschauen, wie man Windows 11 auf nicht unterstützten PCs installiert – und vor allem wie das dann nachher läuft; es wäre ja eigentlich logisch, dass das läuft wie so'n Sack Schrauben, weil wenn nicht, würde Microsoft den Rechner ja offiziell unterstützen? Also das muss ja eigentlich schlecht laufen? Ich probiere das mit meinem erst vier Jahre alten Acer Swift 7 aus, einem Notebook, das ich als Reiseschreibmaschine benutze, weil es so schön flach und leise ist – das Ding hat keinen Lüfter. Der Rechner war auch unter Windows 10 schon eher lahm, aber für ein bisschen Browsen und Schreiben hat's immer gereicht. Die CPU ist übrigens ein Intel Core i5-7Y54, die Ende 2016 auf den Markt kam. Das Notebook wurde Ende 2017 gekauft, ist also ungefähr vier Jahre alt – schon ein bisschen tragisch, dass Microsoft das offiziell nicht updaten will.

Aber erstmal: Woher weiß man eigentlich, ob der eigene Rechner kompatibel ist? Ganz einfach: Windows Update in Windows 10 starten – und entweder kriegt ihr dann ein Windows-11-Update angeboten, oder eben nicht. Dann steht da das hier: "Dieser PC erfüllt derzeit nicht die Mindestsystemanforderungen, um Windows 11 auszuführen“. Und jetzt wird’s seltsam: „Rufen sie die Details auf und prüfen sie, ob sie in der App ‚PC-Integritätsprüfung‘ Aktionen ausführen können“? Hä? Wie Details abrufen und prüfen, ob ich Aktionen ausführen kann? Wäre das nicht viel eleganter, wenn da einfach direkt im Windows-Update-Fenster stehen würde, warum das Update nicht geht? Nur mal so als Tipp, liebe Microsofties.

Aber ok, klick ich mal auf "PC-Integritätsprüfung abrufen". Dann öffnet sich erstmal ein Browserfenster mit einer Website, mehr nicht. Da steht also immer noch nicht konkret, wo der Schuh drückt. Nee, ich muss dann erstmal ein 14 Megabyte großes Programm herunterladen und installieren. Kurios: Bei Notebooks kann ich in diesem Programm sehen, wie viel Kapazität der Akku noch hat – das geht sonst nur per Kommandozeile. Aber wir sind ja hier fürs Win-11-Update – also nochmal auf „Jetzt überprüfen“ klicken. Und hier gibt’s jetzt endlich die Info, warum Microsoft sich weigert, das System nicht upzudaten. Klickt man in der PC-Integritätsprüfung auf „Alle Ergebnisse anzeigen“ sieht man, dass die anderen Sachen wie TPM, RAM, Speicherplatz und Taktfrequenz alle ok sind, das einzige Problem ist der CPU-Typ.

So, jetzt ganz wichtig: Habt ihr lediglich einen nicht unterstützten CPU-Typ und/oder statt der geforderten TPM2.0-Version nur TPM 1.2 – DANN könnt ihr euer Windows-10-System einfach upgraden, ihr müsst also eure Programme nicht neu installieren und Windows nicht neu aufsetzen. Wie das genau geht, zeige ich euch gleich.

Habt ihr gar kein TPM oder weniger als 2 GByte RAM, dann könnt ihr zwar Windows 11 nutzen, müsst es aber neu installieren, ein Upgrade geht also nicht. Die absoluten Mindestvoraussetzungen sind hier: 2 GByte RAM, 20 GByte Speicherplatz und irgend eine 2-Kern-CPU mit 1 GHz Taktfrequenz – alles andere ist egal.

So, aber jetzt erstmal der einfachere Fall MIT TPM aber OHNE unterstützte CPU – so wie das eben mit meinem Notebook der Fall ist.

EIGENTLICH ist das Upgrade ganz einfach, aber ich fand es so unlogisch, dass ich mich zuerst total verfranzt habe. Dabei sagt Microsoft selbst, wie das geht. Und zwar auf der Website „MÖGLICHKEITEN ZUM INSTALLIEREN VON WINDOWS 11“ – und Microsoft hat auch extra einen Registry-Key eingebaut, der die Installation auf nicht unterstützten CPUs freischaltet, der heißt „AllowUpgradesWithUnsupportedTPMOrCPU“. Um den zu setzen, tippt man im Startmenü „regedit“ ein, startet das, geht auf HKEY_LOCAL_MACHINE dann auf "System", dann auf "Setup" und zum Schluss "MoSetup". Hier drückt man dann die rechte Maustaste, geht auf "Neu", dann auf "DWORD-Wert (32 Bit)", tippt oder pasted den oben genannten Namen rein, klickt doppelt drauf und trägt dann eine 1 ein.

So, jetzt ist also alles vorbereitet fürs Upgrade – man könnte jetzt denken, dass Windows Update das nun einfach runterlädt. Aber nein. So geht das nämlich nicht, Windows Update zeigt trotz des gesetzten Registry-Eintrags immer noch an, dass das System nicht unterstützt wird. Also nochmal auf die Microsoft-Website gehen mit den MÖGLICHKEITEN ZUM INSTALLIEREN. Da steht dann, man soll auf der Downloadseite für Windows11 die Option „Tool jetzt erstellen“ auswählen. Ok, äh, hä? Jetzt englisch? Ok? Da steht aber nichts von Tool, da steht nur "Windows 11 Installation Assistant", "Windows 11 Installation Media" und "Download Windows 11 Disk Images". Ich verkürze das hier mal: Der Windows 11-Installation-Assistant geht nicht, der spuckt auch mit dem gesetzten Registry-Key eine Fehlermeldung aus. Man muss stattdessen bei „Create Windows 11 Installation Media“ "Download Now" anklicken – und damit lädt man das MediaCreationTool herunter. So, und jetzt KÖNNTE man denken, dass man das jetzt einfach startet und damit dann das Upgrade von Windows 10 auf Windows 11 in Gang setzt. Aber Nei-hein – so ging das früher mit dem Windows-10-MediaCreationTool. Die 11er-Version hat tatsächlich nur zwei Optionen: USB-Stick erstellen und ISO-Datei erstellen. Da mein Notebook kein DVD-Laufwerk hat, entscheide ich mich für den USB-Stick. Erstmal einen finden mit 8 Gigabyte, die meisten von denen die hier bei mir rumfliegen haben nämlich weniger.

Und dann hat dieses Notebook natürlich auch keine USB-A-Buchsen, sondern nur USB-C – also erstmal Adapter suchen. Ist alles vorbereitet, rödelt das Tool erstmal ewig auf dem Stick rum – ok. Und jetzt könnte man denken, dass man davon booten muss, um zu upgraden. Das hab ich jedenfalls zuerst gemacht. Aber so geht kein Upgrade. Dafür muss man ernsthaft den Bootstick bei laufendem Windows 10 einstecken und dann die setup.exe auf dem Stick starten. Ok, das schreibt Microsoft auch: „Führen Sie ein Upgrade durch, indem Sie Setup auf dem Medium starten, während Windows 10 ausgeführt wird.“ Aber ich fand das einfach so unlogisch, dass ich das trotz mehrfachem Lesen nicht verstanden habe. Ok, liegt vielleicht an mir – aber so klappt es jedenfalls. Und das auch wirklich nur, wenn der Registry-Key gesetzt ist, ansonsten gibt’s ne Fehlermeldung.

Auch mit Registry-Key macht Microsoft nochmal richtig Welle: WORUM SIE SICH KÜMMERN SOLLTEN! PC ERFÜLLT NICHT DIE MINDESTSSTEMANFORDERUNGEN! Wenn ich dann auf „Warum wird mir das angezeigt“ klicke, kommt lustigerweise eine Seite, die gar nichts mit dem Windows-11-Update zu tun hat, sondern mit Windows 10. Und das auch noch völlig absurd übersetzt: "Wenn eine Meldung über das Signieren von Flügen angezeigt wird – sie versuchen eine Vorabversion des Pakets Windows"! Puuuh, sind wir hier bei AliExpress oder was? So, jetzt jedenfalls auf "Annehmen" klicken und ab geht er, der Peter. Auf dem Notebook hat das jetzt übrigens über eine Stunde gedauert – aber geklappt hat es problemlos.

Bevor ich jetzt was dazu sage, wie Win 11 auf dem Ding läuft, noch kurz die Info, wie man Win 11 installiert, wenn man gar keinen TPM-Chip hat oder weniger als 4 GByte RAM. Dann geht wie schon erwähnt kein Upgrade, sondern nur eine komplette Neuinstallation. Dafür macht ihr erstmal genauso das gleiche wie ich in diesem Video, nur bootet ihr von dem USB-Stick statt nur die Setup.exe darauf zu starten. Ganz wichtig: VORHER ladet ihr die Datei Bypass.reg herunter (siehe Beschreibung) und kopiert sie auf den vorbereiteten Boot-USB-Stick. Nach dem Booten vom Stick, wenn da „Jetzt installieren“ steht, drückt ihr Umschalt-F10 und tippt dann auf der Eingabeaufforderung "regedit" ein. In der Menüleiste unter Datei klickt ihr dann auf Importieren und hangelt euch im Durchsuchen-Dialog zur "bypass.reg"-Datei durch. Öffnen, Sicherheitsnachfrage, abnicken, fertig. Schließt den Registry-Editor und weiter geht die Installation. Auf diese Weise lässt sich Windows 11 auf jeder Kartoffel installieren, egal welche CPU, wie viel RAM, ob TPM drin ist oder nicht.

So und jetzt die große Frage: Wie läuft Windows 11 nun auf meinem nicht unterstützten Notebook? Ihr konntet es euch vielleicht schon denken: Absolut problemlos. Es funktionierte alles auf Anhieb, auch zum Beispiel alle Funktionstasten zum Dimmen des Displays oder zum Anpassen der Lautstärke. Das System fühlt sich mit Win 11 sogar etwas schwuppsiger an. Ich betone: Fühlt sich an, wirklich schneller läuft die Software nicht, aber auch nicht langsamer. Ich habe auch ein paar Benchmarks vor und nach dem Upgrade laufen lassen – die Unterschiede liegen so ziemlich im Bereich der Messtoleranz. Und ganz wichtig: Obwohl Microsoft mehrfach betont, dass sie auf nicht unterstützten Systemen keine Updates garantieren, sind auf meinem Notebook bereits mehrere Updates über Windows Update angekommen. Wir gehen in der c’t-Redaktion auch davon aus, dass Microsoft kein Interesse daran hat, Windowse in freier Wildbahn ohne Sicherheitspatches laufen zu haben, wir denken also, dass es auch für offiziell nicht unterstützten Rechner weiterhin Updates gibt. Falls ihr ein solches System länger benutzen wollt, solltet ihr aber ein bisschen die Augen offen halten, dass da wirklich immer alle Updates kommen.

Also alles super soweit mit Windows 11 auf meinem Notebook – die große Frage deshalb: Warum hat Microsoft entschieden, diese CPU nicht zu unterstützen? Stecken die mit den Hardware-Herstellern unter einer Decke und wollen deren Verkäufe pushen? Tja – darüber kann man nur spekulieren. Ein Grund könnte auf jeden Fall noch sein: Langfristig hätte Microsoft gerne auf allen Rechnern Virtualization-based Security (VBS) aktiviert, was das ist, erklären wir in diesem Video hier. VBS bringt wirklich einen Sicherheitsvorteil, braucht aber kompatible Treiber und kann auch Leistungseinbrüche verursachen. Deshalb, das ist unsere These, unterstützt Microsoft nur CPUs offiziell, die 100 Prozent VBS-safe sind und bei denen eingeschaltetes VBS im Alltag zu keinen spürbaren Nebenwirkungen kommt.

Standardmäßig eingeschaltet ist VBS übrigens auf den bislang von mir getesteten Windows-11-Systemen nicht; ob das bei euch der Fall ist, seht, wenn ihr „systeminformation“ im Startmenü eingebt und startet. Mein Fazit jedenfalls: Windows 11 dürfte auf den meisten Systemen, auf denen Windows 10 ordentlich läuft, auch ordentlich laufen. Und man kann Windows 11 ja auch glücklicherweise überall installieren – nur hat Microsoft den Upgrade- und Installationsprozess auf nicht unterstützten System offenbar bewusst supernervig gestaltet. Aber zumindest geht es. Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Gerne hier in die Kommentare schreiben. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)