Brennelementefabrik in Lingen: Rosatom zieht Antrag auf Beteiligung zurück

TVEL, Tochter des russischen Konzerns Rosatom, wollte sich eigentlich mit dem französischen Betreiber der Fabrik zusammentun. Daraus wird offenbar nichts.

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Robert Habeck am Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine.

(Bild: phoenix.de)

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Die Rosatom-Tochter TVEL will sich offenbar nicht mehr an der Brennelemente-Produktion in Lingen beteiligen. Der Antrag des russischen Unternehmens liege nicht mehr seinem Ministerium vor, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck soeben auf einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstag. Der Antrag sei schon vor ein paar Tagen zurückgezogen worden. Details dazu wurden nicht bekannt.

Die dortige Brennelemente-Fabrik wird von Advanced Nuclear Fuels betrieben, einer Tochter von Framatome, die wiederum dem französischen AKW-Betreiber EDF gehört. Zusammen mit TVEL, das dem russischen Rosatom-Konglomerat angehört, wollten sie künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen in Lingen nukleare Brennelemente herstellen. Ein Antrag dafür lag dem Bundeskartellamt seit Februar 2021 vor.

Deutschland hatte zwar 2011 kurz nach dem Super-GAU von Fukushima Daiichi den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, das betrifft aber nur die Energieerzeugung in Atomkraftwerken, nicht aber die Brennelemente-Fabrik in Lingen. Im März 2021 hatte das Bundesumweltministerium der vorigen CDU/CSU-SPD-geführten Regierung gefordert, dass alle Atomfabriken in Deutschland geschlossen werden. Außer in Lingen gibt es einen weiteren Standort in Gronau in Nordrhein-Westfalen, an dem Urenco Uran anreichert.

Das Bundesumweltministerium sagte dazu im Januar gegenüber heise online, es sei weiterhin grundsätzlich der Auffassung, "dass unser Atomausstieg nicht mit der Produktion von Brennstoff und Brennelementen für Atomanlagen im Ausland vereinbar ist". Das Ministerium prüfe unter Einbeziehung anderer betroffener Ressorts das weitere Vorgehen im Lichte des Koalitionsvertrags.

Gegen den geplanten Einstieg einer russischen Firma waren jüngst Proteste laut geworden. "Diese Pläne untergraben den für Ende 2022 in Deutschland anvisierten Atomausstieg und sind ein gefährlicher Türöffner für die russische Atomindustrie", hatte Alexander Vent vom Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland gesagt. Zusammen mit französischen und russischen Anti-Atomkraftaktivisten hatte das Bündnis in einem Appell die Befürchtung geäußert, die Kooperation von Framatome und Rosatom könne dazu führen, dass die russische Atomindustrie Teile der Brennelementeproduktion von Russland nach Deutschland auslagert, auch um unbequeme EU-Sanktionen im atomaren Bereich zu unterlaufen.

(anw)